Oktoberfest:"Zu uns kommt nicht das extreme Partyvolk"

Oktoberfest: Nach zwei Jahren Pandemiepause strömen wieder tausende Menschen auf das Oktoberfest, einige von ihnen kommen auch im Landkreis Dachau unter.

Nach zwei Jahren Pandemiepause strömen wieder tausende Menschen auf das Oktoberfest, einige von ihnen kommen auch im Landkreis Dachau unter.

(Foto: Florian Peljak)

Wegen der Wiesn steigen auch die Preise für Hotelzimmer in Dachau. Wie teuer eine Übernachtung und wie groß die Nachfrage bei den Hoteliers ist.

Von Anna Schwarz, Dachau

Der Countdown läuft. An diesem Samstag wird Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) das erste Fass Bier auf der Wiesn anzapfen. Nach zwei Jahren Pandemiepause strömen wieder tausende Menschen in die Landeshauptstadt, um auf dem Oktoberfest für mindestens 12,80 Euro eine Mass Bier zu trinken. Nach dem Bierzeltbesuch brauchen sie natürlich einen Schlafplatz zum Auskurieren. In München sind die Zimmer heiß begehrt und teuer - deshalb weichen einige Wiesnbesucher auch auf Hotels im Landkreis Dachau aus.

Für Hotelier Anton Burgmeier gehören die Wiesn und die Sommermonate zur Hauptsaison. An den Wiesnwochenenden seien die 19 Zimmer in seinem Hotel Burgmeier in Dachau "gut belegt", sagt der 35-Jährige, unter der Woche hätten sich eher Geschäftsleute eingebucht: "Wahrscheinlich weil ihnen die Zimmer in München zu teuer geworden sind." In diesem Jahr sei die Nachfrage jedoch reservierter gewesen, normalerweise werde schon Monate vor der Wiesn reserviert: "Dieses Jahr wurde eher kurzfristiger gebucht." Das lag wohl daran, dass lange unklar war, ob das 187. Oktoberfest in Pandemiezeiten auch stattfinden kann.

"Während des Oktoberfests haben wir immer höhere Preise"

Nun aber empfängt Anton Burgmeier Gäste aus Deutschland, den Niederlanden, Italien, Österreich und ein Großteil komme aus den USA, "das war schon in den vergangenen Jahren so", erzählt er. Im Durchschnitt bleiben die Wiesngänger zwei oder drei Nächte. Für eine Nacht vergebe er aktuell keine Zimmer, weil sonst zu viel leer stünde. Manche seiner Oktoberfestgäste besuchen auch Freunde oder Verwandte in der Region oder sehen den Wiesnbesuch als Teil ihres Deutschland-Trips. "Zu uns kommt nicht das extreme Partyvolk, sondern eher ein gemäßigtes Publikum, das vom Halligalli in München seine Ruhe sucht."

Oktoberfest: Der Dachauer Hotelier Anton Burgmeier mit Ehefrau Angelika und Tochter Maria.

Der Dachauer Hotelier Anton Burgmeier mit Ehefrau Angelika und Tochter Maria.

(Foto: Toni Heigl)
Oktoberfest: Für ein Doppelzimmer während der Wiesn zahlt man im Hotel Burgmeier 149 Euro.

Für ein Doppelzimmer während der Wiesn zahlt man im Hotel Burgmeier 149 Euro.

(Foto: Toni Heigl)
Oktoberfest: Michael Groß ist Chef des gleichnamigen Drei-Sterne-Hotels in Bergkirchen.

Michael Groß ist Chef des gleichnamigen Drei-Sterne-Hotels in Bergkirchen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Für ein Doppelzimmer während der Wiesn zahlt man im Hotel Burgmeier 149 Euro: Inwiefern wiesnbedingt erhöht wurde, möchte Burgmeier zwar nicht verraten: "Aber während des Oktoberfests haben wir immer höhere Preise." Im Grunde genommen seien die Wiesnbesucher "ganz normale Gäste", es gebe nur wenige Besonderheiten: "Oft kommen sie etwas später zum Frühstück, sitzen ein bisschen länger und trinken das ein oder andere Glas Wasser mehr in der Früh", sagt Burgmeier und lacht.

