Abschiebung aus Karlsfeld:Die Esiovwas kommen nicht auf die Füße

Abschiebung aus Karlsfeld: Mutter Faith Ilhobe, Sohn Gabriel, die kleine Tochter Claudia (vorne) und Vater Nicholas Esiovwa mit der großen Tochter Stefanie in Nigeria, wo sie ohne Stromzugang im Niger-Delta Unterschlupf suchen.

Mutter Faith Ilhobe, Sohn Gabriel, die kleine Tochter Claudia (vorne) und Vater Nicholas Esiovwa mit der großen Tochter Stefanie in Nigeria, wo sie ohne Stromzugang im Niger-Delta Unterschlupf suchen.

(Foto: privat)

In Nigeria können die Kinder der abgeschobenen Karlsfelder Familie nicht zur Schule gehen, besonders der behinderte Sohn leidet.

Von Jessica Schober, Karlsfeld

Am Montag geht in Nigeria die Schule wieder los - jedoch ohne die drei Kinder der abgeschobenen Karlsfelder Familie Esiovwa. "Das Problem ist, dass die Schule in Nigeria so teuer ist, dass wir uns das nicht leisten können und es auch gar keine passende Schule für Gabriels besondere Bedürfnisse gibt", berichtet Vater Nicholas Esiovwa. "Die Deportation ist ein großer Rückschlag für Gabriel, er beginnt schon Fähigkeiten zu verlernen, die er sich in Deutschland mit seiner Behinderung mühsam erarbeitet hatte." Die sechsjährige Claudia, die in Dachau geboren wurde und die Vorschulklasse der Greta-Fischer-Schule besuchte, hätte in Deutschland im September eingeschult werden sollen.

Nach der traumatischen Abschiebung mitten in der Nacht war die Familie in Nigeria zunächst für eine verpflichtende Einreisequarantäne in einem Hotel untergebracht. In der Großstadt Lagos konnte die fünfköpfige Familie danach keinen bezahlbaren Wohnraum finden, sie hält sich nun im Niger-Delta auf. Dort haben die Esiovwas keinen Stromzugang. Sie benötigen dringend einen Generator, um nachts einen Ventilator laufen lassen zu können, wenn der zehnjährige Sohn Gabriel schwere Atemnot hat. "Mein Sohn Gabriel hat Entwicklungsprobleme und Asthma entwickelt seit der Abschiebung", erzählt Vater Esiovwa. Für das Asthma benötige Gabriel außerdem ein Inhaliergerät, das sich in Nigeria bisher nicht auftreiben ließ. "Die Kinder essen kaum mehr, sie kennen das nigerianische Essen nicht, wir müssen sie regelrecht zur Nahrungsaufnahme zwingen." Seine Frau Faith, die am Bauch operiert werden müsste, fürchte sich vor den Zuständen in nigerianischen Krankenhäusern, so Nicholas Esiovwa. Die Medikamente, die er selbst bisher gegen seine Autoimmunerkrankung bekam, sind hier nicht erhältlich. "Das Leben in Nigeria ist ganz anders als in Deutschland. Es fühlt sich an, als wäre das alles ein schlechter Traum, aus dem wir nicht aufwachen", beschreibt Nicholas Esiovwa.

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