Neujahrsgala:Ein Hauch von Wien

Neujahrsgala: Gelungener Start ins neue Jahr: Die Camerata München mit Dirigent Bernhard Koch begeistert die Karlsfelder mit ihrer Gala im Bürgerhaus.

Gelungener Start ins neue Jahr: Die Camerata München mit Dirigent Bernhard Koch begeistert die Karlsfelder mit ihrer Gala im Bürgerhaus.

(Foto: Toni Heigl)

Die Camerata München bringt auf der Karlsfelder Neujahrsgala Atmosphäre und Glanz ins Bürgerhaus

Von Karl Adolf Gottwald, Karlsfeld

"Das Jahr geht an mit weißer Pracht, drei König stapfen durch die Nacht", schrieb der vormals sehr geschätzte Wiener Dichter Josef Weinheber in seinem erbaulichen Kalenderbuch "O Mensch, gib acht". Auf die weiße Pracht um Weihnachten und Neujahr müssen wir schon seit vielen Jahren verzichten, aber in Karlsfeld beginnt jedes Jahr mit musikalischer Pracht, nämlich mit einer Neujahrsgala der Camerata München im Bürgerhaus. Für diese stehen eine seit drei Jahrzehnten bewährte zierliche Sängerin des Bayerischen Staatstheaters am Gärtnerplatz in München, ein gestandener Tenor in seinen besten Jahren und ein Dirigent, der zwar an keiner Oper dirigiert, aber unendlich viel Opernerfahrung besitzt, die er auch um setzen kann. Es geht um die Sopranistin Elaine Ortiz-Arandes, den Tenor Anton Klotzner und den Dirigenten Bernhard Koch, der ja in Karlsfeld zur musikalischen Grund- und mittlerweile auch Luxusausstattung gleichermaßen gehört.

Das Orchester hat die Größe eines Kammerorchesters und zeichnet sich durch klangliche Transparenz und Vielseitigkeit sowie durch lebendiges und präzises Musizieren aus. Das Programm der Neujahrsgala 2019 reichte von Mozart bis zu Johann Strauß mit Schwerpunkt bei der italienischen Oper von Rossini und Verdi bis Puccini, also die größte Zeit der Oper.

Das Besondere dieser Gala war die Moderation: Sängerin und Sänger vermieden es, die aus dem Zusammenhang des Operngeschehens herausgerissenen Arien und Duette einfach nebeneinanderzustellen und abzusingen, sie führten jeweils kurz in die Situation auf der Bühne ein, die zur Arie oder zum Duett führt. Anton Klotzner tat das besonders spritzig und humorvoll. So bedankte er sich bei Bernhard Koch, dass er mit der Arie des Pedrillo "Frisch zum Kampfe" aus Mozarts "Entführung aus dem Serail" auftreten durfte. Er stellte diese Arie als eine der wenigen Auftrittsarien dar, in welchen der Tenor eine gute Figur macht, etwa im Gegensatz zu Tamino in der "Zauberflöte", der vor einer Schlange flieht und jämmerlich schreit (singt): "Zu Hilfe, zu Hilfe, sonst bin ich verloren!" Klotzner machte dann bei seiner Pedrillo-Arie auch tatsächlich gute Figur.

Mozart war dann noch mit der Arie der Gräfin, einem der Höhepunkte aus der Oper "Die Hochzeit des Figaro" vertreten, dann wurde es rein italienisch; denn die Ouvertüre zur Oper "Die Italienerin in Algier" von Rossini führte zu Verdi, zu "La Traviata und zu "Rigoletto". Jeder Opernfreund weiß, auf welche Perlen der Musik man sich in diesen Opern freuen darf. Elaine Ortiz-Arandes fischte daraus die berühmte Arie der Gilda (aus "Rigoletto") und sang zusammen mit Anton Klotzner zwei Duette - natürlich alles in Galaausführung.

Ein kleiner Ausflug ins Französische brachte mit dem "Einzug der Toreros" aus "Carmen" spanische Färbung und mit einer Koloraturarie von Gounod virtuosen Glanz ins Programm. Aber schon war man wieder in Italien, bei Puccini. Die Arie "E lucevan le stelle" (Und es blitzten die Sterne) lässt sich kein Tenor entgehen, für Anton Klotzner war sie der Höhepunkt in dieser Gala. Jetzt war es aber höchste Zeit, um endlich (nach Mozart) wieder Wien zu erreichen; denn Johann Strauß darf bei einer echten Neujahrsgala niemals fehlen.

Bernhard Koch dirigierte den Fledermauswalzer exzellent. Als das trefflich besetzte Camerata-Kammerorchester diesen Walzer spielte, erreichte die Neujahrsgala das Niveau seines berühmten Wiener Vorbilds. Die Karlsfelder Gala blieb zwar mit einem Duett aus der Fledermaus und der Polka "Donner und Blitz" bei Johann Strauß - trotzdem: viel zu kurz, denn dann war man wieder in Italien bei Leoncavallo und Rossini. Aber die Zugaben - ein Hauch vom "Donauwalzer", der unwiderstehlich berührende langsame Walzer "Lippen schweigen" von Franz Lehár und der Radetzky-Marsch, der unerlässliche Schlusspunkt jeder Neujahrsgala - brachten herrliche Wiener Neujahrs-Atmosphäre ins Bürgerhaus.

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