Neujahrskonzert:Raketenstart

Zum Beginn seines Jubiläumsjahres präsentiert der Haimhauser Kulturkreis ein Konzert nie dagewesener Größenordnung. Sogar ein ganz persönliches Ständchen erhält er

Von Renate Zauscher, Haimhausen

Mit Raketen und großer Party starten die einen ins neue Jahr, mit Musik die anderen. Zu Letzteren gehörte - mit ein paar Tagen Verspätung - auch der Haimhauser Kulturkreis: Er hatte am Samstag zu einem großen Neujahrskonzert eingeladen. Dazu war das Westböhmische Sinfonieorchester aus dem tschechischen Marienbad nach Haimhausen gekommen. Geleitet wurde es - so wie bereits bei einer "Notte Veneziana" im Sommer 2017 - von Dirigent Klaus Linkel. Weitere Mitwirkende waren der Haimhauser Chor "Stimmbruch" und vier Gesangssolisten: die Sopranistin Dora Garcidueñas, Tenor Christian Bauer und Bariton Martin Danes sowie die Sopranistin Marja-Leena Varpio, die zusammen mit Jonny Weismüller und Andreas Schiebel den Haimhauser Kulturkreis leitet. Als Moderatorin führte Lilli Linkel durch den Abend.

Das Konzert im vollbesetzten Auditorium der Bavarian International School war für Haimhausen der glanzvolle Beginn eines neuen und ganz besonderen Jahres: Der Kulturkreis war 1984 auf Anregung von Sebastian Feldhofer gegründet worden und kann in diesem Jahr sein 35-jähriges Bestehen feiern. Seit dreieinhalb Jahrzehnten sorgt der Verein für eine sehr lebendige Kunst- und Kulturszene. Grund genug für eine Auftaktveranstaltung in der für Haimhausen bislang einmaligen Größenordnung.

Neujahrskonzert

Marja-Leena Varpio als ungarische Gräfin aus der Strauß-Operette "Die Fledermaus" in der Bavarian International School Haimhausen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Wie es sich für ein Neujahrskonzert gehört, herrschte bei der Programmauswahl die leichte Muse vor. Klaus Linkel hatte überwiegend Operettenmelodien ausgesucht, mit denen er die Zuhörer beschwingt ins neue Jahr gehen lassen wollte. Im Mittelpunkt stand dabei die "Fledermaus" von Johann Strauß. Schon deren Ouvertüre stimmte das Publikum auf Wiener Walzerseligkeit ein, der Chor sang vom "Souper", das die Gäste eines Maskenballs erwartet, und Marja-Leena Varpio hatte ihren ersten Auftritt als geheimnisumwitterte "ungarische Gräfin" bei diesem Fest.

Für die zweite weibliche Stimme im Quartett der Gesangssolisten hatte Linkel die gebürtige Mexikanerin Dora Garcidueñas eingeladen. Als Soubrette mit bezaubernder stimmlicher Leichtigkeit passte sie perfekt zum warmen, vollen Sopran von Varpio. Auch für die männlichen Solisten hatte Klaus Linkel Paradestücke aus der Operetten- und Filmliteratur ausgesucht. So präsentierte sich Martin Danes, Dozent für Gesang an der Hochschule für Musik in München, im ersten Programmteil temperamentvoll und mit großer Lust an gestischer Untermalung mit dem Lied "Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da". Der von Theo Mackeben für den Film "Tanz auf dem Vulkan" geschriebene und ursprünglich von Gustaf Gründgens interpretierte Song wurde vor 80 Jahren zum viel gesungenen und gehörten Evergreen.

Neujahrskonzert

Aus Marienbad ist das Westböhmische Sinfonieorchester angereist. In Haimhausen wird es von Klaus Linkel dirigiert, der das Orchester schon seit vielen Jahren kennt. Dem Neujahrskonzert waren intensive Proben mit dem Chor Stimmbruch und den Solisten voraus gegangen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Mindestens ebenso populär ist auch das als Duett vorgetragene "Komm mit mir ins Chambre Separée" aus Richard Heubergers Operette "Der Opernball", das in Haimhausen von Marja-Leena Varpio und Christian Bauer gesungen wurde. Bauer stammt aus Wien, war Sopransolist der Wiener Sängerknaben und hatte bereits zahlreiche Engagements bei Opernproduktionen und Festspielen.

Im Mittelpunkt des zweiten Programmteils standen Ausschnitte aus Carl Zellers "Vogelhändler", in denen die Gesangssolisten in wechselnder Besetzung brillierten und auch der stimmlich enorm starke Chor mit seinen über dreißig Mitgliedern das Publikum begeisterte. Dabei wurde immer wieder deutlich, wie perfekt Chor, Solisten und das mit mehr als 40 Mitgliedern breit besetzte, klanglich sehr nuanciert musizierende Orchester auf einander abgestimmt waren. Dass das nicht von ungefähr kam, betonen Varpio wie Linkel: Über Monate hätten immer wieder Proben mit allen Beteiligten stattgefunden. Eine wichtige Rolle spielt hierbei auch, dass Klaus Linkel seit vielen Jahren mit dem Westböhmischen Sinfonieorchester zusammenarbeitet und man sich gut kennt: "Die Musiker wissen, was ich möchte und ich weiß, was sie können", sagt Linkel.

Nach dem offiziellen Programmende wollte das Publikum die Sänger und Musiker natürlich nicht gleich gehen lassen. Es durfte, nach begeistertem Applaus, noch den Radetzky-Marsch ganz so wie beim Neujahrskonzert in Wien mitklatschen. Zuletzt gab es ein Geburtstagsständchen für den Kulturkreis: Nach Melodien aus dem "Bettelstudent" wurden speziell Haimhauser Themen wie der Mangel an Theater-Nachwuchs, die geplante Turnhalle oder das umstrittene Ärztehaus aufs Korn genommen. Auch überregional wurden musikalische Seitenhiebe ausgeteilt - auf Ministerpräsident Markus Söders Raumfahrts-Ideen etwa und Fantasien einer Marsbesiedlung.

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