Neu im Amt:"Das ist schon eine andere Hausnummer"

Neu im Amt: Bergkirchens Bürgermeister Robert Axtner ist um eine gute Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern bemüht.

Bergkirchens Bürgermeister Robert Axtner ist um eine gute Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern bemüht.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Seit dem 1. Mai ist Robert Axtner der neue Bürgermeister von Bergkirchen. Als gemeinsamer Kandidat aller politischen Kräfte holte er ein Traumergebnis. Nun versucht er, sich in der Welt der Politik zurechtzufinden

Von Eva Waltl, Bergkirchen

- Im Büro von Robert Axtner ist es kühl. Trotzdem lässt Axtner das Sakko an diesem warmen Sommertag Anfang August weg; er trägt nur Hemd und Krawatte, dazu eine Jeans. Axtner gibt sich nahbar und wirkt dabei auch ein klein wenig nervös. Seit dem 1. Mai ist er offiziell der neue Bürgermeister der Gemeinde Bergkirchen. Eine Bilanz über seine ersten 100 Tage im Amt.

Sein Einstieg war eine Feuertaufe. "Corona machte meinen Start nicht unbedingt einfacher", sagt er mit tiefer Stimme und unverkennbar bayerisch-rollendem R. Aber Axtner ist keiner, der jammert. Er versuche, sagt er, das Beste daraus zu machen. Da spielt ihm natürlich seine Erfahrung in die Karten. Sechs Jahre hatte Axtner das Amt des dritten Bürgermeisters inne und hat Erfahrungen im Gemeinderat gesammelt. Er kennt das Rathaus und die Leute in der Verwaltung. Allerdings sei das Amt des ersten Bürgermeisters "schon eine andere Hausnummer". Auch anders als der Beruf in der Bank, in der er 28 Jahre lang tätig war. Jetzt sei er "von Kanaldeckel bis zum gefährlichen Tier" für alles zuständig. Da muss man sich erst einmal zurecht finden: "Es war eine Umstellung. Die Informationspolitik ist einfach eine andere als in der Privatwirtschaft."

Der Bankhintergrund macht sich auch in seinem Programm bemerkbar: Axtner strebt einen "gesunden" Haushalt an. Kein leichtes Unterfangen während einer Pandemie. Man müsse aber deshalb nicht "alles über einen Haufen werfen", findet Axtner.

Sein Credo lautet deshalb: Dort einzusparen, "wo's am wenigsten weh tut". Dabei ginge es vor allem um Projekte, die man aufschieben könne, beispielsweise Straßenbau- und Sanierungsarbeiten. Besondere Schwierigkeiten sieht der Bürgermeister in der Gewerbe- und Einkommenssteuer, dort haben die Auswirkungen der Pandemie besonders große Löcher gerissen und den Tatendrang des ehemaligen Bänkers gebremst: "Ich muss vieles aufschieben und kann mein Programm nicht einfach abarbeiten."

Bei dem Gedanken gerät er ins Träumen: "Es wäre natürlich schön, zu investieren wie ein Weltmeister und Schulden aufzunehmen wie ein Weltmeister, aber zurückzahlen darf der Nächste." Sein Ziel sei es aber, die Gemeinde eben "nicht exorbitant zu verschulden." Im Geldgeschäft, das merkt man schnell, kennt Axtner sich aus. Die Strukturen im Rathaus indes muss er noch genauer kennenlernen, das gibt er zu. Sein neuer Job sei, so Axtner, "unglaublich vielschichtig". Er selbst sieht sich selbst nicht als "Standard-Politiker". Er versuche, als "ganz normal denkender Mensch" zu agieren und dementsprechend seine Entscheidungen zu fällen, denn "irgendwann müssen Entscheidungen auf den Tisch. Egal ob diese toll oder schmerzhaft sind."

Als gemeinsamer Kandidat aller politischen Kräfte in Bergkirchen trat er den Wahlkampf an. Das Ergebnis: Traumwerte mit 93,99 Prozent der Stimmen. Während des Wahlkampfes gab er sich bürgernah, marschierte von Haus zu Haus. Darauf muss er jetzt verzichten. Axtner beklagt, dass keine Vereinsaktivitäten, Feste und Abendveranstaltungen stattfinden konnten, bei denen er die Stimmung unter den Bürger aufzusaugen hätte können: "Es fehlt, dass man sich einfach an den Tisch setzt und ratscht."

Ein Resümee der vergangenen Monate zieht Axtner, in dem er sich bescheiden eingesteht, er müsse erst einmal ankommen: "Es wäre fatal, zu sagen: Ich weiß alles. Das würde in die Hose gehen. Nach drei Monaten ist man kein perfekter Bürgermeister." Er verfolge das Ziel, "zu wissen, wie's läuft", um eigene Ideen und die des Gemeinderats umzusetzen. Bis dahin hole er sich auch Rat bei seinen Mitarbeiter, die "hervorragend zusammenarbeiten".

"Ich bin so wie ich bin. Und letzten Endes bin ich Mensch und dann Bürgermeister", stellt Axtner klar. Wie gut er sein Amt ausführen wird, werde die Zukunft zeigen: "Das Urteil fällt der Bürger in sechs Jahren, wenn die nächste Wahl ansteht", so Axtner.

Ob er die Entscheidung, Bürgermeister zu werden, bereue? "Nein, keinen einzigen Tag!"

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: