Neue Eishalle in Dachau:Schlittschuhlaufen ohne Pfützen

Stadträte

Sportreferent Günter Dietz (CSU) fordert für das viel diskutierte Projekt "jetzt Priorität eins".

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Winter werden immer milder. Die Stadträte haben sich daher einstimmig für eine geschlossene Eishalle entschieden

Von Petra Schafflik, Dachau

Ein schwarz-grau verhangener Januarhimmel, an dem heftige Winde bei milden Temperaturen die Wolken vor sich hertreiben - dieses Wetterszenario präsentierte sich am Dienstagnachmittag quasi wie bestellt zur Debatte der Stadträte, ob am ASV Sportverein eine neue Eishalle oder nur eine überdachte Kunsteisbahn gebaut werden soll. Denn genau diese Unwägbarkeit, wie sich das künftige Winterwetter entwickeln wird, ließ schließlich die Variante einer offenen Eisfläche als zu unsicher erscheinen. Einstimmig entschieden sich die Kommunalpolitiker deshalb für die Option, die auch das Dresdener Institut für Luft- und Kältetechnik (ILK) in einer Studie empfiehlt, nämlich die geschlossene Eishalle. Das notwendige Bauleitverfahren für dieses wichtige Sportprojekt der Stadt hatte der Bauausschuss bereits vorige Woche auf den Weg gebracht. Nachdem nun feststeht, welche Art der Kunsteisbahn entstehen soll, geht das lange diskutierte Vorhaben definitiv an den Start.

Erst spät in den langwierigen, sich über Jahre hinziehenden Beratungen und Diskussionen zum geplanten Neubau eines Eisstadions kam im vorigen Frühjahr die Frage auf, ob nicht statt einer Halle eine nur überdachte Eisfläche die bessere, weil energetisch sinnvollere Lösung sein könnte. Antworten erhielten die Stadträte jetzt vom ILK-Kältetechnik-Experten René Paatzsch, der Energieverbrauch und Kosten beider Eislaufvarianten untersucht hat. Sein Ergebnis: Tatsächlich ist bei einer offenen Eisfläche mehr Kälteenergie für das Kunsteis nötig, weil hier Reifbildung, Wind, Sonneneinstrahlung und Verschmutzung aus der Luft als Störfaktoren auftreten. In einer Halle wird aber zusätzlich Energie benötigt, um die Luft gleichmäßig zu temperieren, sodass bei dieser Bauart letztlich neun Prozent mehr Energie nötig werden. Wegen unterschiedlicher technischer Voraussetzungen liegen die Energiekosten für beide Versionen aber fast gleichauf. Die Baukosten für ein geschlossenes Stadion sind dagegen wenig überraschend mit grob kalkulierten 13 Millionen Euro rund 15 Prozent höher als die einer überdachten Eisbahn. Allerdings könnten die Kostenvorteile der Freifläche in künftig wärmeren und windigeren Wintern rasch dahinschmelzen, warnte der Experte, der deshalb die Halle empfahl. Diese lasse sich als witterungsunabhängige Sportarena auch zuverlässiger kontinuierlich nutzen. Diesem Vorschlag folgten die Stadträte. Mit der Halle erhalte man Planungssicherheit, betonte CSU-Fraktionssprecher Florian Schiller. "Wir bauen für 40 oder 50 Jahre", in dieser Zeit würden sich die äußeren Bedingungen definitiv noch verschlechtern. Wenn überhaupt noch langfristig Eissport in Dachau, "dann gescheit", sagte SPD-Sprecher Sören Schneider.

Hinzu kommt: Die Studie untersuchte nach den Vorgaben der Stadtverwaltung einen Eislaufbetrieb von Oktober bis April, momentan ist die Kunsteisbahn, die bekanntlich unter freiem Himmel liegt, nur von November bis Anfang März in Betrieb. Und Eissportler wissen, dass bei warmem Föhnwind nicht selten der Betrieb eingestellt wird. Oder die Eröffnung wie in dieser Saison witterungsbedingt auf Mitte November verschoben werden muss, wie Umweltreferentin Sabine Geißler (Bündnis für Dachau) erinnerte. Deshalb plädierte auch Geißler für eine Halle, "auch wenn wir die höheren CO₂-Emissionen nicht locker schlucken". Die könnten sich aber noch reduzieren bei künftig mehr regenerativer Energie im Stromnetz, denn die Berechnungen beruhten auf dem aktuellen Mix der Dachauer Stadtwerke, so merkte Referent Paatzsch an. Auch Grünen-Stadtrat Thomas Kreß, auf dessen Initiative hin die Stadträte die Studie in Auftrag gaben, ist jetzt für die Halle. "Wenn es aus Ihrer Sicht nicht den Haushalt sprengt", sagte er in Richtung CSU, die im Wahlkampf immer wieder die hohen Ausgaben der Stadt kritisiert. Doch im Fall der Eishalle plädieren die Christsozialen bewusst für die teurere Lösung, erklärte Fraktionssprecher Schiller. Denn das sei "eine nachhaltige Investition, weil zukunftssicher". Bei so viel Einmütigkeit warnte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), die in der Studie genannten 13 Millionen Euro Baukosten für einen Eishalle seien nicht "festgemauert". Vielmehr eine grobe Schätzung, "die Baukosten in der Region steigen". Nicht die Kosten, sondern der Zeitplan im Blick hat dagegen Sportreferent Günter Dietz (CSU). Nachdem beim Neubau der Eishalle jahrelang über Standort und zuletzt noch um die richtige Ausführung diskutiert worden ist, forderte er für das Vorhaben "jetzt Priorität eins."

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