Süddeutsche Zeitung

Letzte Ausstellung in der Galerie ConARTz:"Habt Dank, es ist Schluss"

In ihrer Kunsthalle in Niederroth zeigt Kristin Diehl von diesem Wochenende an noch einmal eine hochkarätige Ausstellung mit Bildhauerkunst aus Simbabwe. Es wird die letzte Schau dieser Art sein. Die Mäzenin afrikanischer Kunst zieht sich zurück. Ihre Suche nach einem Nachfolger blieb ergebnislos.

Von Renate Zauscher, Markt Indersdorf

Wiedersehen und Abschied liegen im Leben oft nah beieinander. Im konkreten Fall ist dies das Wiedersehen mit afrikanischer Kunst aus Simbabwe in der Galerie ConARtz in Niederroth - und der Abschied von dieser in ihrer Art wohl einmaligen und weit über den Landkreis hinaus wirkenden und wahrgenommenen Einrichtung andererseits. "Ndatenda - Zvapera - habt Dank, es ist Schluss", schreibt die Galeristin Kristin Diehl in ihrer Einladung zur diesjährigen Ausstellung, der letzten nach zehn Jahren, die am Sonntag, 26. Juni, um 11 Uhr eröffnet wird und noch bis zum 24. Juli besucht werden kann.

Kristin Diehl hat sogar einen eigenen Kunstpreis ausgelobt

Vor rund vier Jahrzehnten hat Diehl, auf der Suche nach einer Partnerschule für das Gymnasium, an dem sie unterrichtete, das große künstlerische Potential simbabwischer Steinbilderhauer entdeckt. Seit dieser ersten Begegnung setzt sich Diehl mit Leidenschaft für diese Kunstform und die mit ihr arbeitenden Künstler ein. Sie hat vor allem solche Männer und Frauen durch Aufkäufe und Ausstellungen unterstützt, die - ohne den Versuchungen das Marktes zu unterliegen - eigenständig ihre Kreativität entwickeln wollten, hat vor zwanzig Jahren einen nach ihr benannten "Sculpture Prize" ausgelobt und parallel dazu den Ausbau der Partnerschule in Rio Tinto in Mubayira über Kunstverkäufe vorangetrieben und Patenschaften für begabte, aber bedürftige Kinder organisiert.

Vor allem aber hat Kristin Diehl Brücken gebaut zwischen Künstlern und Kunstinteressierten in Deutschland. Regelmäßig waren Vertreter von Simbabwes Bildhauerszene in Niederroth anwesend, gaben Workshops, kamen mit deutschem Publikum ins Gespräch.

Damit ist jetzt, zum großen Bedauern vieler, tatsächlich Schluss. Im Vorjahr hat Corona die Besuche von Künstlern, nach einer vollständigen Ausstellungspause 2020, nicht mehr erlaubt, und auch heuer kann niemand aus Simbabwe kommen, weil die von Deutschland für die Erteilung eines Visums anerkannten, in Simbabwe nicht erhältlichen Impfungen nur im weit entfernten Südafrika möglich wären.

Eines aber ist Kristin Diehl auch diesmal wieder gelungen: Sie hat erneut eine hochkarätige Schau zusammengestellt, in der sie, nach letzten Ankäufen 2019, wieder viel Neues und Überraschendes zeigen kann. Was in der Kunsthalle Niederroth begeistert, ist auch diesmal wieder die Vielfalt der künstlerischen Themen und Ausdrucksformen. So ist etwa die an eine Meerjungfrau erinnernde Arbeit des renommierten Künstlers Gideon Gomo aus Opal-Serpentin, die im Mittelpunkt der Ausstellung steht, der freien Fantasie Gomos entsprungen, wurde aber im Sinne einer am Gegenstand orientierten Kunstauffassung gestaltet.

Künstler wie Itai Nyama dagegen, die Brüder Kundai und Onward Sango, Jay Mariga oder Pelagia Mutyavarvir haben ganz zu abstrakten Formen gefunden. So setzt etwa Kundai Sango in seiner Arbeit "African Inspiration" Steinkuben aus Cobalt-Serpentin kunstvoll zu einander in Beziehung, und Mutyavarvir verleiht ihrer Arbeit "Flexible" genau das, was der Titel verspricht: die Anmutung fließender, geradezu textil wirkender Beweglichkeit.

Einer der Blickpunkte der Ausstellung ist Eddie Masayas große, schmale Skulptur "Family' Discussion I", in der der Gegensatz von poliertem Stein und dem rohen Arbeitsmaterial, Springstone, sowie die Reduzierung auf nahezu abstrakte, dennoch gut "lesbare" Formen für den besonderen Spannungsmoment der Plastik sorgen.

Ganz aufgehoben ist die Schwere des Steins auch in Jay Marigas Arbeit aus rosa-violettem Lepidolit, in der die Farbigkeit des Materials und die Leichtigkeit der Form den besonderen Reiz des Stücks ausmacht. Zwischen figurativer und abstrakter Formensprache bewegen sich die oft sehr ins Detail ausgearbeiteten Plastiken von Samson Kuvenguhwa.

Die Suche nach einem Nachfolger blieb erfolglos

Kristin Diehl hat lange nach einem Nachfolger, einer Nachfolgerin für ihre Tätigkeit als Galeristin gesucht - was schließlich ergebnislos blieb. Die Entscheidung dennoch aufzuhören dürfte Diehl nicht leicht gefallen sein. Die Gründe für diesen Entschluss sind vielfältig. Sie haben einerseits damit zu tun, dass Kristin Diehl mittlerweile älter geworden ist und ihre Aufgaben als Galeristin und Kontaktfrau für die von ihr betreuten Künstler nicht einfacher wurden. So hat sie auch den Druck, die Miete für die Kunsthalle mit großem Depot in Niederroth regelmäßig durch entsprechende Verkäufe erwirtschaften zu müssen, immer stärker empfunden.

Darüber hinaus zieht Diehl mit ihrem Mann nach Jahren in Italien jetzt in ein neues Domizil in Konstanz, wo nur noch wenige Quadratmeter für die Lagerung von Kunstgegenständen zur Verfügung stehen werden. Dort soll es noch die ein oder andere kleine Ausstellung geben - "aber nur wenn ich dazu in der Lage bin und Lust dazu habe", sagt Diehl. Von einigen "Schätzen" werde sie sich ohnehin nicht trennen - die würden sie weiterhin privat begleiten.

Alle anderen Arbeiten aber, vor allem die größeren Formate, wird Kristin Diehl in Kommission an andere Galerien, im Rheinland etwa oder auch im Münchner Umland weitergeben.

Die Kunsthalle ConARTz ist noch bis zum 24. Juli für Besucher geöffnet und zwar jeweils Freitag von 16 bis 19 Uhr, an Samstagen von 15 bis 19 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Ein Besuch außerhalb dieser Zeiten kann mit Kristin Diehl unter 0163/2568246 oder per Mail unter kristin.diehl@t-online.de vereinbart werden.

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