Nachfolge unklar:Anton Kreitmair tritt nicht mehr an

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Mit allen Mitteln hatte die CSU versucht, den beliebten Landtagsabgeordneten aus Kleinberghofen zu einer weiteren Kandidatur zu bewegen. Nun hat er sich endgültig entschieden - und der Kreisverband steht vor einem Problem

Von Benjamin Emonts, Dachau

Tagelang hat Anton Kreitmair mit sich gerungen und immer wieder hin und her überlegt. "Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens", sagt er. Am Dienstagnachmittag traf er sie schlussendlich doch. Am Telefon teilte der CSU-Landtagsabgeordnete Kreitmair dem CSU-Kreisvorsitzenden Bernhard Seidenath mit, dass er zu den kommenden Landtagswahlen am Sonntag, 14. Oktober, nicht mehr antreten werde. In der Landkreis-CSU hinterlässt der 54-Jährige damit eine kaum zu schließende Lücke. Sein Kollege im Landtag Bernhard Seidenath sagt besorgt: "Einen adäquaten Ersatz gibt es nicht. Wenn ich mir einen Kandidaten schnitzen könnte, dann würde ich mir den Toni schnitzen."

Anton Kreitmair wirkt am Mittwoch aufgeräumter als noch vor wenigen Tagen. "Ich bin erleichtert", sagt er offen. Das Zerren an seiner Person und seine eigenen widerstreitenden Gefühle hatten Kreitmair zuletzt stark zugesetzt. Seine Parteifreunde aus der CSU, allen voran die neue Bauministerin Ilse Aigner und der Kreisvorsitzende Seidenath, hatten wochenlang auf ihn eingeredet, damit er seinen bereits beschlossenen Rückzug revidiert. Ihre Avancen zeigten Wirkung. Kreitmair geriet noch mal ins Schwanken und überdachte seinen Beschluss. Am Ende aber brachten ihn auch die vielen Schmeicheleien nicht mehr von seinem Weg ab. "Man muss auch mal den Mut haben, zu so einer Entscheidung zu stehen", sagt Kreitmair.

Der zeitliche Aufwand und das große Arbeitspensum als Landtagsabgeordneter und Bezirkspräsident des oberbayerischen Bauernverbandes wurden Kreitmair auf Dauer zu viel. "Wenn man am Tag 15 Stunden in ganz Oberbayern unterwegs ist, geht das schon irgendwann an die Substanz. Ich habe mich gefragt, ob ich das fünf weitere Jahre so betreiben kann", sagt Kreitmair. In der Landespolitik sei zudem vieles nicht so gelaufen, wie er sich das vorgestellt habe. Kreitmair ist enttäuscht über die in seinen Augen "unfaire und unanständige Politik" der Opposition. Ihr gehe es nicht um das Wohl des Bürgers, sondern einzig darum, Wahlkampf zu betreiben und immerzu gegen die CSU zu arbeiten. "Denen geht es nicht um die Sache. Das muss man erst mal verkraften."

Kreitmair hat in den vergangenen Jahren eine steile politische Karriere hingelegt und sich großen Respekt bei seinen Kollegen und Wählern erarbeitet. Die politische Laufbahn des Landwirts aus Kleinberghofen begann 1996 im Gemeinderat der 6000-Einwohner-Kommune Erdweg im Landkreis Dachau. Im Jahr 2005 wurde er zum Kreisobmann der Dachauer Bauern ernannt, vor sechs Jahren stieg er zum Bezirkspräsidenten des oberbayerischen Bauernverbands auf. Kreitmair ist seither Ansprechpartner und Sprachrohr für mehr als 32 000 Bauernfamilien. Sein Rückhalt in der Bevölkerung ist groß.

Im Herbst 2013 zog er über Listenplatz 129 für die CSU in den bayerischen Landtag ein. Dort erwies er sich als umtriebiger Netzwerker, der Bürgeranliegen immer sehr ernst nahm. Sein Ansehen und seine Bekanntheit wuchsen schnell, zumal er als Politiker gilt, der seine eigene Meinung vertritt und notfalls auch gegen seine Fraktion stimmt. So stellte sich der 54-Jährige gegen eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen, für die sich die CSU-Fraktion einsetzt. Oder er stimmte gegen die 10-H-Regelung, die von Ministerpräsident Seehofer durchgesetzt wurde und der Windkraftenergie deutlich an Schwung nahm.

Sein Rückzug vor den Wahlen ist für die CSU ein schwerer Schlag. "Einen amtierenden Landtagsabgeordneten, der auch noch Bauernpräsident ist, gibt es nicht noch einmal", bedauert Seidenath. Bei der CSU wollten sie ihn mit allen Mitteln halten, weil sie sich etliche Zweitstimmen bei den kommenden Landtagswahlen von ihm versprochen hatten. "Ich wurde bedrängt, dass ich weitermache", sagt Kreitmair. "Mir wurde alles Erdenkliche angeboten, ein extrem guter Listenplatz und Werbung über den Landkreis hinaus." Doch beide Ämter "zu 100 Prozent" auszufüllen, sei nicht "machbar", sagt Kreitmair.

Die Landkreis-CSU stellt sein Rückzug vor ein großes Problem, das Bernhard Seidenath nun so schnell wie möglich lösen muss. "Ich bedaure zutiefst, dass Anton Kreitmair aufhört. Wir haben uns im Landtag perfekt ergänzt. Wir waren ein Dream-Team", sagt er. Die CSU-Kreisvorstandschaft habe sich in der vorigen Woche bereits einen Plan B zurechtgelegt. Ob es einen Zweitstimmenkandidaten aus dem Landkreis Dachau geben wird, stehe aber noch nicht fest. "Ich werde Vollzug melden, sobald es möglich ist", sagt Seidenath. Bereits am 21. April stellt die CSU ihre Liste für die Landtagswahlen auf. Anton Kreitmair sagt: "Ich bin überzeugt, dass die Entscheidung so richtig ist." Der CSU will er weiter mit Rat und Tat zur Seite stehen. "Ich werde mein Wissen und mein Netzwerk weiter mit einbringen."

© SZ vom 05.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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