Süddeutsche Zeitung

Nachruf:Trauer um Hiltraud Schmidt-Kroll

Von WALTER GIERLICH, Karlsfeld

Zwei Jahre lang hat die langjährige, über die Parteigrenzen hinweg beliebte Gemeinderätin tapfer gegen die schwere Krankheit gekämpft, nun war sie doch unterlegen: Die Karlsfelder SPD-Politikerin Hiltraud Schmidt-Kroll ist in der Nacht zum Freitag im Pflegeheim Curanum, wo sie ihre letzten Lebenstage verbracht hat, im Alter von 67 Jahren gestorben. Schmidt-Kroll hat in den zurückliegenden Jahrzehnten die SPD in ihrem Wohnort entscheidend geprägt. Bereits 1978 übernahm sie erstmals einen Posten im Karlsfelder Ortsvereinsvorstand ihrer Partei. Es war der Beginn einer intensiven kommunalpolitischen Karriere. Seit 1984 gehörte sie dem Gemeinderat an, einige Jahre auch als zweite Bürgermeisterin und als Fraktionsvorsitzende der SPD. Auch ein Mandat im Dachauer Kreistag hatte sie von 2008 bis 2014 inne.

Geboren wurde Hiltraud Schmidt-Kroll an Heiligabend 1950 in Niederbayern, doch schon von ihrem ersten Lebensjahr an wuchs sie in Karlsfeld auf. Dort sollte sie fast ihr gesamtes Leben verbringen. Als sie Anfang der Siebzigerjahre begann, sich für Politik zu interessieren, war Willy Brandt Bundeskanzler. Als sie das erste Amt in der Partei antrat, regierte Helmut Schmidt in der Bundesrepublik, damals noch von Bonn aus, und die SPD hatte im Karlsfelder Gemeinderat 16 von 24 Sitzen erobert und stellte in Bruno Danzer den Bürgermeister. 1984 wurde Hiltraud Schmidt-Kroll erstmals Gemeinderätin und übernahm gleich den Posten der Schul- und Jugendreferentin, den sie bis 1991 innehatte. Sie war als Mutter von drei Kindern damals eine treibende Kraft für den Ausbau der Kindergarten- und Hortbetreuung in der Gemeinde. Einer ihrer politischen Schwerpunkte war stets auch der Wohnungsbau, vor allem für junge Familien. Doch seit den Achtzigerjahren verlor ihre Partei bei jeder Wahl einige Gemeinderatssitze. Heute gehören der SPD-Fraktion gerade noch sechs Mitglieder an. Und auch den Chefposten im Rathaus musste die Partei 2008 nach 48 Jahren an die CSU abgeben. In einem Interview mit der SZ im Jahr 2009 nannte Schmidt-Kroll als eine wesentliche Ursache, "dass es sehr viele Leute in Karlsfeld gab, die mal was anderes als die SPD wollten". Sie machte zudem die politische Großwetterlage und Hartz IV für das Abbröckeln ihrer Partei in der Wählergunst verantwortlich. Hiltraud Schmidt-Kroll war nicht nur politisch engagiert in Karlsfeld. Sie fungierte außerdem als Elternbeirätin in den Schulen ihrer Kinder, hatte einst zu den Mitbegründern der Volkshochschule gehört und blieb lange Mitglied in deren Vorstand. Zudem amtierte sie bis zuletzt auch als Vorsitzende des Trägervereins des Karlsfelder Heimatmuseums und engagierte sich - so lange ihre Gesundheit es zuließ - im Asyl-Helferkreis. Im Juli dieses Jahres wurde sie sogar noch in den Asyl- und Integrationsbeirat des Landkreises berufen. Im selben Monat jedoch musste sie aus gesundheitlichen Gründen den Fraktionsvorsitz abgeben, blieb aber als Mitglied des Bau- und Werkausschusses im Gemeinderat.

Für ihren unermüdlichen und langjährigen Einsatz für die Gesellschaft in Karlsfeld war sie schon 2009 mit dem Goldenen Ehrenring der Gemeinde ausgezeichnet worden. 2018 ehrte sie die SPD mit der Willy-Brandt-Medaille, der höchsten Auszeichnung in der Partei. Sie hinterlässt neben ihrem zweiten Ehemann Jürgen Kroll, dem Sohn des 2014 verstorbenen früheren SPD-Gemeinderats Engelbert Kroll, zwei Töchter, einen Sohn und sechs Enkelkinder.

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Quelle:
SZ vom 22.09.2018
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