Nach Parteiaustritt:Stühlerücken im Dachauer Stadtrat

Die Grünen gewinnen eine Stimme in den Ausschüssen

Was für ein Zufall, dass in dieser Stadtratssitzung eben jenen beiden Stadträten zum Geburtstag gratuliert wird, die fortan gemeinsam eine Ausschussgemeinschaft bilden. Nachdem Jürgen Seidl (FDP) von Wolfgang Moll (parteilos) und Horst Ullmann (Bürger für Dachau) von Norbert Winter verlassen wurde, tun sich diese beiden zusammen. Winter hat die Partei gewechselt und findet ein neues Zuhause bei der CSU, die nun wieder über 15 Sitze im Stadtrat verfügt. Wolfgang Moll hat eine eigene Gruppierung mit dem Namen "Wir" gegründet, mit der er zu den Kommunalwahlen 2020 antreten möchte. Bis dahin hat er sich einiger Möglichkeiten in der Stadtratsarbeit beraubt, weil er nun nicht mehr in den Ausschüssen mitarbeiten und mitstimmen kann. Schon bisher muss der Vorsitzende des TSV Dachau 1865 häufig den Tisch oder den Saal verlassen, wenn Dinge verhandelt werden, die seinen Verein betreffen. Das ist sehr oft der Fall.

Die Umorientierung der anderen bringen den Grünen ein Jahr vor den Kommunalwahlen einen unerwarteten Schub. Sie werden nun wieder zwei Stimmen in den Ausschüssen haben, statt bisher nur einer. In den meisten Ausschüssen wird zusätzlich zu Thomas Kreß erneut Luise Krispenz vertreten sein. Die Grünen hatten einen Sitz verloren, als Moll vor drei Jahren aus der CSU ausgetreten war und mit Seidl eine Ausschussgemeinschaft gebildet hatte. Auch SPD und Bündnis kann diese eine grüne Stimme mehr bei einigen Abstimmungen helfen. Häufig sind diese drei Fraktionen einer Meinung hinsichtlich Verkehrs- und Umweltthemen.

Horst Ullmann, früher SPD-Mitglied, seit zwölf Jahren Stadtrat und seit 2008 Integrationsreferent, feierte am 31. Dezember bereits seinen 75. Geburtstag, er ist der zweitälteste im Stadtrat. Jürgen Seidl hatte am Dienstag Geburtstag und war natürlich trotzdem zur Sitzung erschienen. Der Rechtsanwalt ist derzeit der einzige FDP-Mandatsträger im gesamten Landkreis, er ist Stadtrat und Kreisrat. Es sei nicht so einfach, sich durchzusetzen, sagte er denn auch. Manchmal fühle er sich schon "einsam und verlassen" und führe einen "Kampf gegen Windmühlen", doch das Miteinander unter den 40 Stadträten sei fair. So beschrieb es auch Horst Ullmann, dessen unermüdlichen Einsatz Florian Hartmann würdigte. Der Oberbürgermeister hat es nicht zuletzt dem internen Streit und der Spaltung der SPD vor den Kommunalwahlen 2014 zu verdanken, dass er aufgestellt und schließlich überraschenderweise gewählt wurde.

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