ÖDP Dachau:Aus Angst vor dem Super-Gau

Die ÖDP im Landkreis gibt nicht auf: Alle Dachauer sollen Jodtabletten bekommen. Dem Kreistag gefällt der Vorschlag gar nicht.

Robert Stocker

Soll der Landkreis an alle Haushalte Jodtabletten verteilen, damit die Bürger sie bei einer Atomkatastrophe schnell zur Hand haben? Von dieser Notwendigkeit ist zumindest die ÖDP überzeugt, die mit einem entsprechenden Antrag im Kreisausschuss mangels Zuständigkeit des politischen Gremiums abblitzte.

Brennelementesteuer

Die Dachauer ÖDP will an alle Haushalte im Landkreis Dachau Jodtabletten verteilen - nur vorsichtshalber, falls ein Atomkraftwerk hochgeht.

(Foto: dpa)

Jetzt schob die ÖDP einen zweiten Antrag nach mit dem Ziel, der Kreistag möge eine Resolution beschließen, in der an die Bundesregierung appelliert wird, die vorsorgliche Verteilung der Jodtabletten durch die Kreisbehörde zu ermöglichen. Auch diesen Antrag schmetterte der Ausschuss ab - nach einer Diskussion, die teilweise ziemlich hitzig verlief.

Bisher sind die Kaliumjodidtabletten bayernweit in zentralen Depots gelagert. Im Fall einer Reaktorkatastrophe, argumentiert die ÖDP, würde die Verteilung an die Bürger zu lange dauern, weil die Infrastruktur zusammenbreche und die Behörden organisatorisch überfordert wären. Außerdem müssten die Tabletten eingenommen werden, wenn das radioaktive Jod eingeatmet werde; schon 24 Stunden später hätten die Tabletten keine Wirkung mehr.

Irene Peter-Konwitschny, Leiterin der Abteilung für öffentliche Sicherheit und Ordnung am Landratsamt, gab jedoch zu bedenken, dass nur die Katastrophenschutzbehörde entscheiden könne, ob eine Einnahme der Tabletten notwendig sei. Außerdem bestehe die Gefahr, dass vorsorglich an die Haushalte ausgeteilte Tabletten im Ernstfall verschwunden seien.

Auch Apotheken könnten das Medikament schnell herstellen, sagte Hans Bergemann, Leiter des Gesundheitsamts. Da verlor ÖDP-Fraktionschef Georg Weigl die Fassung: Er warf Bergemann "unverantwortliches Gelaber" vor, weil Recherchen der ÖDP ergeben hätten, dass Apotheken dazu eben nicht in der Lage seien.

Landrat Hansjörg Christmann (CSU) rief Weigl zur Mäßigung auf. Auch CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Offenbeck wurde emotional und nannte den ÖDP-Antrag "maßlos". "Der Bürger wird nur verunsichert, aber erreicht wird dadurch nichts."

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