Landkreis Dachau:Zukunftsprojekt: Neues Landratsamt

Landkreis Dachau: So oder so ähnlich könnte das neue Landratsamt einmal aussehen.

So oder so ähnlich könnte das neue Landratsamt einmal aussehen.

(Foto: Landratsamt Dachau)

Wann es fertig wird und wie viel der Neubau kosten wird, ist noch unklar. Dass es aber nicht nur gut aussehen wird, sondern auch viele Vorteile für Anwohnende und Mitarbeitende bringen wird, daran lässt Landrat Stefan Löwl keinen Zweifel.

Von Jacqueline Lang, Dachau

Wann das neue Landratsamt einmal fertig sein wird? Das vermag niemand zu sagen, noch gibt es ja nicht einmal eine Baugenehmigung. Was der Neubau des Landratsamts kosten wird? Auch das weiß niemand so recht, seriöse Schätzungen dazu lassen sich angesichts von Personal- und Materialmangel kaum abgeben. Gleichwohl ist es nicht so, dass die Planungen für dieses Mammutprojekt nicht voranschreiten würden: Am Mittwochabend stellte Landrat Stefan Löwl (CSU) mit knapp einem Dutzend Mitarbeitenden die neuesten Pläne vor. Das große öffentliche Interesse blieb allerdings aus, nur vier Anwohner kamen, um sich anzuhören, was da womöglich in ein paar Jahren auf sie zukommt. Dennoch wurde deutlich: Auch wenn es definitiv noch dauern wird, bis der erste Bagger rollt, Sorgen um verkehrliche Beeinträchtigungen, gar überlaufende Keller machen sich die Bewohner vom Weiherweg bis zur Burgfriedenstraße schon jetzt.

In Zukunft soll, das ist ganz zentral in der Planung, der Besucherverkehr ausschließlich über den Bürgermeister-Zauner-Ring laufen. Dadurch sollen die Anwohnenden in der Brucker- und Burgfriedenstraße sowie dem Weiherweg entlastet werden. Auch soll eine Schranke, die den Eingang in die Tiefgarage ermöglicht, dafür sorgen, dass es sich nicht auf der Straße staut, sondern wenn überhaupt nur im Inneren des Gebäudes.

In Zukunft werden die Parkplätze des Landratsamtes kostenpflichtig sein

Eine weitere wichtige Neuerung aus Löwls Sicht: Für Mitarbeitende wie Besuchende werden die Parkplätze in der zweistöckigen Tiefgarage nicht mehr kostenfrei sein. Damit die Autofahrenden dann aber nicht auf die umliegenden kostenfreien Parkplätze ausweichen, soll rund um das Landratsamt eine Anwohnerzone errichtet werden. Hierzu sei man, versicherte Löwl, bereits in Gesprächen mit der Stadt: "Das muss Hand in Hand gehen." Damit insgesamt weniger Mitarbeitende mit dem Auto kommen, bietet das Landratsamt schon jetzt Jobfahrräder an. In Zukunft soll es aber auch einen Pool an Autos geben, die bei Bedarf von Mitarbeitenden genutzt werden können.

Christian Stangl, der in der Burgfriedenstraße wohnt, warf im Zuge der Erreichbarkeit, noch einmal die Frage nach dem Standort auf: Sei das Landratsamt am Bürgermeister-Zauner-Ring wirklich ideal zu erreichen für alle Landkreisbewohnerinnen und- bewohner? Kreisbaumeister Georg Meier versicherte, dass man liebend gerne näher an die S-Bahn gezogen wäre, aber dann wäre man auf die Deutsche Bahn angewiesen gewesen und man wisse ja, dass dann alles noch länger dauere. Landrat Löwl ergänzte, dass nun einmal ein Großteil der Landkreisbewohnenden in Dachau und Karlsfeld leben würde und für diese sei der neue und alte Standort auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut zu erreichen.

In einem Bürgerservicecenter soll man kleinere Behördengänge erledigen können

Ganz neu soll die Struktur im Inneren des Landratsamts werden: Zum Beispiel soll es im Untergeschoss eine Kantine geben, die auch für Besucherinnen und Besucher zu den Geschäftszeiten zugänglich ist. Angrenzend daran ist eine Art Bürgerservicecenter geplant, dort sollen kleinere Behördengänge erledigt werden können, sprich "alles, was man theoretisch auch online machen könnte", so Kreisbaumeister Georg Meier.

Im südlichen Teil des nierenschalenförmigen Gebäudes sollen die Ämter angesiedelt werden, die am meisten Besucherverkehr haben: die Ausländerbehörde und das Sozialamt. Die jetzigen Scheiben, die die einzelnen Schalter voneinander trennen, seien, so Landrat Löwl, vor allem datenschutzrechtlich "nicht mehr State of the Art", im Neubau werde man daher mit kleinen Boxen und Kabinen arbeiten, wo wirklich niemand vertrauliche Informationen mithören könne.

