Nur noch zum Einkaufen:Unerfüllbare Auflagen

Müller

Ludwig Kraus, Inhaber der Würmmühle.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Ludwig Kraus gibt das Mühlenfest am Pfingstmontag in Dachau auf

Von Anika Blatz, Dachau

Der Deutsche Mühlentag wurde als Thementag rund um das Mühlen- und Müllereiwesen in den Achtzigerjahren ins Leben gerufen. Auch der Dachauer Müller Ludwig Kraus, Inhaber der Würmmühle, hat sich mehr als 20 Jahre lang an dem jährlich am Pfingstmontag stattfindenden Aktionstag beteiligt und veranstaltete das beliebte Mühlenfest. Das ist nun vorbei.

Immer strengere Auflagen zur Lebensmittelhygiene und die Gewährleistung der Sicherheit der mehr als 3000 Besucher veranlassten ihn zu dieser Entscheidung: "Der Mühlentag war als Dankeschön an unsere Kunden gedacht und hat mir immer riesig Freude gemacht. Jetzt ist die Leichtigkeit des Seins bei dieser Sache weg", beschreibt Kraus das Dilemma. Er würde den Tag und das Fest gerne weiterhin ausrichten. Weil er ein zertifizierter Betrieb ist, muss bei den Führungen durch die Produktionsstätten aber stets Personal anwesend sein und aufpassen, dass sich die Gäste lebensmittelhygienisch korrekt verhalten. In den vergangenen Jahren wurde diese Aufgabe von fachkundigen Angestellten übernommen, die mittlerweile altersbedingt ausgeschieden sind. Er müsste nun für alle Teilnehmer der Führung Schutzanzüge, Kopf- und Mundschutz sowie Füßlinge zur Verfügung stellen. Finanzierung privat. "Zeitgeist der Panikmache", nennt Kraus das gesellschaftliche Phänomen. "Der Verbraucherschutz wird auf die absurdesten Spitzen getrieben." Das bestätigt auch der Geschäftsführer des Bayerischen Müllerbunds Josef Rampl: "An normale, mittelständische Betriebe, wie die Würmmühle einer ist, werden Anforderungen wie an einen Giganten wie Nestlé gestellt. Das kann man nicht stemmen". Lediglich fünf aktiv produzierende Mühlen beteiligten sich noch am Mühlentag - vor zehn Jahren seien es noch ungefähr doppelt so viele gewesen. Neben den Verbraucherschutzvorschriften führt die Angst vor Anschlägen dazu, dass Kraus Regeln der Versammlungssicherheit einhalten muss. Das heißt: Gelände sichern, Fluchtwege schaffen, Taschenkontrollen durchführen. "Um bei den vielen Besuchern haftungsrechtlich auf der sicheren Seite zu sein, müsste ich Zäune anbringen und 25 Sicherheitsleute hinstellen. Dann können wir das Ganze aber auch gleich im Gefängnis machen", sagt er frustriert. Rampl gibt ihm recht: "Für den konsequent umgesetzten Terrorschutz bräuchte man sogar Sanitäter vor Ort. Man müsste hier wirklich mit Augenmaß vorgehen und für kleine Betriebe verhältnismäßige Regeln schaffen". Es sei schon etwas paradox, dass sich die Menschen einerseits wieder auf Heimatkreisläufe besännen, regionale Angebote bevorzugten, andererseits dann aber solche Verhältnisse mittragen. Und er ergänzt: "Dass die Würmmühle beim Mühlentag aussteigt, ist ein Verlust für Dachau und das gesamte Münchner Umland".

Ludwig Kraus möchte auch außerhalb des Mühlentags keine Führungen mehr anbieten. Immerhin wird regelmäßig Dieter Hentzschels Film Mühlengeschichten - Die Würmmühle Dachau im Landkreis gezeigt. Auch einkaufen kann man im Mühlenladen weiterhin - und sich dabei etwas über Mehlsorten und Körnungen erklären lassen.

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