Süddeutsche Zeitung

Neues Ärztehaus in Hebertshausen:Option der Zukunft

Das geplante Neubau nimmt konkrete Formen an. In dem modernen, dreigeschossigen Gebäude sollen eine Apotheke und ein Café, darüber Praxen und Wohnungen untergebracht werden. Parkplätze entstehen auf lange Sicht in einer Quartiersgarage

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Beim geplanten Ärztehaus legt die Gemeinde weiter ein rasantes Tempo vor. Auch wenn gerade erst das Bebauungsplanverfahren läuft für den geplanten Standort an der Krautgartenstraße, befasste sich der Gemeinderat jetzt bereits mit konkreten Gebäudeentwürfen. Bei dem wichtigen Vorhaben, das die medizinische Versorgung des 5900-Einwohner-Ortes sichern soll, gilt es keine Zeit zu verlieren, betonte Bürgermeister Richard Reischl (CSU). "Jetzt ist die Chance da, wir sollten aufs Gas drücken." Die Chance - das ist das konkrete Interesse eines Apothekers, eines Physiotherapeuten, eines Allgemein- und auch eines Kinderarztes, die sich im künftigen Hebertshausener Ärztehaus niederlassen wollen. Alle vier möchten bereits Nägel mit Köpfen machen, zeitnah einen "Letter of Intent" unterzeichnen. Weil es dafür konkrete Daten als Grundlage braucht, entschieden die Gemeinderäte jetzt nach eingehender Debatte die Bauvariante, die weiterverfolgt werden soll. Danach wird Hebertshausen 2,8 Millionen Euro in die Hand nehmen für ein modernes, dreigeschossiges Gebäude mit Apotheke und Café im Erdgeschoss, darüber Praxen und einige Wohnungen. Notwendige Parkplätze werden vorläufig oberirdisch errichtet, bis später die angrenzenden Flächen auch entwickelt werden. Dann soll dort eine gemeinsame Quartiersgarage entstehen. "Wir müssen zu innovativen Mitteln greifen, das ist die Zukunft", betonte der Bürgermeister.

Im Kern ging es bei der jüngsten Debatte zum Ärztehaus um die Frage, ob aus dem gemeindeeigenen Grundstück möglichst viel herausgeholt werden soll, oder eher eine pragmatische Lösung angepackt wird. Vier Varianten präsentierte Architekt Christian Rabl: Ein dreigeschossiges Gebäude mit Satteldach und ein Haus mit vier Etagen, dabei das oberste Geschoss mit Flachdach und zurückversetzt, dazu beide Bauversionen jeweils mit Tiefgarage oder oberirdischen Parkplätzen. Rasch wurde klar, dass ein vierstöckiges Haus zwar mehr Nutzfläche bietet, aber dennoch überproportional teuer wird. Denn ab der vierten Etage wird ein zweiter baulicher Rettungsweg nötig, der die Kosten in die Höhe treibt, wie Planer Rabl erläuterte. Und auch die Tiefgarage, für die sich viele Gemeinderäte in früheren Beratungen explizit ausgesprochen hatten um weniger Fläche zu versiegeln, erweist sich an der Krautgartenstraße nahe der Amper wegen des hohen Grundwasserstands als enorm kostenträchtig. Alles in allem würden die Baukosten für ein viergeschossiges Ärztehaus mit Tiefgarage bei 3,9 Millionen Euro liegen. Bürgermeister Reischl plädierte deshalb für die Variante mit drei Etagen und vorläufig oberirdischen Parkplätzen als Option mit der "vernünftigsten Kosten/Nutzen-Relation." Nur so ließen sich die zugesagten, moderaten Praxismieten halten.

Ein wichtiger Faktor. Denn das im vorigen Oktober wieder ad acta gelegte Konzept für ein Ärztehaus an der Dorfstraße, das ein privater Investor errichten wollte, scheiterte unter anderem auch daran, dass sich zu den dort geforderten hohen Praxispachten keine Mediziner für eine Niederlassung im Ort interessierten. Aber nicht nur die Kosten sprechen für ein Gebäude mit drei Etagen an dieser Stelle. Zwar werden bei der weiteren Entwicklung der angrenzenden, zentralen Flächen, für die gerade eine Machbarkeitsstudie läuft, definitiv Mehrfamilienhäuser mit vier Stockwerken entstehen. "Wir werden dort definitiv wegkommen von Einfamilienhäusern", sagte der Bürgermeister. Auch darüber sind sich die Kommunalpolitiker längst einig. Doch als Übergang von der bestehenden Wohnsiedlung zum künftigen zentralen Baugebiet finden die Räte ein dreigeschossiges Ärztehaus gerade richtig. Vier Etagen wären "zu wuchtig und dominant", sagte Simon Wallner (CSU). Auch Martin Gasteiger (FW) findet derartige Gebäudehöhen "dort noch nicht angebracht."

Intensiver gerungen wurde um die Frage, ob auf eine Tiefgarage verzichtet werden kann. Wo doch, darauf wies Caroline Heinz (SPD) hin, bei Nachverdichtungen im Dorf von privaten Bauherren flächensparende Tiefgaragen verlangt würden. Doch beim Ärztehaus werde nur vorläufig oberirdisch geparkt, erklärte der Bürgermeister. Später sollen die Fahrzeuge in einer Quartiersgarage stehen, die gemeinsam errichtet werden soll auch für die Gebäude, die auf angrenzenden Grundstücken künftig entstehen werden. Solche Sammelgaragen mit mehreren Parkdecks seien "längst nicht mehr so hässlich wie früher, es gibt begrünte Varianten", sagte der Bürgermeister. Auch in einem kleinen Ort wie Hebertshausen sei das die Option der Zukunft. Zumal mit so einer Hochgarage "deutlich weniger Fläche versiegelt wird", so Architekt Rabl. "Hervorragend" finden die Freien Wähler dieses Konzept. "Wir waren noch nie für eine Tiefgarage", sagte Sprecher Martin Gasteiger.

Nun wird Architekt Rabl die dreigeschossige Variante weiter planen. In den kommenden Wochen will der Rathauschef bereits Vorverträge mit Apotheker, Physiotherapeut und Medizinern als künftigen Nutzern unterzeichnen. Die sollen dann in die Detailplanung des Ärztehauses einbezogen werden, etwa bei der Raumaufteilung im Gebäude mitreden. In direkter Nachbarschaft zum künftigen Ärztehaus wird auf dem gemeindlichen Grundstück noch ein Sechsfamilienhaus geplant, das weitere 2,4 Millionen Euro kosten wird. Auch dafür werden nun Planungen erstellt. Allerdings ist noch nicht klar, ob die Gemeinde dieses Wohngebäude ebenfalls selbst errichten und die Wohnungen dann vermieten wird oder ob das gesamte Projekt an einen Investor verkauft wird. Darüber wird der Gemeinderat zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden.

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SZ vom 21.02.2020
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