Neujahrsempfang:Ein Dinner mit Gauck und Merkel

Neujahrsempfang: Siegfried Bradl mit Bundespräsident Joachim Gauck.

Siegfried Bradl mit Bundespräsident Joachim Gauck.

(Foto: privat)

Volksmusiker Siegfried Bradl aus Altomünster war beim Neujahrsempfang auf Schloss Bellevue eingeladen.

Interview von Johannes Korsche

Siegfried Bradl, 57, hat einen besonderen Start ins neue Jahr erlebt. Bundespräsident Joachim Gauck lud ihn zum Neujahrsempfang in seinen Berliner Amtssitz Schloss Bellevue ein. Die Einladung erfolgte als Dank für Bradls ehrenamtliches Engagement. Seit mehr als 40 Jahren setzt sich der Altomünsterer für das bayerische Brauchtum ein, besonders für die Volksmusik. Die SZ Dachau sprach mit Bradl über diesen besonderen Tag und seine eigenen politischen Ambitionen.

SZ: Herr Bradl, im Schloss Bellevue als zweiter bayerischer Bundespräsident nach Roman Herzog zu leben, wäre das was für Sie?

Siegfried Bradl: (lacht) Ich selbst bin kein besonders politischer Mensch und sage gerne das, was mir auf dem Herzen liegt. Ich weiß also nicht, ob ich das Diplomatische so könnte. Aber in der Stadt Berlin leben, das könnte ich mir schon vorstellen. Ich war mit meiner Frau am Abend noch in einem kleinen Hinterhoftheater. Was wir da von der "Berliner Volksseele" gesehen und gehört haben, war dem Bayerischen sehr ähnlich.

Wie haben Sie auf die Einladung reagiert?

Ich habe ein Kuvert bekommen, auf dem als Absender "Bundespräsidialamt" stand. Da dachte ich mir erst, was wollen denn die von mir. Als ich den Brief geöffnet hatte, war ich erst mal mehr als erstaunt. Die oberste Instanz in Deutschland persönlich kennenzulernen, ist eine besondere Erfahrung, die wohl nicht noch mal kommen wird.

Zum Neujahrsempfang gehört auch ein Mittagessen. Sie saßen mit der Lebensgefährtin des Bundespräsidenten, Daniela Schadt, an einem Tisch. Worüber haben Sie sich unterhalten?

Frau Schadt hatte gemeinsam mit Herrn Gauck tags zuvor den Film "Sound of Heimat" gesehen. Darin reist ein Musiker durch ganz Deutschland und schaut sich an, wie in den einzelnen Regionen musiziert wird. Davon hat sie erzählt, und man hat gemerkt, dass sie das wirklich berührt hat. Am Tisch saßen noch acht weitere Gäste, da kam es auch zu interessanten Gesprächen.

Was gab es denn zu essen?

Als Vorspeise eine "Schwarzwurzelrahm-Suppe", zum Hauptgang "Klops und Filet vom Kalb mit roten und orangenen Beten sowie gebackenem Kartoffelstampf" und als Nachtisch eine "Milchschnitte mit Kakao und Dörrfrüchten". Das Essen war wirklich ausgezeichnet. Übrigens hat uns der Koch erzählt, dass im Schloss Bellevue nur nach deutscher Küche gekocht wird, also zum Beispiel ohne Reis und Nudeln.

Hatten Sie im Schloss Bellevue die Gelegenheit, Ihre Lieder zu spielen?

Nein, dafür ist bei rund 70 Gästen auch gar keine Zeit. Es läuft ja alles streng nach Protokoll ab. Beim Defilee wird verlesen, wer man ist und warum man eingeladen wurde. Währenddessen geht man auf den Bundespräsidenten und seine Lebensgefährtin zu, schüttelt deren Hand und wünscht sich ein gutes Neues Jahr. Dabei habe ich Herrn Gauck und Frau Schadt meine CD "Bloß füa Di" geschenkt. Beim Nachmittagskaffee war mehr Zeit, da haben wir uns über meine Tracht und meine Herkunft unterhalten. Darüber habe ich auch mit Frau Merkel gesprochen.

Sie haben auch die Bundeskanzlerin getroffen?

Ja, sie war im Laufe des Tages auch da. Als sie mich in meiner Tracht gesehen hat, sagte sie erst: "Huch, was ist denn das?" Wir haben ein Foto gemacht und kurz geredet. Sie kennenzulernen, war ein zusätzliches Geschenk.

Meinen Sie der Rostocker Gauck und die Hanauerin Schadt verstehen die bayerischen Texte auf Ihrer CD?

Sie haben sich auf jeden Fall sehr gefreut. Bei Musik geht es ja nicht darum, dass man alles versteht, sondern dass man das Herz in der Musik spürt. Und gerade Frau Schadt hat schon eine Affinität zum Traditionellen. Das hat man schon beim Mittagessen gemerkt. Außerdem werden englische Texte ja auch nicht immer von allen komplett verstanden.

Wie geht Ihr Jahr nun weiter, nach so einem Beginn?

Ich plane eine weitere Mundart-CD aufzunehmen und ein Forum für Dialektologen zu gründen. Außerdem stehen Jubiläen an: 35 Jahre Altbairisches Adventssingen und 500 Jahre bayerisches Reinheitsgebot, auch da werde ich mir musikalisch etwas überlegen.

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