Neuer Amtsleiter:Architekt mit Hang zur Stadtplanung

Bauamtschef

Moritz Reinhold (rechts) übernimmt ein Amt mit etwa 150 Mitarbeitern. Oberbürgermeister Florian Hartmann ist froh, dass Reinhold und sein Vorgänger mehrere Monate Zeit haben, für eine sorgfältige Übergabe.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Moritz Reinhold übernimmt die Leitung des Dachauer Stadtbauamts von Michael Simon, der Ende des Jahres in den Ruhestand geht. Mit der Konversion ehemaliger Industrieflächen kennt sich der 40-Jährige bereits aus

Von Viktoria Großmann, Dachau

Eines der größten Probleme der Großen Kreisstadt hat der neue Leiter des Stadtbauamts gleich am eigenen Leib erfahren. Es sei unmöglich gewesen, für seine fünfköpfige Familie in Dachau eine bezahlbare Wohnung zu finden, sagt Moritz Reinhold. Die Familie hat sich jetzt ein Häuschen in Altomünster gemietet. Reinhold hat am 1. September seinen Dienst in Dachau begonnen und wird die Nachfolge von Michael Simon antreten, der zum Ende des Jahres in den Ruhestand geht. Die beiden haben nun einige Monate Zeit, eine geordnete Übergabe zu machen. Simon hat für seinen Nachfolger sogar schon sein Büro geräumt und begnügt sich für die restliche Zeit mit einem anderen Arbeitsplatz.

Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und Hauptamtsleiter Josef Hermann sind deutlich erleichtert und wohl auch etwas stolz, so frühzeitig bereits den Nachfolger auf diesem so entscheidenden Posten im Hause zu haben. Man habe sehr frühzeitig angefangen zu suchen, sagt Hermann. Einfach ist es üblicherweise nicht, Personal für Verwaltungsstellen zu finden. Dieses Problem teilen sich Landratsämter, Rathäuser und andere Behörden im gesamten Großraum München.

Für den 40 Jahre alten Reinhold ist Dachau ein weiterer Schritt in seiner Amtskarriere. Der studierte Architekt hatte zuvor knapp vier Jahre im mittelfränkischen Feuchtwangen als Bauamtsleiter gearbeitet. Im Vergleich zur 12 300-Einwohner Stadt mit 87 Ortsteilen, ist Dachau doch deutlich urbaner. Genau das, sagt Reinhold bei seiner offiziellen Vorstellung im Rathaus, habe ihn gereizt und das größere Spektrum an Aufgaben, das Dachau mit seiner Vielzahl an Bauprojekten und vor allem dem Jahrhundertprojekt MD bietet. "Die vorausschauende Planung hier hat mich beeindruckt", lobt er seinen Amtsvorgänger. Das Bauamt hat mit der Arbeit an einem neuen Flächennutzungsplan begonnen, der aufzeigen wird, wie und wohin die Stadt noch wachsen kann. Ein Lieblingsprojekt von Michael Simon, der die Verwandlung Dachaus von einem beschaulichen Umland-Städtchen in eine Wachstumsstadt in der Metropolregion begleitet hat. Die Notwendigkeit, diesen Wandel erstens zu akzeptieren und zweitens zu steuern, versuchte Simon den Stadträten stets nahe zu bringen. Nicht immer erfolgreich. Der Flächennutzungsplan und die sozial gerechte Bodennutzung sind am Ende seiner Amtszeit Erfolge dieser Bestrebungen.

Mit der Konversion von ehemaligen Industrieflächen hat sich Reinhold schon für seine Diplomarbeit an der Technischen Universität Darmstadt beschäftigt. Nach dem Diplom blieb Reinhold zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter an seiner Uni und arbeitete unter anderem für das Architekturbüro Sinning, bei dem er am Projekt Universitätsbibliothek Marburg mitarbeitete. Reinhold sieht sich selbst als "Architekt mit Hang zur Stadtplanung". Das Büro Trojan und Trojan, das für die Planung des MD-Geländes verantwortlich ist und ebenfalls in Darmstadt ansässig ist, kenne er allerdings nur vom Vorbeifahren, sagt Reinhold. Dachau kannte der gebürtige Wiesbadener vor seiner Bewerbung nicht. Ihm ging es wie den meisten, die zum ersten Mal in die Stadt kommen, erzählt er. Auch er verband mit dem Namen zunächst das ehemalige Konzentrationslager und war überrascht von der Altstadt und dem herrlichen Ausblick vom Schloss.

Wie bedeutsam seine neue Stelle für die Stadt ist, zeigt sich auch daran, dass von Beginn an Vertreter aller Stadtratsfraktionen in die Auswahl der Bewerber einbezogen wurden. Endgültig entschieden dann Hauptausschuss und der gesamte Stadtrat. Als Leiter des Bauamts hat Reinhold nun etwa 150 Mitarbeiter, dazu gehören auch die Stadtgärtnerei und der Bauhof. Mit diesem gemeinsam durfte sich Reinhold schon mit den neuen, etwas verunglückten Tafeln für Wahlplakate beschäftigen, die ihren Zweck bisher zum Ärger der Parteien eher schlecht erfüllen. Aber auch die erste Sitzung mit den Eigentümern des MD-Geländes hat Reinhold schon hinter sich gebracht. "Ich finde mich hier sehr gut zurecht", sagt er nach den ersten zwei Wochen und lobt seine neuen Kollegen, die ihn fachkundig unterstützten.

Michael Simon, der im Dezember offiziell verabschiedet wird, hatte sein Amt 2004 angetreten. Er war aus dem Stadtplanungsamt von München nach Dachau gewechselt. Auch er ist studierter Architekt.

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