Nachruf:Trauer um Alois Kammermeier

Dem nahen Tod blickte Alois Kammermeier sehr gelassen entgegen.

Dem nahen Tod blickte Alois Kammermeier sehr gelassen entgegen. Ganz bewusst hat er das Motto seiner Todesanzeige formuliert. Es heißt: "Aus, Schluss, gar is."

(Foto: Privat)

Von Renate Zauscher, Weichs

Er war eine höchst eindrucksvolle, auf seine Weise prägende Persönlichkeit: der Arzt, Heimatforscher, Naturfreund und leidenschaftliche Sammler Alois Kammermeier. Am vergangenen Mittwoch starb Kammermeier, begleitet von seiner Familie, kurz vor seinem 95. Geburtstag zu Hause in Ebersbach bei Weichs.

Dass Alois Kammermeier 1990 in den Landkreis Dachau zog, war kein Zufall: Sein Haus in Allach musste dem Bau der A 99 weichen und in Ebersbach fand er, mit Hilfe des damaligen Bürgermeisters Georg Hailer, den idealen Platz für eines seiner nicht alltäglichen Sammelobjekte: das "Doimerhaus", ein mehr als zweihundert Jahre altes Holzhaus, das er in Au in der Hallertau als Ruine entdeckt und zum Brennholzpreis gekauft hatte. Zwei weitere Häuser, das "Backhaus" aus Mittermarbach, und das "Schusterhaus" aus Pasenbach vervollständigten 1985 und 1994 das Ensemble auf der "Puit", dem Dorfanger von Ebersbach, in dem die Familie nach wie vor lebt.

Geboren wurde Alois Kammermeier 1926 in Buch in niederbayerischen Landkreis Rottenburg an der Laber. Er wuchs als jüngster von drei Brüdern in einem großen landwirtschaftlichen Betrieb auf und wurde geprägt von einer selbstbewussten bäuerlichen Kultur und einer Familientradition, die mehr als tausend Jahre zurückverfolgt werden kann. Den Zweiten Weltkrieg erlebte Kammermeier als Luftwaffensoldat in Belgien und Holland; schwer verwundet kehrte er nach Hause zurück. Nach Kriegsende begann er, in München Medizin zu studieren, anschließend arbeitete er als Assistenzarzt zunächst in Landshut, später in verschiedenen Münchener Kliniken, ehe er sich als Gynäkologe mit eigener Praxis in München niederließ. Mit seiner ersten Frau Lieselotte Singer hatte Kammermeier einen Sohn und eine Tochter, mit seiner Witwe Doris Kammermeier einen weiteren Sohn, Simon Kammermeier, der heute in mit Frau und Kindern in einem der musealen Häuser auf der "Puit" lebt. Die Familie, hat Alois Kammermeier oft gesagt, sei durch die Scheidung 1974 nicht etwa kleiner, sondern vielmehr größer geworden. So saßen bei Feiern seiner runden Geburtstage immer beide Mütter seiner Kinder ihm zur Seite: Ein schönes Bild für das gute innerfamiliäre Einvernehmen.

Die Sammelleidenschaft von Alois Kammermeier, die im Aufbau der Museumshäuser ihren spektakulären Höhepunkt fand, umfasste verschiedenste Gebiete. Schon früh hat Kammermeier, zunächst noch mit den bescheidenen Mitteln eines Assistenzarztes, begonnen Kunst zu kaufen. Sein besonderes Interesse galt aber über viele Jahrzehnte gebrauchsgrafischem Design einerseits und bäuerlicher Alltagskultur andererseits. Altes Werkzeug, schöne alte Flaschen, selbst Gegenstände aus Plastik der 50er und 60er Jahre haben Kammermeier begeistert. Über Jahrzehnte gehörten Spaziergänge über die Flohmärkte von Keferloh und Pfaffenhofen zu seinen Sonntagsfreuden. Seine Liebe zur Natur fand ihren Niederschlag im Einsatz für den Bund Naturschutz: In Weichs erinnert man sich an ihn als sehr aktiven, durchaus auch streitlustigen Leiter der Ortsgruppe.

Bis zuletzt blieb Alois Kammermeier, der neben seiner Frau und den Kindern sieben Enkel und drei Urenkel hinterlässt, ein Mann mit klaren Meinungen zu gesellschaftlichen Fragen. Dem Tod blickte er gelassen entgegen; von vielen Weggefährten, die ihn besuchten, nahm er in den letzten Tagen Abschied. Ganz bewusst hat er auch das Motto seiner Todesanzeige formuliert: "Aus, Schluss, gar is". Die Beisetzung seiner Asche wird im engsten Familienkreis erfolgen.

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