Stadtrat Dachau:"Bürgerpark" mit 150 Quadratmetern

Bürgerpark

Die Erasmus-Reismüller-Straße könnte zwischen Würmbrücke und Danziger Straße aufgelöst und Teil des Grünzug an der Würm werden, findet die CSU.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die CSU-Fraktion wird für ihren Antrag zu einem Minipark an der Erasmus-Reismüller Straße verspottet.

Von Petra Schafflik, Dachau

Selten schallte einem Antrag so viel Ablehnung und gar Häme entgegen, wie der CSU-Idee für einen "kleinen Bürgerpark Dachau-Ost" an der Erasmus-Reismüller Straße. "Diesen Antrag hätte man sich wirklich sparen können", meinte knapp Verkehrsreferent Volker C. Koch (SPD). "Erstaunen, Belustigung und Ärger" bekundetet sichtlich nicht amüsiert Umweltreferentin Sabine Geißler (Bündnis für Dachau). "Charmant nur auf den ersten Blick", fand Franz Xaver Vieregg (ÜB). Die Kritiker sahen sich verlockt, "nur zwecks der Gaudi" zuzustimmen, um zu sehen, "welches Chaos 'rauskommt", sagte Thomas Kreß (Grüne).

Mit Blick auf die Arbeitsbelastung der Verwaltung votierten die Kritiker im Verkehrsausschuss des Stadtrats dann aber mit Nein. Einzig die Initiatoren der CSU blieben von ihrer Idee überzeugt, unterlagen aber der Mehrheit.

Die Idee, die im Ausschuss so klar wie leidenschaftlich abgelehnt wurde, ist rasch erklärt: Auf Initiative des Projekts Soziale Stadt Dachau-Ost wurde in den Sommermonaten die Würm zwischen Schleißheimer- und Pater-Roth-Straße umgebaut und neu gestaltet. Der kleine Wasserlauf ist jetzt zugänglich, die Grünanlagen attraktiver und einladender. Die CSU regte an, dieses Projekt ausweiten: Die Erasmus-Reismüller-Straße könnte zwischen Würmbrücke und Danziger Straße - also im rückwärtigen Bereich des Kaufland-Supermarkts - aufgelöst, diese Fläche dem Grünzug an der Würm zugeschlagen werden. "Ein kleiner Bürgerpark Dachau-Ost" würde entstehen, von Spielgeräten für Kinder, Sportgeräten für Erwachsene und "Plätzen, die zum Verweilen einladen", schreibt der Fraktionsvorsitzende Dominik Härtl. Ein Park nahe an den Wohnquartieren würde die Erholungsqualität in Dachau-Ost verbessern, hofft die CSU.

Zu spät, völlig unrealistisch, populistisch - so lässt sich die umfassende Kritik der Stadträte im Ausschuss zusammenfassen. Andocken an den Umbau der Würm lasse sich der CSU-Vorschlag nicht, weil dieses Vorhaben abgeschlossen ist, teilt die Verwaltung mit. Verkehrstechnisch sei die Idee unmöglich, erklärte Verkehrsreferent Koch klipp und klar. "Die komplette Organisation von Kaufland ist auf die Nutzung der Erasmus-Reismüller-Straße ausgelegt". Die Lieferfahrzeuge könnten auf dem Betriebsgelände nicht wenden, die Ausfahrt über den "Hinterausgang" ist zwingend und seit der Erweiterung des Markts explizit so genehmigt. Auch die übrigen Verkehrsregelungen im Umfeld seien mühsam entwickelt worden, jede Veränderung ziehe massive Probleme nach sich. Das sehen offenbar auch die Anwohner so, die in mehreren Schreiben an die Stadt ausdrücklich dafür plädierten, ja nichts zu verändern, informierte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD).

Spott und Hohn erntete die CSU für den Titel "Kleiner Bürgerpark". Ein Name, der etwas hoch gegriffen sei für vielleicht 150 Quadratmeter, sagten die Kritiker. Vor allem, dass die CSU damit einen Begriff wählt, der bereits anderweitig belegt ist, missfiel ihnen. Einen "Bürgerpark" wünschen sich Menschen aus Dachau-Ost seit Jahren in dem Grünzug südlich der Schleißheimer Straße, wo die CSU sich jedoch ganz gut ein Gewerbegebiet vorstellen kann.

Die Idee zum "kleine Bürgerpark" hinter dem Kaufland wertet Thomas Kreß daher als "netten Versuch, sich beliebt zu machen". Der Vorschlag habe "etwas von Populismus an sich", sagte Sabine Geißler. Die CSU-Fraktion indes fühlte sich missverstanden. Verkehrstechnisch ließen sich möglicherweise Lösungen finden, "lasst es uns untersuchen", forderte Peter Strauch. Da lag im Ausschuss kurz die Idee in der Luft, aus Spaß zuzustimmen. "Ein teurer Spaß", mahnte der OB. Der Antrag sei geprüft, die Stellungnahme der Verwaltung zeige, "dass es nicht geht", erklärte Koch. Gegen die CSU-Stimmen lehnte die Mehrheit im Verkehrsausschuss den Antrag schließlich ab.

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