Odelzhausen:Gutachter stärkt Eltern den Rücken

Gemeinschaftsschulen sind ein Megatrend in Deutschland. Das bayerische Kultusministerium lehnt eine solche Schulform derzeit ab. Aber viele Eltern in Odelzhausen wünschen sich dieses Modell, denn die Gemeinde wäre als Standort grundsätzlich geeignet.

Renate Zauscher

Das Ergebnis der Studie spricht eindeutig für eine Gemeinschaftschule und stärkt den Eltern in Odelzhausen den Rücken: Die Gemeinde wäre als Standort grundsätzlich geeignet. Zu diesem Schluss kommt ein Gutachten, das die drei im Schulverband zusammengeschlossenen Gemeinden Odelzhausen, Sulzemoos und Pfaffenhofen an der Glonn in Auftrag gegeben hatten. Die Gemeinderäte der drei Kommunen hatten im Frühjahr mehrheitlich dafür votiert, die Voraussetzungen für die Schaffung einer Gemeinschaftsschule prüfen zu lassen, die von einer Elterninitiative im Schulverband gefordert wird. Ernst Rösner, der am Institut für Schulentwicklungsforschung an der TU Dortmund arbeitet, hat die Untersuchung geleitet.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Martin Güll, der die Elterninitiative unterstützt, hatte den Fachmann vorgeschlagen. Im Frühsommer hatte Rösner die Odelzhausener Schule besucht und Gespräche mit der Schulleitung sowie Kommunalpolitikern geführt. Jetzt stellte Rösner seine Studie im Gasthof Harner in Sixtnitgern vor, in getrennten Veranstaltungen für die Schul- und Kommunalvertreter sowie das allgemeine Publikum. Demnach reichen die Schülerzahlen in Odelzhausen für die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule grundsätzlich aus. Zwar sei die Zahl der Schüler in den vergangenen zehn Jahren deutlich von 417 auf jetzt 345 gesunken, die am Ort die Grund- und Mittelschule besuchen. Laut Rösner zeichnet sich jedoch eine "leichte Konsolidierung" ab - trotz bundesweit sinkender Geburtenraten.

Rösner präsentierte zwei Modelle: Das erste geht vom "Status Quo" der letzten Jahre aus; das zweite bezieht das sich wandelnde "Schulwahlverhalten" der Eltern ein, die ihre Kinder zunehmend in Realschulen und Gymnasien, aber nicht mehr in Haupt- und Mittelschulen schickten. Bei der zweiten, dynamischen Modellrechnung gerät die Odelzhausener Mittelschule sehr rasch an die Grenzen zur Einzügigkeit. Bei einer weiteren, zu erwartenden "Abweichung nach unten" sei die Schule schließlich nicht mehr "lebensfähig", sagte der Fachmann. Rösner schließt nicht aus, dass es im schlimmsten Falle eines Tages nur noch eine Grundschule in Odelzhausen gibt. Auch die Frage der Kapazität des Schulgebäudes wurde untersucht: Bei einer zweizügig angelegten Mittelschule, die 66 Prozent der in Frage kommenden Kinder besuchen würden, könnten diese im Gebäude untergebracht werden. Anders sähe es bei einer Quote von 75 Prozent aus: Dann wären Investitionen für den Ausbau des Schulhauses oder zumindest für Übergangslösungen nötig.

In der Diskussion klärte Rösner auch die Kostenfrage: Zunächst würden Ausgaben nur für anderes Lernmaterial entstehen, die aber durch geringere Transportkosten ausgeglichen würden. Die Erstellung eines pädagogischen Konzepts veranschlagt der Gutachter mit Kosten von 6000 bis 7000 Euro. Das Konzept müsse im "Dialog zwischen Eltern und Lehrern" erarbeitet werden. Zunächst sollen alle betreffenden Eltern gefragt werden, ob sie die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule wünschen. Rösner und Güll stellten aber auch klar, dass eine solche Schulform derzeit vom bayerischen Kultusministerium und der Mehrheit im Landtag abgelehnt wird. Dennoch sehen sie eine Chance für die Zukunft: In fast zwei Jahren wird gewählt, und sowohl SPD wie Grüne forderten längeres gemeinsames Lernen der Kinder. Die Freien Wähler setzten sich, so Güll, zumindest für Modellversuche ein.

Es könnte jedoch noch andere Ursachen für eine Änderung des bayerischen Schulwesens geben: Rösner stellt fest, dass immer mehr Eltern sich gegen eine Bevormundung bei der Schulwahl wehren. Viele forderten eine Gemeinschafts- schule. Ein "Megatrend", der bereits heute die Schullandschaft in Deutschland nachhaltig verändere, sagt Rösner.

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