Open Air mit "Django 3000" und vielen anderen:Feiern mit Freunden

Das "Mitanand"-Open-Air des Bayerischen Jugendrings am Karlsfelder Jugendhauses wartet nicht nur mit namhaften Bands auf, es setzt auch ein klares Zeichen für eine offene, friedliche Gesellschaft

Von Thomas Altvater, Karlsfeld

In Woodstock fand 1969 das erste große und vermutlich bekannteste Open-Air-Festival der Welt statt. Es sollte ein Zeichen sein, der Freiheit, der Menschlichkeit und des friedlichen Miteinanders in einer Zeit, in der sich zwei Machtblöcke mit einem Arsenal von Nuklearwaffen gegenüberstanden. Heute, 48 Jahre später, nehmen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit spürbar zu. Ein Grund, sich die Werte aus der Gründerzeit der Open-Airs wieder stärker ins Bewusstsein zu rufen.

In etwas kleinerem Rahmen soll das nun auch am Jugendhaus am Karlsfelder See geschehen. Dort findet am Samstag, 9. September, das erste "Mitanand"-Open-Air des Bayerischen Jugendrings (BJR) statt. Ein Fest, mit dem der BJR auf die Arbeit mit jungen Flüchtlingen aufmerksam machen will. Und dafür konnten die Organisatoren namhafte Headliner begeistern.

Das facettenreiche und bunte Line-up bildet das Grundgerüst des Open-Airs. Es sei eine Herausforderung gewesen, passende Musiker zu finden, sagt Julia Jäckel, doch genau das ist dem BJR gelungen. Um 14.30 Uhr eröffnet das Refugee Rap Squad das "Mitanand"-Open-Air. Geflüchtete Musiker haben die Hip-Hop-Band vergangenes Jahr gegründet unter Leitung des Regensburger Rappers Achim Schneemann. Kennengelernt haben sie sich, als Schneemann einen Workshop in einer Berufsschule leitete. In ihren Songs erzählen die Rapper Geschichten über Krieg, ihre alte Heimat und die Flucht. Traurig, aber voller Energie.

Die siebenköpfige Band Yohto aus Nürnberg ordnet sich irgendwo zwischen elektronischen Clubsounds und karibischen Offbeats ein. Mit ihren groovigen Liedern gewannen sie den Nürnberger Kulturpreis. Um 16 Uhr spielen sie auf dem Mitanand Open Air.

Überregional bekannt ist die Allgäuer Band Rainer Von Vielen. Sie selbst bezeichnen ihre Musik als Bastard-Pop, eine Mischung aus deutschem Hip-Hop, Indie und Reggae. Mit ihren zeitkritischen Songs gewannen die Musiker 2005 den gesellschaftskritischen Protestsongcontest in Österreich. Um 19.30 Uhr zeigt der Singer-Songwriter Jesper Munk, wieso er von vielen Kritikern so hoch gelobt wird. Der 22-Jährige Münchner mit dänischen Wurzeln hat sich dem Blues und Soul verschrieben. Mit Erfolg, wie man sieht.

Großer Headliner des Mitanand Open Airs ist die bayerische Pop-Folk-Band Django 3000 aus dem Chiemgau, die beim Dachauer Musiksommer im vergangenen Jahr 1200 Fans auf den Rathausplatz zog. Mit Mundart-Gesang untermalen sie ihre treibenden Rhythmen. Ihre erste Single "Heidi" wurde im Internet fast zwei Millionen mal geklickt. Mit ihrem Auftritt um 21.30 Uhr schließen sie das Open Air ab.

Das "Mitanand" beschränkt sich keinesfalls nur auf Musik, auch abseits der Bühnen erwartet die Besucher ein vielfältiges Programm. "Es wird nicht nur gefeiert, es soll auch einen Austausch geben", sagt Julia Jäckel. Im Zelt der Begegnung können die Besucher diskutieren und debattieren. Mit einem zu einer Videostation umgebauten Anhänger reist der Kreisjugendring Augsburg-Land an. Wer Wünsche oder Botschaften an die Politiker in Berlin los werden will, der ist hier richtig. Die Kommunale Jugendarbeit Straubing bietet einen Poetry-Slam-Workshop mit der bayerischen Meisterin Teresa Reichl an. Zudem werde viel gebastelt, viel gebaut, viel gemalt, sagt Jäckel. Und wer hungrig wird, hat die Auswahl zwischen Burgern, veganem Essen, Pizza oder Crêpes.

Im Jahr 2015 startete der BJR sein Aktionsprogramm "Flüchtlinge werden Freunde". Viele Kinder und Jugendliche flohen damals ohne Eltern nach Deutschland, vor allem aus Afrika oder dem Nahen Osten. Immer wieder vergäßen die Menschen, dass die jungen Geflüchteten nun ein Teil unserer Gesellschaft seien, sagt Jäckel. Die Jugendarbeit will den jungen Flüchtlingen eine Stimme geben. Mit Sprachkursen, Ausflügen und vielen weiteren Angeboten unterstützen die Jugendarbeiter sie.

"Mit dem Open Air wollen wir uns bedanken bei all denen, die sich in der Jugendarbeit mit den Geflüchteten engagiert haben", sagt Jäckel. Dafür haben sich nun Jugendarbeiter aus ganz Bayern gefunden, die seit Mai das Rahmenprogramm planen. Bei der Organisation seien auch die jungen Geflüchteten zu einem kleinen Teil miteinbezogen worden, so Jäckel.

Am Samstag wünscht sie sich gutes Wetter und vor allem ein buntes Publikum, das friedlich und "mitanand" feiert. "Egal ob es die Elfjährige mit ihrem Papa oder die rüstige 60-Jährige ist", sagt Jäckel. "Jeder ist willkommen."

Das Open Air ist kostenlos. Beginn am Jugendhaus am Karlsfelder See ist um 12 Uhr. Das Programm kann unter www.fluechtlinge-werden-freunde.de eingesehen werden.

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