Minimallösungen finden selten viel Zuspruch. Bei den Plänen für die erste S-Bahn auf dem Nordring zwischen Karlsfeld und dem Euro-Industriepark ist das anders: eine neue Zugverbindung, die Pendler aus dem Landkreis Dachau vorbei am BMW-Standort parallel zum Frankfurter Ring bis zur künftig verlängerten Tram 23 bringen soll. Das ist zwar kein S-Bahn-Ring um München, aber vielleicht ein erster Schritt in diese Richtung. Ein sehr konkreter dazu, denn die erste S-Bahn könnte schon 2026 über den Nordring fahren.
Fast überschwänglich begrüßten die Kommunalpolitiker aus dem Münchner Norden daher eine entsprechende Untersuchung des städtischen Planungsreferats, über die bald im Stadtrat abgestimmt wird. Die Bezirksausschüsse (BA) Feldmoching-Hasenbergl und Milbertshofen-Am Hart sprachen sich für die neue S-Bahn-Trasse aus. Zur Debatte standen zwei Varianten, die den Euro-Industriepark entweder mit Moosach oder Karlsfeld verbinden würden. Mit etwa 3100 zusätzlichen Fahrgästen rechnen die Verkehrsplaner auf der zweiten Verbindung, das sind etwa 200 mehr als in Moosach. Die beiden Gremien schlossen sich der Empfehlung Karlsfelds an.
Pendler, die noch weiter im Norden losfahren, werden in Karlsfeld allerdings umsteigen müssen. Wegen der Gleisführung wird die neue S-Bahn nicht an den bestehenden Bahnsteigen halten können, sodass ein neuer Bahnsteig gebaut werden soll. Für Markus Auerbach (SPD), den Vorsitzenden des Bezirksausschusses Feldmoching-Hasenbergl, ist das "eine Kröte, die wir schlucken müssen". Die Lokalpolitiker aus dem Stadtbezirk wollen sich in Zukunft aber für eine deutlich teurere Gleisüberführung stark machen, die den Pendlern das lästige Umsteigen in Karlsfeld erspart. Beide Bezirksausschüsse setzen sich für eine zusätzliche Haltestelle auf der Höhe der Lerchenauer Straße ein. "Oberwiesenfeld Nord" könnte sie heißen und würde eine Anbindung zur U 3, dem Olympiadorf, zu den BMW-Werken, der Lerchenau und dem Eggarten schaffen. Bisher ist in den Untersuchungen der Stadt München nur von den Haltestellen FIZ-Nord zwischen Schleißheimer und Knorrstraße und dem vorläufigen Endpunkt am Euro-Industriepark die Rede. Zudem sprachen sich fraktionsübergreifend viele Politiker dafür aus, die Verlängerung der Trasse in Richtung Johanneskirchen zu verfolgen. Davon sieht die Studie vorerst ab, da der Ostkorridor der Bahn der Verbindung zwischen Innenstadt und Flughafen vorbehalten ist. Dort bräuchte es zusätzliche Gleise, die in einem längerfristigen Infrastrukturprojekt angestoßen werden müssten.
Weitere Haltestellen wurden diskutiert, aber verworfen. Schließlich solle die Pendlerbahn nicht zur Bimmelbahn werden. Dafür solle die neue S-Bahn schon in der Testphase durchgehend im 20-Minuten-Takt verkehren und nicht nur stündlich, wie es in der Untersuchung vorgeschlagen wird. In der vorliegenden Untersuchung wurden ausschließlich Optionen für eine erste Nordringstrecke unter die Lupe genommen, die sich schon kurzfristig bis 2025 verwirklichen lassen. Allerdings haben die Stadtplaner darauf geachtet, dass die neue Pendelverbindung mit der zweiten Stammstrecke und einem künftigen Ausbau des DB-Nordrings kompatibel ist. Sie rechnen mit Kosten von 13 bis 26 Millionen Euro.
Bürger und Kommunalpolitiker drängen auf Pendlerverbindungen auf dem Nordring. Die Studie wurde vor zwei Jahren nach Stadtratsbeschluss von einem Konsortium in Auftrag gegeben, das sich aus dem Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, der Landeshauptstadt München, dem MVV, dem Münchner Flughafen, der Firma BMW sowie der IHK München und Oberbayern zusammensetzt.