Nachruf:Trauer um Karlsfelds Altbürgermeister Bruno Danzer

Nachruf: Der SPD-Politiker Bruno Danzer hat Karlsfeld von einer Schwarzbau-Siedlung zu einer modernen Gemeinde umgebaut.

Der SPD-Politiker Bruno Danzer hat Karlsfeld von einer Schwarzbau-Siedlung zu einer modernen Gemeinde umgebaut.

(Foto: Toni Heigl)

Er galt als der Baumeister der Gemeinde: Bruno Danzer ist im Alter von 92 Jahren gestorben.

Von Walter Gierlich, Karlsfeld

Bruno Danzer ist dreißig Jahre lang Bürgermeister von Karlsfeld gewesen. In dieser Zeit, von 1960 bis 1990, ist aus dem ärmlichen Dorf mit Hunderten Schwarzbauten und nur 6000 Einwohnern eine blühende Großgemeinde mit 14 000 Einwohnern geworden. Am Freitag ist der SPD-Politiker im Alter von 92 Jahren gestorben.

Bruno Danzer, der in seiner Amtszeit aus dem von vielen Flüchtlingen besiedelten Straßendorf Karlsfeld die steuerkräftigste Gemeinde des Landkreises Dachau gemacht hat, stammte selbst aus Saaz im Egerland. Er war studierter Landwirt und hatte eine sichere Stelle im Landratsamt Dachau, als er 1959 vom Vorsitzenden des Karlsfelder Bürgerblocks gefragt wurde, ob er nicht für das Amt des Rathauschefs kandidieren wolle. Nach längerem Überlegen sagte er zu und gewann die Wahl gegen einen CSU-Bewerber mit dem knappen Vorsprung von 64 Stimmen. Sein Chef, der CSU-Landrat Heinrich Junker, hatte Danzer im Wahlkampf unterstützt, obwohl der Gegenkandidat ein Parteifreund war. Den entscheidenden Vorsprung habe er durch eifriges Händeschütteln geholt, erinnerte sich Danzer später.

Legalisierung der Schwarzbauten brachte viel Zustimmung

Hauptthema der Karlsfelder Kommunalpolitik war zu Beginn von Danzers Amtszeit die Legalisierung der zahlreichen Schwarzbauten. Das trug ihm unter den Siedlern einen geradezu legendären Ruf ein und verhalf ihm zu einer treuen Wählerschaft, so dass der knappe Vorsprung bei der Wahl 1960 ein absoluter Ausreißer blieb. Selbst gegen einen längst vergessenen Rivalen von der CSU namens Bernhard Danschacher holte er 1972, als er erstmals offiziell als SPD-Kandidat antrat, mehr als 80 Prozent der Stimmen. Und wenn die Christsozialen angesichts absoluter Aussichtslosigkeit erst gar keinen Kandidaten aufstellten, näherten sich Wahlresultate des SPD-Bürgermeisters der 100-Prozent-Marke.

Bei seinem Amtsantritt hatte es in Karlsfeld außer der Münchner Straße keine asphaltierten Straßen gegeben. "An Schule oder Kindergarten war damals gar nicht zu denken", sagte Danzer 1990, als er in einem SZ-Interview auf seine Amtszeit zurückblickte. Das Rathaus, die Kanalisation der Rothschwaige und des Ortsteils westlich der Bahn, das moderne Wasserwerk entstanden - aber auch das jeweils erste Hallenbad und Bürgerhaus im Landkreis Dachau, zum großen Verdruss der benachbarten Kreisstadt. Der Beitritt zum Erholungsflächenverein verschaffte Karlsfeld sein Schmuckstück, das prächtige Freizeitgelände am See.

Doch Danzer ärgerte sich auch in seinen letzten Lebensjahren noch über die größten städtebaulichen Missgriffe seiner Amtszeit, die Hochhäuser an Lessing-, Hoch- und Rathausstraße, die im Volksmund seit jeher treffend "Schlachtschiffe" genannt werden. Aber damals habe das halt dazu gehört, "keine Gemeinde ohne Hochhaus", sagte er später reumütig.

Ein Schlaganfall ließ seine Träume platzen

Bis zu 300 Abendtermine in Gemeinderatssitzungen, Parteiversammlungen oder Vereinsveranstaltungen hatte Danzer in jedem seiner 30 Bürgermeisterjahre absolviert. Als er 1990 dann aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl antreten durfte, zog er sich ganz aus der aktiven Politik zurück. Der Altbürgermeister und Karlsfelder Ehrenbürger freute sich darauf, seinen Ruhestand zu genießen. Der passionierte Reiter wollte sich seiner Pferdezucht widmen und viel reisen. Doch es kam anders: Schon fünf Jahre nach seinem Abschied vom Amt erlitt er einen Schlaganfall, der all seine Träume zerplatzen ließ.

Es war für ihn der zweite schwere Schicksalsschlag, nachdem 1970 seine erste Frau bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Danzer musste damals das Gehen erst mühsam wieder lernen. Und das Sprechen funktionierte nie mehr richtig. Nur noch selten war Danzer seit seinem Schlaganfall in der Öffentlichkeit zu sehen. Um ihn trauern nicht nur seine zweite Frau Anni und sein Sohn Gerald, sondern auch seine Weggefährten aus der Politik, den Vereinen und wohl alle älteren Karlsfelder, die die stürmische Entwicklung der Gemeinde in seiner Amtszeit noch miterlebt haben. Der Gottesdienst findet am Donnerstag, 21. Juli, 10 Uhr in der Kirche Sankt Anna statt. Anschließend ist die Beerdigung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: