"Namen statt Nummern":Portal der Erinnerung

Seit vielen Jahren erforschen Dachauer Bürger Biografien von KZ-Häftlingen unter dem Leitgedanken "Namen statt Nummern". Jetzt gibt es eine Homepage

Von Jeannette Oholi, Dachau

Wer mehr über das Projekt Gedächtnisbuch und seine Arbeitsbereiche erfahren möchte oder über ein eigenes Engagement nachdenkt, kann sich auf der neuen Homepage gedaechtnisbuch.org informieren. Annerose Stanglmayr, Geschäftsführerin des Dachauer Forums, und Andreas Kreutzkam stellten die Internetseite nun im Dachauer Rathaus vor. Stanglmayr dankte den Unterstützern des Homepage-Projekts und lobte die Arbeit der Ehrenamtlichen. "Da steckt sehr viel Herzblut drin", sagte sie. Außerdem betonte sie die langjährige und gute Zusammenarbeit des Trägerkreises, dem auch das Dachauer Forum und die Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte angehören. Seit 1999 forschen Ehrenamtliche nach Biografien von ehemaligen Häftlingen des KZ Dachau. Die erstellten Gedächtnisblätter werden dauerhaft in der Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte ausgestellt.

Historikerin Irene Stuiber präsentierte die Gedächtnisbuch-Homepage . "Die Webseite zeigt das Projekt in seiner ganzen Bandbreite", sagte sie. Das grüne Farbdesign der Broschüren über die internationale Wanderausstellung "Namen statt Nummern" und der Ausstellungsbanner findet sich nun auch auf der neuen Homepage wieder. Inhalte der Webseite können in verschiedenen Sprachen, beispielsweise Englisch, Französisch und Polnisch, angezeigt werden. Dadurch erreicht das Gedächtnisbuch-Projekt Interessierte weltweit. Irene Stuiber betonte, dass die Homepage auf "kurze Wege" Wert legt. Informationen zu Veranstaltungen, Projekten und Ausstellungen werden mit einem Klick erreicht. Auf einem Blog können Interessierte die tägliche Arbeit von Projektteilnehmern verfolgen.

"Wir wollen einen Einblick in unsere Arbeit geben", sagte Stuiber. Geschichten rund um das Gedächtnisbuch, die sonst der Öffentlichkeit unbekannt bleiben, finden im Blog ihren Platz. Schülerinnen und Schüler, die eine Biografie eines Häftlings des KZ Dachau erarbeiten, können beispielsweise Interviews mit Verwandten der ehemaligen Häftlinge auf dem Blog veröffentlichen. Dabei könne den jungen Leuten zugleich Medienkompetenz vermittelt werden, sagte Stuiber.

Projektleiterin Sabine Gerhardus betonte, dass die Homepage eine Arbeitsplattform sei. Im "Werkstattbereich" warten viele Informationen und Handouts für Lehrer, Projektteilnehmer und über die Ausstellung, die man downloaden kann. Die Homepage versteht sich als ein "Erinnerungsportal", das auch Verwandte von ehemaligen KZ-Häftlingen für ihre Suche nutzen können. Außerdem können sich Angehörige an das Projekt wenden, wenn sie Daten und Material hinzufügen wollen. Den Schwerpunkt der Homepage stellen die Biografien dar. Auf jeder Seite der Homepage befindet sich eine waagrechte Leiste mit den Gedächtnisblättern und Biografien. Alphabetisch geordnet, finden Interessierte und Verwandte schnell die Namen ehemaliger Häftlinge. Neben biografischen Informationen sind zum Teil die kompletten Gedächtnisblätter aufrufbar.

Mittlerweile sind auch andere Teilprojekte zu den Gedächtnisblättern hinzu gekommen, wie beispielsweise die Wanderausstellung "Namen statt Nummern", die bereits an über 130 Orten in Europa und Nordamerika gezeigt wurde. Die Ausstellung "Das Lager und der Landkreis", die im gleichnamigen Teilprojekt entstanden ist, zeigt die Biografien von KZ-Häftlingen, die aus dem Landkreis Dachau stammen. Den bereits 10 Ausstellungsorten im Landkreis folgen in diesem Jahr noch Sulzemoos, Petershausen und Hebertshausen. Die Homepage ist unter www.gedaechtnisbuch.org zu erreichen.

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