Open-Air-Ausstellung:Flieg, Fahrrad, flieg

Der Bildhauer Ulrich Hochmann lädt mit einer Reihe befreundeter Künstler zu einer Freiluftausstellung in seinen Garten ein. "Kunstland 1" nennt sich das originelle Projekt. Weitere sollen folgen

Von Petra Neumaier, Sulzemoos

Ein altes Bauernhaus, ein alter Stadl, eingewachsen in alten Rosenbüschen, beschattet von alten Obstbäumen. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein auf dem Sulzemooser Grundstück, um das sich die Hauptstraße eng windet. Erst ver-wundert, dann bewundernd steht man da und weiß zunächst nicht so recht, wonach man suchen soll: Gehört der unförmige Stein zur Ausstellung? Die Aluleiter am Kirschbaum vermutlich nicht, wohl aber der grob gehauene Granit darunter. Oder doch nicht? Und was ist mit den verblassten Bildern? Den winzigen Figürchen, die wie zufällig auf dem Tisch stehen? Je mehr die Augen im Garten des Künstlers Ulrich Hochmann suchen, desto mehr entdecken sie. Bewegliche Granitbrocken, bunte Bilder, große Holzstatuen und sogar ein aus Hasendraht gefertigtes Rennrad, das zwischen zwei Obstbäumen frei zu schweben scheint. Zusammen mit acht weiteren Kunstschaffenden hat der Bildhauer das "Kunstland 1" geschaffen, dem hoffentlich noch weitere folgen werden.

Kunstland 1

Zwischen den Baumwipfeln findet sich das Schwebende Drahtfahrrad von Friedo Niepmann.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

"Beuys don't cry" sagen die aus Steinen gehauenen Buchstaben - und weinen würde er wirklich (vermutlich) nicht, könnte er da sein. Perfekt bilden die außergewöhnlichen, kreativen und staunenswerten Kunstobjekte in dieser natürlichen Umgebung eine Symbiose. Mit dem herrlichen Bauerngarten, mit den Mauern, mit dem Gebälk - eine Verbindung mit der Zeit, die in Wort aus Steinen Groß und Klein hier und da immer wieder wie aus dem Nichts auftaucht. Worte wie dahingeschrieben von Tobias Freude, der auch weitere, in Stein gehauene oder gehöhlte Objekte zeigt.

Kunstland 1

Die Kleinskulpturen von Christiane Osann haben sommerlichen Flair.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Ein Großteil der Exponate stammt von Gastgeber Ulrich Hochmann selbst. Seit 15 Jahren hier wohnhaft fand er es an der Zeit, den Garten nicht nur für seine Werke zu nutzen, sondern auch weiteren befreundeten Künstlern als Open-Air-Galerie zur Verfügung zu stellen. Der Steinbildhauer, der seit den frühen 1990er Jahren nicht nur große Monumente schafft, bringt auf faszinierende Weise hartes Gestein durch Scharniere und Formen in sanfte Schwingungen und gänzlich andere Formen - und auch zum Tönen. "Felsen sind alles andere als langweilig", beweist er und erweckt harten Stein zum Leben.

Kunstland 1

Ruth Strähuber ist auf der Ausstellung mit dieser Malerei vertreten.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Lebendig erscheinen auch die Figuren aus Holz von Christina Ossan. Ob die beiden strammstehenden Burschen, die sie in Dachpappe kleidet oder die Frau, die sich die Maske abnimmt. Jene findet sich sogar als kaum ein Zentimeter großes Holzfigürchen auf einem Tisch am Eingang wieder - zusammen mit anderen Alltags-, Urlaubs- oder sonstigen Szenen.

Ein absoluter Hingucker ist das schwebende Fahrrad des eigentlich mit Holz arbeitenden, Olchinger Künstlers Friedo Niepmann, in Perfektion aus starrem Maschendraht und bis ins kleinste Detail geformt. Sogar die Räder sollen sich drehen, allein das Draufsetzen verbietet sich bei diesem filigranen Werk von selbst.

Kunstland 1

Kunst mit Rückgrat: Ulrich Hochmann und seine elastische Stele.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Auch eine Reihe von Bildern sind zu sehen. Große digital erstellte Ausdrucke, zum Beispiel von Johann Karl, die es nur in geringer Stückzahl gibt und die hier, dem Wind und Wetter ausgesetzt, zu einer Sonderedition reifen. Oder Drucke von Alfred Ulrich, die in Kreise gerissen im Wind baumeln. Sehr kreativ sind zudem seine in Metallplatten geprägten, zerdellten Bierdosen. Kunst ist halt das, was man daraus macht. Beeindruckend auch die Bilder von Ruth Strähhuber, die mit Fotografien und Malereien lange Blicke auf ihre Objekte zieht.

Christian Engelmann hingegen berührt mit seinem einfachen Steinblock, auf dem eine elektronische Laufschrift das Leben seiner Großeltern zu deren Gedenken wiedergibt. Im Stadl ist Martin Stiefel mit drei Filmen über seine kreative wie künstlerische Arbeit auf der Leinwand zu sehen - zum Beispiel, wie er mit einem Baggerarm ein Bild auf eine große Leinwand malt.

Langeweile kommt bei den Besuchern in dieser Open-Air-Galerie jedenfalls nicht auf. Staunend gehen sie noch einmal und noch einmal durch den Garten und den Stadl und entdecken dabei immer wieder neue Objekte, wackeln hier, streicheln dort. Ulrich Hochmann ist hochzufrieden. Dass das "Kunstland 1" nicht das letzte sein wird, ist deshalb so gut wie sicher. "Vielleicht gibt es schon im nächsten Jahr ein weiteres."

Die Ausstellung ist in der Hauptstraße 14 in Sulzemoos noch an diesem Wochenende, 24. und 25. Juli, jeweils von 10 bis 18 Uhr zu sehen - oder nach telefonischer Vereinbarung unter 0179/134 42 95.

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