Konkurrenzdruck unter den Hotels im Landkreis steigt

Im Gegensatz zu Dachau hat Bergkirchen zwar keinen S-Bahn-Anschluss, trotzdem kommen auch dort Wiesngäste unter. Im Durchschnitt übernachten sie ein bis drei Nächte, erzählt Michael Groß, Chef des gleichnamigen Drei-Sterne-Hotels in Bergkirchen: "Vor allem in der ersten Wiesnwoche sind wir gut gebucht." Zu seinen Gästen gehören eher Geschäftsleute, die von ihrer Firma auf die Wiesn eingeladen werden und auch mal "ein kleines Rauschal haben", aber mit denen es keine Probleme gebe. Von Bergkirchen aus nehmen sie sich entweder ein Taxi zur S-Bahn oder werden sogar via Shuttle-Service ihrer Firma auf das Oktoberfest chauffiert.

Ähnlich wie in anderen Hotels seien auch die Zimmerpreise im Hotel Groß während der Wiesn "ein bisschen teurer", sagt der Hotelier: "Aber immer noch günstiger als in München."

"Vor der Pandemie war der Andrang bei uns sehr groß, jetzt ist es wie ausgestorben"

Eine Google-Vergleichsanalyse zeigt, dass der durchschnittliche Preis für ein Doppelzimmer in einem Zwei-Sterne-Hotel in München am zweiten Wiesnwochenende bei 275 Euro liegt - statt den sonst üblichen 75 Euro. Wer hingegen nach dem Wiesnanstich in Bergkirchen nächtigt, zahlt für ein Einzelzimmer mit Frühstück 140 Euro.

Doch auch Michael Groß muss während der Wiesn darauf achten, dass er beim Zimmerpreis nicht zu viel draufschlägt. Denn der Konkurrenzdruck unter den Hotels im Landkreis steige, stellt Groß fest, der ebenfalls Dachauer Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) ist. In den vergangenen Jahren hätten einige neue Hotels, unter anderem in Dachau und im Bergkirchner Gewerbegebiet an der Autobahn (Gada), eröffnet und damit gebe es "tausende Zimmer" im Landkreis. Während der Wiesn haben Unterkünfte in Orten mit S-Bahn-Anschluss zwar bessere Karten, aber auch Groß kann sich nicht über die Buchungen beschweren, "auch wenn es nicht mehr so ist, wie's schon mal war".

Auch die Chefin des Dachauer Hotels "Drei Löwen", Christine Maria Koch, stellt fest, dass die Buchungen der Wiesngänger in diesem Jahr zurückgegangen sind: "Vor der Pandemie war der Andrang bei uns sehr groß, jetzt ist es wie ausgestorben", erzählt sie. Zum ersten Wiesnwochenende seien ihre 14 Zimmer zwar "gut gebucht", für die restlichen Oktoberfesttage habe sie aber noch Kapazitäten: "Das kann ja noch werden", sagt sie optimistisch. In der Vergangenheit habe sie Oktoberfest-Fans aus aller Welt beherbergt, heuer sei das anders, die meisten Gästen sind deutschsprachig, Amerikaner reisen dieses Jahr gar nicht an. Woran der Gästeschwund liegen könnte? Manche haben wohl Angst, dass sie sich bei der Wiesn mit Corona infizieren, schätzt sie und: "Einige können sich Oktoberfest und Hotel wohl nicht mehr leisten", angesichts der gestiegen Energiepreise, vermutet Koch.

Tourismus in der Stadt Dachau erholt sich

Nach Monaten mit pandemiebedingten Lockdowns und Reisebeschränkungen teilt das Tourismusbüro der Stadt Dachau mit, "dass sich die Übernachtungen in der Stadt wieder gut erholt haben". Im Juli diesen Jahres wurden 23 000 Übernachtungen registriert, also ein Plus von rund 214 Prozent im Vergleich zum Juli 2021.

Auch das diesjährige Oktoberfest locke wieder Touristen nach Dachau: "Die aktuelle Buchungslage ist nach unseren Informationen zumindest sehr gut", teilt das Tourismusbüro mit: "Auch die European Championships haben wir deutlich zu spüren bekommen", sie fanden im August in München statt.

Während des vergangenen Oktoberfestes 2019 verzeichnete die Stadt im damaligen September rund 14 800 Übernachtungen und im Oktober rund 14 500 Übernachtungen: "2019 war eines unserer besten Jahre mit knapp 160 000 Übernachtungen" - bevor die Pandemie im Frühjahr 2020 begonnen hat.

2022 hat die Stadt bislang von Januar bis Juli rund 62 600 Übernachtungen verzeichnet - immerhin ein Plus von rund 125 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusCoronavirus
:Das Fieber nach dem Fest

Die Inzidenz im Landkreis Dachau ist zuletzt sprunghaft gestiegen - wie überall, wo Volksfeste stattfanden. Mediziner warnen davor, das Oktoberfest in München als Ansteckungsort zu unterschätzen, sind in manchen Punkten jedoch uneins.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: