Süddeutsche Zeitung

Naturschutz in Dachau:Vernetztes Grün

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Den neuerlichen Antrag an den Landkreis auf Aufnahme des Grünzugs in Dachau-Ost in das Landschaftsschutzgebiet unterstützen die Stadträte mit knapper Mehrheit. Auch eine kleine Fläche westlich der geplanten Ost-Umfahrung ist wieder Teil des Schutzgebiets

Von Petra Schafflik, Dachau

Das Landschaftsschutzgebiet "Amperauen mit Hebertshausener Moos, Inhauser Moos und Amperauen" hat erst im vorigen Jahr einen neuen Zuschnitt erhalten. Allerdings ist dabei eine für die Stadt Dachau wichtige Fläche südlich der Schleißheimer Straße nicht berücksichtigt worden. Ähnlich erging es der Gemeinde Karlsfeld, deren Vorschläge ebenfalls nicht alle einbezogen wurden. Die beiden Kommunen sollten diese Areale erst über die örtlichen Flächennutzungspläne (FNP) als Schutzgebiet vorsehen, so der Kreistagsbeschluss.

Nun stellt die Stadt Dachau beim Landkreis erneut den Antrag, den für den Frischluftaustausch wichtigen Grünzug südlich der Schleißheimer Straße ins Landschaftsschutzgebiet (LSG) aufzunehmen. Denn als Kommune ein Gebiet über den FNP besonders zu schützen, wie es der Kreistag anregte, "das geht rechtlich gar nicht", erklärte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) jetzt den Stadträten im Umwelt- und Verkehrsausschuss. Erst wenn der Kreistag ein Schutzareal festsetze, "können wir dies in den Flächennutzungsplan nachrichtlich übernehmen". In Sachen Schutz für den Grünzug am Tiefen Graben ist nun wieder der Landkreis am Zug.

Die Fläche, um die es geht, liegt südlich der Schleißheimerstraße und reicht bis zur Bundesstraße 471 und wird im Osten vom Tiefen Graben, sowie im Westen über weite Strecken von der Würm begrenzt. Ausgenommen ist einzig die Fläche des ehemaligen Seeber-Geländes, wo die Stadt ein Gewerbegebiet entwickelt. Das weitläufige Areal, auf dem sich aktuell Kleingärten und Ackerflächen befinden, steht seit langem im Fokus der öffentlichen Diskussion.

Zum Schutz des Grünzugs, der in der Vergangenheit auch schon als Gewerbefläche im Gespräch war, gründete sich 2010 die Bürgerinitiative Grünzug Dachau Karlsfeld (BI). Und ein Aktionsbündnis, darunter Bund Naturschutz, BI, Landesbund für Vogelschutz sowie der Fachausschuss Ökologie und Globale Verantwortung der Erzdiözese München Freising, sammelte Ende 2017 5000 Unterschriften für das Anliegen, die Areale zwischen Dachau, Karlsfeld und Obergrashof frei zu halten als Frischluftkorridor, wie auch Naherholungsflächen für den Stadtteil.

Auf die Überarbeitung des LSG hatte die Protestaktion keinen Einfluss. Doch der Dachauer Stadtrat entschied, die Forderung als Stellungnahme der Bürgerschaft in die Entwicklung des Dachauer Flächennutzungsplans einfließen zu lassen. Auch die separate Bürgerbeteiligung zum FNP selbst bekräftigte in den vergangenen Monaten den Wunsch der Stadtgesellschaft auf eine klare Abgrenzung der Siedlungsfläche zu den umliegenden Gemeinden und vernetztem Grün in und um Dachau. Auch als untrennbarer Teil der Kulturgeschichte ist das Dachauer Moos den Bürgern wichtig. Um diese Flächen vor einer weiteren Zersiedelung zu schützen, schlägt die Stadt dem Landratsamt jetzt deshalb noch einmal die Aufnahme ins Landschaftsschutzgebiet vor. Selber sichern könne die Stadt diese Naturflächen nicht, erklärt Bauamtsleiter Moritz Reinhold auf Nachfrage. Denn für den Landschaftsschutz sei nach dem Naturschutzgesetz der Landkreis zuständig. Die Kommune hat da nichts zu entscheiden." Der im zurückliegenden LSG-Verfahren im Kreistag immer wieder formulierte Vorschlag, über das LSG hinausgehende Areale sollten die Kommunen erst einmal selbst über die Flächennutzungspläne festlegen, lässt sich also in der Praxis nicht umsetzen.

Den neuerlichen Antrag an den Landkreis auf Aufnahme des Grünzugs in Dachau-Ost in das Landschaftsschutzgebiet unterstützten die Stadträte mit knapper Mehrheit. "Es gibt dafür einen klaren Auftrag aus der Bürgerschaft", sagte Sabine Geißler (Bündnis für Dachau). Die Umweltreferentin des Stadtrats regte an, auch eine kleine Fläche westlich der geplanten Ost-Umfahrung, die bei der LSG-Novelle rausgefallen ist, wieder ins Schutzgebiet zurückzuholen. Kritik kam von der CSU, die einen Schutz dieser Fläche auch in der Vergangenheit abgelehnt hat. "Dort liegen Gärten, landwirtschaftlich bewirtschaftete Flächen und ein Entsorgungsunternehmen. Das sind keine ökologisch besonders wertvollen Flächen", sagte Peter Strauch (CSU). Aber auch weniger naturnahe Areale sicherten, sofern unbebaut, den Erhalt der Frischluftschneise, erklärte Volker C. Koch (SPD). Mit knapper Mehrheit wurde der Antrag gebilligt. Gegenstimmen kamen von CSU, ÜB, Bürger für Dachau und den Freien Wählern.

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SZ vom 21.09.2019
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