Süddeutsche Zeitung

Nachruf:Trauer um Josef Westermayr

Der Röhrmooser Altbürgermeister hat die Landkreispolitik geprägt. Jetzt ist er mit 88 Jahren gestorben

Von Helmut Zeller, Röhrmoos

Bauernsprecher war er, Bürgermeister von Röhrmoos, Kreisrat und Gründer der Freien Wähler - vor allem aber war Josef Westermayr ein Kommunalpolitiker vom alten Schlag: eine kantige Persönlichkeit, leidenschaftlich, voller Witz, gelegentlich durchaus auf die Bürokratie pfeifend, wenn es um die Menschen ging, denen er immer zugewandt war. Jetzt ist Josef Westermayr überraschend im Alter von 88 Jahren bei der Gartenarbeit gestorben - und nicht nur seine Heimatgemeinde trauert um einen außergewöhnlichen Menschen, dem auch der politische Gegner gehörigen Respekt zollte. Schließlich hat er die CSU das Fürchten gelehrt, schon zu einer Zeit, als sie noch das Dachauer Land unangefochten beherrschte.

Josef Westermayr hat die Kreispolitik umgewälzt, als er aus der CSU im Streit mit dem damaligen Landrat Hansjörg Christmann austrat. Bei den Kommunalwahlen 1990 verlor die CSU die absolute Mehrheit im Kreistag und den Posten des Röhrmooser Bürgermeisters an Westermayr, der die Freien Wähler in Röhrmoos gegründet hatte. Westermayr war 18 Jahre Ortsvorsitzender der CSU gewesen, nach seinem Wechsel zu den Freien Wählern führte er die politische Gruppierung in acht Jahren zu großen Erfolgen. Dafür wurde er mit dem Ehrenvorsitz ausgezeichnet. Westermayr war in Röhrmoos von 1966 bis 1990 Gemeinderat, dann Bürgermeister von 1990 bis 2002 und in dieser Zeit auch als Kreisrat tätig. Er war ein Kämpfer, aber auch immer zu Späßen aufgelegt, ihm war nichts Verbissenes eigen. Der heutige Röhrmooser Bürgermeister Dieter Kugler (CSU) würdigt das harte Ringen um eine Zusammenlegung der Feuerwehren von Großinzemoos und Röhrmoos. Sich mit der Feuerwehr anzulegen, kann bekanntlich brandgefährlich sein, aber Westermayr gelang es, und heute würde keiner mehr dagegen protestieren.

Sein Leben aber ging nie allein in der Politik auf - und vielleicht war er gerade deshalb so erfolgreich darin. Josef Westermayr war mit Leib und Seele ein Landwirt. 1930 wurde er als Josef Wackerl in Prittlbach geboren, mit 20 Jahren übernahm er den großen Reil-Hof seines Onkels in Röhrmoos und damit seinen Namen Westermayr. 1956 heiratete er seine Frau Anni. Er liebte den Bauernstand: Lange Jahre wirkte er als Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes und Vorsitzender im Maschinenring. Von 1968 bis 1993 war er auch Vizevorsitzender der Waldbauernvereinigung. Der Bauernpräsident und frühere Landtagsabgeordnete, Anton Kreitmair (CSU), sieht in ihm eine der wichtigsten politischen Persönlichkeiten des Landkreises. Seine unkomplizierte, heitere und verlässliche Art machte Westermayr bei den Menschen beliebt. Ein besonderes Anliegen war dem Altbürgermeister die Zukunft des Schönbrunner Franziskuswerks für behinderte Menschen. "Er ist immer für uns da", sagte Generaloberin Schwester Benigna Sirl noch zu Westermayrs 85. Geburtstag.

Die Beerdigung findet am Montag, 24. Juni, um zehn Uhr in Röhrmoos statt. Das Rathaus bleibt an diesem Tag geschlossen.

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Quelle:
SZ vom 21.06.2019
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