Im Stillen lesen, ist schon sehr viel wert. Aber wer vorlesen will, obendrein noch vor einem größeren Publikum, braucht Mut, sehr viel Mut sogar, und natürlich Können. Am meisten von allem hatte Jule Schrank von der Dachauer Grundschule im Stadtteil Augustenfeld. Sie gewann den Vorlesewettbewerb des Rotaryclubs bereits zum dritten Mal. Zweiter nach Jule wurde Corvin Böttger von der Grundschule Dachau-Ost und Dritte Lena Pemler von der Grundschule Schwabhausen. Außer den Schulen, welche die drei besten Vorleserinnen und Vorleser stellten, nahmen die Grundschulen in Odelzhausen, Vierkirchen, Karlsfeld Krenmoosstraße und Dachau Süd sowie die Klosterschule Dachau teil.
Der Rotary Club organisiert seit fünf Jahren einen Vorlesewettbewerb für Viertklässler in ganz Bayern. Seit 2011 wird er auch an allen Grundschulen im Landkreis von der Dachauer Sektion angeboten; acht Schulen mit jeweils zwei Kindern nahmen heuer in Odelzhausen daran teil. Nach einer kurzen und aufmunternden Begrüßung wurde es ernst für die zehn Mädchen und sechs Buben, die bereits in schulinternen Wettbewerben gewonnen hatten. Jeweils fünf Minuten sollten sie aus dem Buch "Vilja und die Räuber" der finnischen Autorin Siri Kolu vorlesen. Aussprache und Lautstärke, Betonung und Lebendigkeit des Vortrags sollten dabei von der Jury bewertet werden.
Jury-Mitglied Monika Trejo-Lidl machte jedem Kind vorab mit ein paar persönlichen Sätzen Mut und erklärte dabei, dass Lampenfieber eine ganz normale Sache sei, die einfach dazugehöre, wenn man vor einer Gruppe von Menschen stehe und zeigen wolle, was man kann. Um dieses "Zeigen, was man kann" geht es auch der Odelzhausener Rektorin Cordula Weber. Vorlesewettbewerbe wie den des Dachauer Rotary Clubs hält sie für eine ganz ausgezeichnete Sache, weil sie "Motivation und Anregung bietet, das eigene Leseverhalten zu verbessern", und vor allem auch, weil die Kinder dabei lernten, wie man Lebendigkeit in einen Vortrag vor Publikum hineinbringen könne - etwas, was an ihrer Schule ohnehin geübt und gefördert werde. Gerade in der heutigen Gesellschaft komme dem öffentlichen Vortrag immer mehr Bedeutung zu.
Gut lesen zu können, sei gerade auch in unserem digitalen Zeitalter "extrem wichtig", sagten Hans Stahl, Vorstandsmitglied im Rotary Club Dachau, und der letztjährige Präsident Jürgen Schreiner den in der Odelzhausener Schulmensa versammelten Kindern. Im Übrigen aber gehe es gar nicht nur darum, einen Sieger zu ermitteln, der in die nächste Zwischenrunde kommt und zuletzt am Vorlesewettbewerb von ganz Südwest-Bayern mitmachen kann: Es gehe darum, die Lust am Lesen zu fördern und dass sich alle, Kinder und Eltern, wohlfühlten an diesem Nachmittag. "Lest den Eltern vor - das ist für die eine spannende Sache, das lohnt sich", riet die Konrektorin der Odelzhausener Grund- und Mittelschule, Elke Fechter, den Kindern.
Schließlich standen die Mitglieder der siebenköpfigen Jury vor der schwierigen Aufgabe, den Sieger zu ermitteln. Die Entscheidung ist den Juroren anscheinend nicht leicht gefallen. Deshalb berichtete Hans Stahl von einem "sehr, sehr engen Kopf-an-Kopf-Rennen". Und das, obwohl der Text mit einigen "Stolperwörtern", wie es eine Mutter ausgedrückt hat, gar nicht so einfach war.
Das Mitmachen hat sich jedenfalls für alle gelohnt: Ein großer Büchertisch, zu dessen Bestückung der Buchvertrieb Blank in Pasenbach mit Spenden beigetragen hatte, wartete auf die Kinder. Darüber hinaus wird die vierte Klasse der Siegerschule zu einem Museumsbesuch ihrer Wahl eingeladen und die gastgebende Schule zu einer Führung durch das Nationaltheater in München.