Nahversorgung:Es kann nur einen geben

Die Haimhausener entscheiden im Mai darüber, ob am Kramer Kreuz ein Supermarkt entstehen soll. Eine Frage ist: Welches Lebensmittelunternehmen würde den Laden betreiben? Es gibt zwei Bewerber

Von Rudi Kanamüller, Haimhausen

Viele Menschen haben sich am Samstag in den Sitzungssaal des Haimhausener Rathaus gedrängt. In einer öffentlichen Sondersitzung beschloss der Gemeinderat mehrheitlich, dass es im Mai einen Bürgerentscheid über die Ansiedlung eines Supermarktes beim Kreisverkehr am Kramer Kreuz geben wird. Das Thema stößt auf großes öffentliches Interesse. Eine große Frage ist: Welches Unternehmen würden den Supermarkt betreiben, wenn sich die Haimhausener beim Bürgerentscheid dafür aussprechen? Die Entscheidung fällt der Grundstückseigentümer.

Vertreter von Edeka Südbayern und der Allgäuer Unternehmer Christof Feneberg präsentierten den Gemeinderäten ihre jeweiligen Konzepte. Patrick Stuwe von Edeka sagte, das Unternehmen gehe bei den Haimhausener Planungen von einem "Vollsortiment mit etwa 15 000 bis 18 000 Artikeln" aus. Das Warenangebot von Discountern umfasse in der Regel nur zwischen 1500 und 6000 Artikel, woran man den Unterschied zwischen einem Vollsortimenter und einem Discounter erkennen könne. Dies bedeute, dass man bei Edeka alles kaufen könne, was man zum Leben brauche. Schwerpunkt werde dabei auf die Regionalität der Produkte gelegt: "Frische Ware, kurze Wege, man weiß, woher die Produkte kommen." Stuwe betonte, dass der Haimhausener Markt individuell sein solle. "Wir passen uns immer an die regionalen Gegebenheiten an." Außerdem sei man an langfristigen Standorten interessiert, die zwischen 20 und 30 Jahre bestehen.

Nahversorgung: Am Kramer Kreuz soll ein Supermarkt entstehen.

Am Kramer Kreuz soll ein Supermarkt entstehen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Supermarkt soll direkt am Kramer Kreuz angesiedelt werden und die Warenanlieferung, so der planende Architekt, Michael Iking, "möglichst weit von der umgebenden Wohnbebauung" erfolgen. Geplant sei an ein helles, etwa 35 Meter breites und 60 Meter langes, energetisches Gebäude mit einer Holz- und Glasfassade. Und wie bei allen Märkten von Edeka seien Backshop und Café angeschlossen. Die Anzahl der erforderlichen Stellplätze bezifferte Iking auf 70. Durch den Markt würden in Haimhausen 25 bis 30 neue Arbeitsplätze geschaffen, wobei Edeka Wert darauf lege, dass die Mitarbeiter aus der Haimhausener Gegend kämen. Weil die Betreiber der Märkte selbständige Kaufleute seien, würde natürlich auch die Gewerbesteuer am Ort bezahlt, sagte Expansionsleiter Stuwe.

Insgesamt hatte man im Vorfeld 20 Standorte für einen neuen Laden in Haimhausen im Auge. Nach ausführlicher Prüfung, so heißt es, erscheine "die Alternative am Kramer Kreuz auch unter Berücksichtigung einer ausreichenden Grundstücksgröße und der tatsächlichen Verfügbarkeit die derzeit einzige zu sein, auf der eine Verbrauchermarkt-Realisierung aus Sicht des Gemeinderates möglich" sei. In diesem Zusammenhang erinnerte Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU) daran, wonach es im näheren Umkreis von Haimhausen "bereits alle erdenklichen Märkte" gebe. Er hätte sich gefreut, "wenn wir keinen Markt auf der Grünen Wiese gebraucht hätten. Aber so wie es jetzt ist, geht es nicht mehr." Bernhard Seidenath (CSU) wollte von den Edeka-Vertretern wissen, ob sich das Konzept angesichts zahlreicher vorhandener Märkte in der Umgebung tragen würde und ob dies nicht zu einer "Kannibalisierung des Einzelhandels führen" werde? Die Antwort Stuwes: "Wenn das so wäre, würden wir hier nicht auftreten." Und weiter: "Wir sind nicht da, um Einzelhandelsstrukturen zu zerstören", sagte Stuwe und verwies auf die "extrem hohe Kaufkraft" Haimhausens.

