Süddeutsche Zeitung

Odelzhausen:"In der Wiege lebt es sich famos"

Pfleger und Bewohner des Heimes für behinderte Kinder und Jugendliche in Odelzhausen haben eine eigene Hymne komponiert. Die Einrichtung, die ihren Schützlingen seit 1966 ein Zuhause gibt, wird jetzt gründlich saniert

Von Fam Marie Schaper, Odelzhausen

"In der Wiege ist immer etwas los, in der Wiege lebt es sich famos", so lautet eine Strophe der Hymne des Odelzhausener Kinderheims. "Die Wiege" bietet schwerst- und mehrfachbehinderten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein Zuhause. Zusammen mit ihren Pflegern singen sie immer in schönen Momenten ihr Lied - Ausdruck der Freude. So ein Anlass bot sich jetzt wieder: Die neue Außenstelle des Heims wurde feierlich eingeweiht. Die Außenstelle befindet sich im Gebäude des vormaligen katholischen Kindergartens Sankt Benedikt in der Burgfeldstraße. Da eine Renovierung der Stammhäuser nötig wurde - die Einrichtung muss an die Erfordernisse einer zeitgemäßen Behinderteneinrichtung angepasst werden-, suchten die Pfleger nach einer Möglichkeit, Wohngruppen in einer Übergangsbleibe unterbringen zu können. Glücklicherweise fanden sie ein Ersatzgebäude, das sich gleich in der Nähe der Stammhäuser befindet, nur einige Straßen weiter.

Acht Jugendliche und ihre Pfleger sind bereits in die Außenstelle umgezogen. Die Räume bieten noch Platz für eine weitere Wohngruppe. Obwohl das Heim in den kommenden fünf Jahre nach und nach generalsaniert wird, können die Bewohner der Außenstelle vermutlich schon im Herbst 2016 wieder ins Stammhaus zurückziehen, wie die Heimleitung in einer Presseerklärung mitteilte. Seit nun mehr 1966 ist die Wiege eine Heimat für schwerst- und mehrfachbehinderte Kinder. Gegründet wurde die Einrichtung von der Säuglingsschwester Elisabeth Barth, bis heute ist das Haus ein Familienbetrieb. Monika Zimmer - heutige Leiterin des Heims - ist die Tochter der Gründerin und schon seit 27 Jahren in der Einrichtung tätig.

Inzwischen beherbergt das Stammhaus fünf Wohngruppen in vier verschiedenen Gebäuden und bietet Platz für 38 junge Menschen. Alle Kinder sind hier willkommen. Die jüngsten im Heim sind noch Säuglinge und können bis zu ihrem 20. Lebensjahr in der Wiege leben. In dieser Zeit sorgt das 90-köpfige Team dafür, dass alle Jugendlichen 24 Stunden am Tag und an 365 Tagen im Jahr einen Pfleger an ihrer Seite haben, der sie in allen Lebenslagen unterstützt. Der Leitung des Heims sei es wichtig, dass die Kinder nicht nur betreut, sondern auch liebevoll behandelt und individuell therapeutisch gefördert würden.

Dieses Konzept wurde auch von vielen Bürgern gelobt, die bei der Einweihung der neuen Außenstelle anwesend waren. Landrat Stefan Löwl (CSU) bezeichnete das Heim als "Vorzeigeeinrichtung", die weit über den Landkreis Dachau hinaus bekannt sei. Er wünschte dem Team um Geschäftsführerin Monika Zimmer viel Kraft für ihre Arbeit und Freude im neuen Haus. Josef Mederer (CSU), Bezirkstagspräsident von Oberbayern, sagte, er sei dem Heim schon seit 40 Jahren eng verbunden. In dieser Zeit habe er hautnah miterlebt, wie der Bedarf nach ganzheitlichen Angeboten in der Behindertenarbeit, die von der Wiege mustergültig vorgehalten und angeboten würden, immer weiter gestiegen sei. Vor allem den Umgang mit den Schützlingen bewundere er. "Die Liebe, Empathie und Zuwendung, die die Pfleger jeden Tag den Kindern entgegenbringen, ist das, was die Einrichtung ausmacht."

Die öffentlichen Mittel für das Heim bezeichnete er als gut genutzt, denn erfolgreiche Inklusion gebe "es nicht zum Nulltarif". Und Odelzhausens Bürgermeister Markus Trinkl bekundete ebenfalls großen Respekt. Er versicherte, dass die Wiege bei allen großen und kleinen Anliegen weiter auf die volle Unterstützung der Gemeinde und des Bürgermeisters zählen dürfe. Die engagierten Pfleger und die Einrichtung selbst erhielten auch Zuspruch von den Kirchen: Der katholische Pfarrer Richard Nowik und Joachim Erbrich von der Evangelischen Kirche erbaten mit einem ökumenischen Gebet den Segen Gottes für das Gebäude und für alle Bewohner und Betreuer, die dort künftig ein und ausgehen, wie sie sagten.

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Quelle:
SZ vom 20.11.2015
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