Nachruf:Der letzte Zeuge gegen Eichmann

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Mordechai Ansbacher wurde mit 15 Jahren ins Ghetto Theresienstadt und anschließend in die Konzentrationslager Auschwitz und Dachau verschleppt. (Foto: Yad Vashem)

Der letzte Zeuge im Prozess gegen Adolf Eichmann, Mordechai Ansbacher, ist tot. Der 1927 in Würzburg geborene Holocaust-Überlebende und Historiker starb am Samstag im Alter von 94 Jahren in Jerusalem, wie die Tageszeitung "Jerusalem Post" am Dienstag berichtete. Mordechai (Max) Ansbacher trat als einer der Hauptbelastungszeugen gegen Eichmann auf, der wegen millionenfachen Mordes an Juden 1961 in Jerusalem zur Verantwortung gezogen wurde. Mordechai Ansbacher überlebte das Ghetto Theresienstadt, in das er 1942 als 15-Jähriger verschleppt wurde, und die Konzentrationslager Auschwitz und Dachau.

Nach der Befreiung am 29. April 1945 wanderte Ansbacher nach Palästina aus. Im neuen Staat Israel baute er die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem mit auf und leitete als erster Direktor deren Museum. Als Historiker verfasste er neben anderen die "Encyclopedia Judaica". In den Achtziger Jahren unterrichtete er an der Hochschule für jüdische Studien in Heidelberg. Im Jahr 2007 wurde er für sein Engagement zur Aussöhnung zwischen Israel und Deutschland mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Die Stiftung Bayerische Gedenkstätten trauert um Mordechai Ansbacher, wie sie in einer Pressemitteilung erklärt. "In Trauer nehmen wir von einer großen Persönlichkeit Abschied. Mordechai Ansbacher war eine wichtige Stimme gegen das Vergessen. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. In Gedanken sind wir bei seiner Familie und seinen Angehörigen", sagt Stiftungsdirektor Karl Freller. An Ansbacher erinnert unter anderem das Projekt "Denkort Deportationen 1941-1944" in seiner Geburtsstadt Würzburg. Landtagspräsidentin Ilse Aigner und Landtagsvizepräsident Karl Freller hatten die unterfränkische Gedenkstätte am 25. Januar 2021 besucht, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern.

Die Beisetzung Ansbachers fand am vergangenen Montag in Jerusalem statt.

© SZ vom 05.03.2021 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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