Neues Schwimmbad:Das Weihnachtsgeschenk

Die Dachauer lieben ihr Hallenbad, aber die Anlage aus den Siebzigerjahren ist marode und verfällt. Jetzt hat die Stadt einen Projektsteuerer beauftragt und damit den Weg für den zehn Millionen Euro teuren Neubau freigemacht

Von Helmut Zeller, Dachau

Das Warten hat ein Ende: Die Dachauer bekommen ein neues Hallenbad für geschätzte zehn Millionen Euro - und die Bedürfnisse aller Nutzergruppen werden in der Planung berücksichtigt. Der entsprechende Beschluss des Werkausschusses liegt zwar schon seit Mai 2012 vor, aber die enormen Kosten und komplizierte Verfahrensfragen ließen das Projekt dann doch immer mal wieder als nicht so sicher erscheinen. Doch jetzt haben Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und sein Stadtrat kurz vor Weihnachten den Weg freigemacht. In nicht öffentlicher Sitzung wurde ein Projektsteuerer für den Neubau an der Ludwig-Dill-Straße bestimmt - und damit kann es Anfang 2015 losgehen, mit der Planung jedenfalls. Das Münchner Ingenieurbüro Hitzler steuert, koordiniert und kontrolliert das Bauvorhaben. Mit vier bis fünf Jahren rechnet Hartmann, bis die neue Anlage eröffnet werden kann. Ein Projektsteuerer ist zwar ein gewisser Luxus, wie der Oberbürgermeister meinte. Aber bei einem Bau dieser Größenordnung biete nur er Sicherheit, da die Stadt die Umsetzung fachlich nicht überwachen könne, sagte Hartmann.

Das Hallenbad von 1972 ist marode und müsste schon seit Jahren dringend saniert werden. Doch statt Millionen in eine aufwendige Renovierung des Bades zu stecken, hatten sich die Stadträte dafür entschieden, gleich einen Neubau zu errichten, der auf 30 Jahre gerechnet sogar billiger kommt. Das hatte ein Expertenbüro 2012 im Werkausschuss des Dachauer Stadtrats dargelegt. Elektrotechnik, Beleuchtung, Beckenfließen, Dachkonstruktion, Gebäudefassaden, Lüftungstechnik - alles gehört im Grunde auf den Müll. Dennoch gab es Stimmen, die für eine Sanierung mit etwa 5,4 Millionen Euro Kosten sprachen. Die Idee eines Neubaus brachte der damalige CSU-Fraktionsvorsitzende Christian Stangl ins Gespräch - und erntete dafür zunächst nur ein müdes Lächeln.

Neues Schwimmbad: Durch die Fenster des maroden Hallenbades sieht der Besucher kaum mehr. Jetzt wird die Anlage aus den Siebzigerjahren durch einen Neubau ersetzt.

Durch die Fenster des maroden Hallenbades sieht der Besucher kaum mehr. Jetzt wird die Anlage aus den Siebzigerjahren durch einen Neubau ersetzt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Nun aber bekommen die Dachauer ein neues Hallenbad. 68 500 Besucher verzeichneten die Betreiber, die Stadtwerke Dachau, im Jahr 2012. Seit 2002 waren das die höchsten Besucherzahlen - trotz maroder Anlage. Dabei bleibt der Bäderbetrieb einer der klassischen Verlustbringer neben Parkhäusern und Busverkehr. Der Kommunalbetrieb Stadtwerke hat das Geld für den Neubau schon in seinem Etat eingeplant. Zunächst wurden die Kosten des Neubaus auf 8,8 Millionen Euro veranschlagt. OB Hartmann sagte, dass vielleicht auch die Zehn-Millionen-Euro-Schätzung zu kurz gegriffen sei. Genau könnten die Kosten erst dann berechnet werden, wenn eine verlässliche Planung vorliege. Angesichts dieses Volumens hatten sich die Stadträte dafür entschieden, einen Projektsteuerer zu nehmen. Es gebe, sagte Hartmann, genügend "Negativbeispiele" für den Bau von Hallenbädern in Deutschland. Eine Handvoll erfahrener Firmen habe sich beworben, die Wahl fiel auf das Münchner Ingenieurbüro Hitzler, das Anfang 2015 mit der internationalen Ausschreibung der einzelnen Bauaufträge beginne.

OB Hartmann garantiert, wie er sagte, dass die Interessen der Bürger von Anfang an in die Planung einfließen. Aus diesem Grund hatte die SPD im Kommunalwahlkampf 2014 einen Bürgerantrag initiiert, den mittlerweile 500 Dachauer unterschrieben haben. Den Bürgerantrag vertraten Stefan Hefele, Jugendleiter beim 800 Mitglieder starken Schwimmverein Dachau, sowie für die SPD Anke Drexler und Florian Hartmann, damals noch SPD-Stadtrat. "Nun könnte ich mir die Unterschriften selbst überreichen", sagte Hartmann. Da er aber als Oberbürgermeister selbst in der Lage ist, die Forderungen der Bürger umzusetzen, verzichten die Initiatoren auf eine offizielle Übergabe der Unterschriften im Rathaus.

Neues Schwimmbad: Statt fünf erhält das neue Hallenbad acht Schwimmbahnen. Die Anlage soll Einzelnutzer und den Schwimmverein Dachau zufrieden stellen.

Statt fünf erhält das neue Hallenbad acht Schwimmbahnen. Die Anlage soll Einzelnutzer und den Schwimmverein Dachau zufrieden stellen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Statt fünf Bahnen erhält das neue Hallenbad nach dem Willen der Stadträte gleich acht, so dass es auch für Sportwettkämpfe besser genutzt werden kann. Die Anlage bekommt eine moderne Sauna und einen gemeinsamen Eingang für Frei- und Hallenbad auf dem Platz, auf dem sich zurzeit die Stockbahnen befinden. Auf jeden Fall soll die Anlage wettkampftauglich werden, was für den Schwimmverein besonders wichtig ist. Aber es wird auch an den Breiten- und Schulsport gedacht, ebenso an die Bedürfnisse der Behinderten, der Senioren und der Familien mit Kindern.

Deshalb werden in die Planung die Vertreter der einzelnen Nutzergruppen einbezogen, wie Hartmann und Drexel betonten. Vielleicht könne man zu den Familien auch einen Workshop mit den Bürgern veranstalten, meinte der Oberbürgermeister. Das übergeordnete Ziel formuliert Hartmann so: "Wir wollen die Bedürfnisse der Einzelnutzer und der Sportler zusammenbringen." Während der Dauer der Bauarbeiten bleibt das alte Hallenbad stehen, dann wird auf der Fläche eine Liegewiese angelegt. Am Ende soll eine Anlage entstanden sein, mit der alle Dachauer, die schon das alte Hallenbad in ihr Herz geschlossen haben, zufrieden sind.

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