Süddeutsche Zeitung

Odelzhausen:Ungewöhnliche Regelung für Ausgleichsflächen

Wie aus dem Mathebuch: Odelzhausen, Sulzemoos und Pfaffenhofen berechnen die Flächen für den Schulbau nach ihrem jeweiligen Schüleranteil.

Von Horst Kramer, Odelzhausen

Der Odelzhausener Schulverband hat sich eine ungewöhnliche Regelung ausgedacht, um Ausgleichsflächen für den Neubau der Schulen zu organisieren. Die Aufgabenstellung könnte aus dem Mathematikunterricht stammen: Drei Gemeinden bauen eine Schule. Zusammen müssen sie 6993 Quadratmeter an Ausgleichsflächen für den Neubau schaffen. Wie viel Fläche entfällt auf jede Gemeinde?

Die Antwort wäre ein Drittel, mithin 3331 Quadratmeter - doch Kommunalpolitik folgt nicht immer der Logik der reinsten aller Wissenschaften.

Im kommunalpolitischen Alltag lauten die Fragen normalerweise: Wo finden sich geeignete Flächen? Welcher Kommune gehören sie? Wie entschädigen die anderen beiden Gemeinden den Grundbesitzer? An der letzten Frage könnten selbst Freundschaften scheitern, zumal im Münchner Umland, in dem Grund und Boden reines Gold wert sind. Noch dazu, wenn es sich um die drei Kommunen Odelzhausen, Pfaffenhofen an der Glonn und Sulzemoos handelt - das Trio war bis Ende des vergangenen Jahres in einer Verwaltungsgemeinschaft miteinander verbandelt; deren Auflösung hinterließ bei manchem Beteiligten schlecht verheilte Narben.

Auf jeden Schülerentfallen etwa13 Quadratmeter Natur

Umso überraschender ist es, dass die Bürgermeister Gerhard Hainzinger (Sulzemoos, CSU), Markus Trinkl (Odelzhausen, parteifrei) und Helmut Zech (Pfaffenhofen, CSU) sich auf ihre Mathe-Kenntnisse besannen und eine ziemlich simple Lösung fanden: "Das Einfachste und Gerechteste ist es, wenn wir den Schüleranteil auf die Fläche umlegen, die jede Gemeinde beizusteuern hat", erklärt Odelzhausens Rathauschef Markus Trinkl.

Der Dreisatz lautet daher: Zu Schuljahresbeginn besuchten 524 Kinder und Jugendliche die Lehranstalten. Genau die Hälfte stammt aus Odelzhausen, 124 kommen aus Pfaffenhofen sowie 138 aus Sulzemoos. Wie groß ist der Flecken Natur, für den jeder Schüler und jede Schülerin in den Heimatgemeinden sorgt? Antwort: 13,34 Quadratmeter.

In Odelzhausen addiert sich das auf 3496 Quadratmeter, die in der sogenannten "Mergelgrube" bei Sittenbach liegen. Die Pfaffenhofener Kinder und Jugendlichen haben für rund 1654 Quadratmeter Grün im Glonntal gesorgt und der Sulzemooser Nachwuchs darf sich über 1842 Quadratmeter Natur freuen, die laut Bürgermeister Gerhard Hainzinger am Steindlbach in der Nähe der Kläranlage eingerichtet werden. Fazit: Mathematik (und gesunder Menschenverstand) helfen auch im kommunalpolitischen Alltag.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3421570
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 16.03.2017/gsl
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.