Süddeutsche Zeitung

Neuer Vorsitz:Westallianz stellt sich neu auf

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Der Sulzemooser Bürgermeister Johannes Kneidl wird der neue Vorsitzende des kommunalen Bündnisses. Er will sich verstärkt politisch positionieren

Von Renate Zauscher

Sulzemoos - Seit fast zehn Jahren gibt es die Westallianz München: einen Zusammenschluss aus sieben Gemeinden an der A 8 in den Landkreisen Dachau und Fürstenfeldbruck. Bislang befanden sich der Verbandssitz und die Geschäftsstelle in Karlsfeld der Karlsfelder Bürgermeister Stefan Kolbe führte den Vorsitz. Jetzt gibt es erstmals einen Wechsel an der Spitze des Verbands: Johannes Kneidl, seit März neuer Bürgermeister von Sulzemoos, hat den Verbandsvorsitz übernommen. Gleichzeitig werden Sitz und Geschäftsstelle nach Sulzemoos verlegt.

Gegründet wurde die Westallianz 2011 um gleich gelagerte Interessen der Autobahngemeinden im Westen von München durch Zusammenarbeit und gemeinsames Auftreten mit mehr Durchsetzungskraft voranzubringen. Mit diesem Ziel vor Augen schlossen sich zunächst Karlsfeld und Bergkirchen, Odelzhausen, Pfaffenhofen an der Glonn und Sulzemoos mit Maisach zusammen; etwas später schloss sich Gröbenzell an. Zu Verbandsräten wurden die ersten Bürgermeister der Mitgliedsgemeinden bestimmt, und jeweils eine Kommune bearbeitete einen bestimmten Themenbereich. Bereits im Mai wurden Johannes Kneidl zum neuen Vorsitzenden sowie Hans Seidl (Maisach) und Robert Axtner (Bergkirchen) zu dessen Stellvertretern gewählt. Jetzt einigte man sich in der jüngsten Verbandssitzung auch auf eine Satzungsänderung. So ist künftig nicht mehr die jeweilige Gemeinde für die Bearbeitung eines Themas verantwortlich, sondern mit deren Bürgermeister eine konkrete Person. Robert Axtner ist zukünftig für den Bereich Bildung und Wirtschaft verantwortlich, sein Pfaffenhofener Kollege Helmut Zech für die Themen Naherholung und Tourismus und Johannes Kneidl für den Bereich der Kultur in enger Zusammenarbeit mit Verein Kult A 8. Stefan Kolbe wird sich in Karlsfeld um einen wichtigen Themenbereich kümmern, der bislang unter dem Titel "Siedlungsentwicklung" firmierte, sich künftig aber "Wohnformen und Bevölkerungsentwicklung" nennt, um damit auch weiter gefasste Fragestellungen und Aufgaben zu benennen.

Die Westallianz hat viel erreicht in den vergangenen neuneinhalb Jahren. So wurde beispielsweise in Zusammenarbeit mit den örtlichen Schulen "Ausbildungsrallyes" veranstaltet, bei den Schüler mit Firmen im Verbandsbereich in Kontakt gebracht wurden, um Berufsbilder und mögliche Ausbildungsangebote kennen zu lernen. Gemeinsame Messeauftritte und Expertengespräche standen und stehen auf dem Programm, das regionale Pendlernetz "gufi" wurde etabliert und der Räuber-Kneißl-Radweg geschaffen. Alljährlich wird in einer der Mitgliedsgemeinden zu einem Wirtschaftsforum eingeladen und alle zwei Jahre zu einem Energietag. 2015 wurde die West Allianz als "wirtschaftsfreundliches und innovatives Kooperationsprojekt" mit dem "Bayerischen Qualitätspreis" des Wirtschaftsministeriums ausgezeichnet.

Die Arbeit in den etablierten Arbeitsgruppen soll auch künftig weitergeführt werden. Gleichzeitig aber will man laut Johannes Kneidl in zwei Bereiche "noch tiefer einsteigen" und sich auf dort angesiedelte Projekte konzentrieren. Ausgewählt hierfür wurden die Themenbereiche "Mobilität" sowie "Energie und Klima- und Naturschutz". Was Fragen eigener Energieerzeugung angeht, so wolle man zunächst "feststellen, wo wir stehen". Mit einer Bestandsaufnahme solle die Basis für konkrete Maßnahmen erarbeitet werden.

Breit gefächert sind die Themen und Ideen, die die Westallianz im Bereich der Mobilität einbringen will. Sie reichen von der Förderung der E-Mobilität über weitere Verbesserungen des Öffentlichen Nahverkehrs bis hin zum Gedanken eines Radwegs entlang der A 8. Im Dezember geht der Direktbus Dasing-Pasing an den Start: als sehr wichtiges Thema sieht Kneidl aber auch einen S-Bahn-Nordring. Während für den Bereich Energie und Klima weiterhin Hans Seidl, Bürgermeister von Maisach, zuständig ist, werden sich Markus Trinkl, (Odelzhausen) und Stefan Kolbe (Karlsfeld) um Mobilität und Verkehr kümmern - eine Doppelbesetzung, um die Sicht sowohl der drei größeren, urbanen Mitgliedsgemeinden wie auch der kleineren Landkreisgemeinden mit einzubringen.

Und noch etwas anderes ist Kneidl wichtig: "Wir wollen uns künftig auch verstärkt politisch positionieren", erklärt er. Die Westallianz vertrete schließlich 80 000 Menschen in den Mitgliedsgemeinden, "so viel wie ein halber Landkreis", und "dieses Gewicht wollen wir bei allen Themen, die den Westen von München berühren, mit einbringen".

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Quelle:
SZ vom 13.08.2020
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