Wie schon jetzt werden die Sitzungssäle im ersten Obergeschoss angesiedelt sein. Neu wird sein, dass es einen "Multifunktionsbereich" geben wird. Mit Blick auf die besorgten Anwohner betonte Löwl zwar, dass das Landratsamt nicht zur "Eventlocation" mutieren werde, aber man wolle doch die Möglichkeit haben, Ausstellungen oder ähnliches im Landratsamt zu veranstalten. Damit das in Zukunft funktioniert - ohne das Besuchende überall im Haus umherirren - wird es möglich sein, einzelne Bereiche abzusperren. Die Aufzüge werden deshalb im Bedarf so geschaltet, dass man ohne Umwege vor dem Büro des Landrats oder vor dem Veranstaltungsraum herauskommt. Alles barrierefrei, versteht sich.

Landkreis Dachau: So sieht das neue Landratsamt von oben aus.

So sieht das neue Landratsamt von oben aus.

(Foto: Landratsamt Dachau)
Landkreis Dachau: Bei Kreisbaumeister Georg Meier (vorne) laufen die Fäden für die Planung des Neubaus zusammen.

Bei Kreisbaumeister Georg Meier (vorne) laufen die Fäden für die Planung des Neubaus zusammen.

(Foto: Toni Heigl)
Landkreis Dachau: Der Glasbau in der Mitte soll den südlichen und nördlichen Gebäudekomplex miteinander verbinden.

Der Glasbau in der Mitte soll den südlichen und nördlichen Gebäudekomplex miteinander verbinden.

(Foto: Landratsamt Dachau)

Damit der wohl sehr kostspielige Neubau nicht nach wenigen Jahren schon wieder von der Zeit überholt ist, sei, so Löwl, das Thema "Flexibilität" ein maßgebliches bei der Planung gewesen: "Wir wissen schließlich nicht, wie wir in 30, 40 Jahren arbeiten werden." Statt der derzeit festgeschriebenen Zweierbüros, in denen aktuell bis zu vier Personen arbeiten müssen, sollten ganz unterschiedliche Büroräume oder eben auch "Bürolandschaften" möglich sein.

Anwohner fürchten sich vor steigendem Grundwasser

Auf dem insgesamt vierstöckigen Gebäude, dessen Stockwerke nach oben hin zurückversetzt werden, soll sich eine Dachterrasse befinden. Und auch wenn das derzeit in Bayern baulich noch nicht vorgeschrieben sei, so Kreisbaumeister Meier, habe man in Dachau schon jetzt vermehrte Starkregenereignisse eingeplant, sprich: Das begrünte Flachdach soll helfen, der Regenmassen Herr zu werden. Anwohner Stangl äußerte dennoch Bedenken: "Ich habe einfach die Sorge, dass das Wasser bei mir im Keller wieder rauskommt", irgendwo müsse das Wasser, das durch den massiven Bau verdrängt werde, schließlich hin.

Kreisbaumeister Meier hielt dagegen. Vor Baubeginn müsse man nachweisen, dass gewisse Wassermengen auf dem eigenen Grundstück versickern können. Außerdem sei man bei der Planung sogar über die vorgegebenen Werte hinausgegangen. "Es ist besser, es regnet auf unser Dach als auf die Straße", versicherte Meier. Zudem gebe es auf dem Grundstück zwei Rigolen, sprich Vorhaltespeicher, die gewisse Wassermengen auffangen könnten.

Ob und wie oft es zu Starkregen kommen wird, wenn das Gebäude einmal fertig ist, vermochte freilich niemand der Anwesenden zu prognostizieren. Schließlich weiß auch niemand, wann das neue Landratsamt einmal fertig sein wird. "Wenn alles gut läuft, können wir in ein, zwei Jahren anfangen", war alles, was man von Landrat Löwl als Antwort bekam. Das heißt: Sofern denn die Baugenehmigung erteilt wird. Ein entsprechender Stadtratsbeschluss ist laut Löwl für Ende diesen, Anfang des kommenden Jahres geplant. Ob es dann noch zu Klagen kommen wird und wie die Situation in der Baubranche sein wird, wer weiß das schon.

Noch eine Frage beschäftigte einen der anwesenden Anwohner: Sei so ein großes Gebäude eigentlich noch zeitgemäß, da der Trend doch zu Home-Office und Digitalisierung gehe? Sicherlich, gab Löwl ihm recht, sei die Arbeitswelt im Wandel. Aber nur weil in Zukunft die ein oder andere Aufgabe durch Computer übernommen werde, bedeute das nicht weniger Arbeit für Menschen, sondern nur andere Aufgaben. "Es ist nicht so, dass die Landratsämter was weggeben." Eher das Gegenteil sei der Fall: Die Landratsämter würden immer mehr Aufgaben übernehmen. Auch deshalb platze das jetzige Landratsamt ja aus allen Nähten.

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