Nahversorgung: Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU) hat zu dem geplanten Bau noch viele Fragen.

Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU) hat zu dem geplanten Bau noch viele Fragen.

(Foto: Toni Heigl)

Ingrid Weizmann (SPD) fragte, ob man die Anzahl der Stellplätze verringern könne? Die Antwort gab Bürgermeister Felbermeier: "Das ist schon das untere Niveau, was möglich ist." Die Zahl der Stellplätze werde durch die kommunale Stellplatzverordnung vorgeschrieben. Zweite Bürgermeisterin Claudia Kopps (CSU) wollte wissen, ob im angeschlossenen Backshop auch einheimische Bewerber zum Zuge kommen könnten? Die Bäckereiprodukte in den Edeka-Filialen würden von der Backstube Wünsche mit Hauptsitz in Gaimersheim bei Ingolstadt in hergestellt, antworteten die Unternehmensvertreter. Willi Welshofer von den Grünen fragte, wo die Warenanlieferung für den Markt erfolgen werde. Die Antwort Ikings: Der Anlieferverkehr wird über den Parkplatz des Marktes abgewickelt. Außerdem wurde die Frage aufgeworfen, ob man sich einen Shuttledienst für Menschen, die nicht mobil seien, vorstellen könne? Expansionsleiter Stuwe schloss dies nicht aus. Allerdings hänge dies vom Umfang der Nachfrage ab.

Neben Edeka würde auch gerne das familiengeführte Unternehmen von Christof Feneberg aus dem Allgäu, das 76 Filialen betreibt und 3200 Mitarbeiter hat, den möglichen Supermarkt in Haimhausen betreiben. Die Planung Fenebergs, der diverse Eigenmarken im Portfolio hat, umfasst eine Fläche von 5700 Quadratmetern, inklusive 80 Stellplätzen und Grünflächen. Der Markt selbst soll eine Bruttofläche von etwa 2000 Quadratmetern haben, ähnlich wie beim Konkurrenten Edeka. Die Zahl der neuen Arbeitsplätze, die in Haimhausen geschaffen würden, gibt Feneberg mit zwischen 22 und 25 an, wobei die meisten Arbeitskräfte hauptsächlich in Teilzeit beschäftigt würden, "aber bei uns angestellt sind". Was die Gewerbesteuer betrifft, so Feneberg, würde diese anteilsmäßig auf Haimhausen umgerechnet. Auch Feneberg betreibt in seinen Filialen einen Backwarenshop mit Café. Die Besonderheit sei, dass dort seit 2011 ohne künstliche Zusatzstoffe produziert werde. Weswegen Feneberg ausschließt, dass andere Bäckerbetriebe einen Feneberg-Backwarenshop in Haimhausen betreiben könnten. "Das ist eine Grundsatzentscheidung."

Landtagskandidaten

Gemeinderat Bernhard Seidenath (CSU) wollte wissen, ob sich das Konzept angesichts zahlreicher vorhandener Märkte in der Umgebung tragen würde.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Von dem Allgäuer Unternehmer wollte Seidenath wissen, ob er auch bereit wäre, den bestehenden Nahkauf in Haimhausen zu übernehmen, der voraussichtlich Mitte 2021 seinen Betrieb aufgeben wird. Die Frage beantwortete Feneberg mit einem klaren "Nein": "Ein 400 Quadratmeter Markt ist nicht darstellbar." Die wirtschaftliche Basis des Marktes, so Feneberg, müsse aus Haimhausen selbst kommen.

Die Anzahl der Produkte in Sortiment bezifferte Feneberg auf etwa 12 000. Einen Shuttledienst für ältere Bürger, nach dem Angelika Goldfuß (ÜWG) fragte, beantwortete Feneberg diplomatisch: "Vorstellbar ist alles." Die genauen Öffnungszeiten des Marktes wollte Ergun Dost (Bürgerstimme) erfahren. Laut Feneberg haben seine Märkte Montag bis Freitag von 7.30 bis 20 Uhr geöffnet. Samstags öffnen die Läden um 7.30 Uhr und schließen am Nachmittag. Dies werde individuell gehandhabt und hänge von der Nachfrage der Kundschaft ab. Insgesamt unterscheide man sich nicht sehr von Edeka, sagte Feneberg, "nur durch unsere Eigenmarken". Es gebe aber eine Kooperation. "Wir haben Zugriff auf die Edeka-Handelsmarke."

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