Nach nur vier Monaten Bauzeit:Ein Vorbildprojekt

Nach nur vier Monaten Bauzeit: Nach nur vier Monaten Bauzeit ist der Radweg zwischen Ottershausen und Kaltmühle frei gegeben. Die Bürgermeister Peter Felbermeier (links) und Richard Reischl (2. v.r.) ließen ihn auf eigene Faust bauen. Landtagsabgeordneter Bernhard Seidenath (Mitte) half beim Überwinden bürokratischer Hürden.

Nach nur vier Monaten Bauzeit ist der Radweg zwischen Ottershausen und Kaltmühle frei gegeben. Die Bürgermeister Peter Felbermeier (links) und Richard Reischl (2. v.r.) ließen ihn auf eigene Faust bauen. Landtagsabgeordneter Bernhard Seidenath (Mitte) half beim Überwinden bürokratischer Hürden.

(Foto: Toni Heigl)

Bürokratiehürden und Finanzierungslücken wurden beim Bau des Radwegs zwischen Hebertshausen und Haimhausen erfolgreich überwunden. Er wird als wichtiger Beitrag zur Verhinderung des Verkehrsinfarkts gelobt

Von Petra Schafflik, Haimhausen/Hebertshausen

Schon weit vor dem offiziellen Start trudeln die ersten ein: Rennradler in engen Sporttrikots, Rad-affine Bürger aus Hebertshausen und Haimhausen, Pastoralreferent Bernhard Skrabal und sein evangelischer Amtskollege Pfarrer Christian Wendebourg auf ihren Rädern, auch die Ehrengäste strampeln mit Muskelkraft zum Weiler Kaltmühle. Was liegt schließlich näher, als einen neuen Radweg auf zwei Rädern einzuweihen. Bevor es am Freitagmittag aber in der warmen Spätherbstsonne losgeht, gibt Hebertshausens Bürgermeister Richard Reischl (CSU) noch einen schnellen Schnaps aus. Dann setzt sich der bunte Pulk in Bewegung. Auf dem schwarzglänzenden Asphaltband geht es vorbei an frisch gepflügten Ackerflächen und einem Wäldchen, immer in sicherem Abstand zu vorbeidonnernden Schwertransportern und rasanten Autofahrern. Die exakt 2440 Meter bis Ottershausen sind auf brettebener Strecke rasch bewältigt. Am Ziel warten dann Ansprachen, Grußworte und kirchliche Segnung, Festzelt, Getränke und Brotzeit auf die Radler.

Endlich auf dem sicheren Radweg zur Arbeit fahren

Viel Aufhebens für ein simples Stück Radweg möchte man meinen. Doch die neue Strecke ist für viele Bürger enorm wichtig. "Jetzt können wir endlich statt auf der gefährlichen Staatsstraße auf dem sicheren Radweg zur Arbeit fahren." Wer sich umhört, erkennt die Bedeutung, die diese sichere Verbindung hat. Und wer den rasanten, dichten Verkehr auf der Staatsstraße eine Weile beobachtet, versteht diesen Wunsch. "Statt querfeldein oder auf der gefährlichen Straße zu fahren, lässt es sich jetzt endlich sicher radeln", erklärt ein Haimhausener. Eine Frau aus Otterhausen freut sich, "dass wir das noch erleben". Für den Weg zur Arbeit will sie die neue Radstrecke nun täglich nutzen. Sogar die wenigen hundert Meter zur Schulbushaltestelle habe sie früher ihre Kinder von Kaltmühle mit dem Auto kutschiert, erzählt eine Frau. "Zu Fuß hätte ich sie niemals entlang der Fahrbahn gehen lassen, jetzt mit dem separaten Weg wäre das kein Problem."

Für die Bürgermeister war es ein schönes Stück Arbeit. Weil der Radweg es nicht ins staatliche Ausbauprogramm schaffte, packten die Gemeinden selber an. Sich zu einem interkommunalen Projekt zusammenzutun, die Gemeinderäte zu überzeugen, das war noch die geringste Herausforderung, sagt Haimhausens Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU). Auch die Grundeigentümer, die andernorts schon mal ein Verkehrsprojekt mit ihrem Veto behindern, haben hier gerne mitgewirkt. Doch als die Radweg-Planung stand, war beim Staat für die zugesagten Zuschüsse plötzlich kein Geld da. Erfolgreich intervenierte da der Landkreisabgeordnete Bernhard Seidenath (CSU). Dann gab es Schwierigkeiten, weil der Weg auf dem letzten Stück etwa hundert Meter abseits der Staatsstraße verläuft. Dort wurde kostensparend ein vorhandener Feldweg genutzt, doch gesetzliche Vorgaben verlangen einen "straßenbegleitenden Weg." Auch diese Bürokratie-Hürde wurde erfolgreich überwunden. In der rekordverdächtigen Bauzeit von vier Monaten entstand schließlich "ein sauberer Weg."

Ein Vorbildprojekt für staatliche Behörden, die schon seit vielen Jahren herumdoktern, um die Radweglücke zwischen Hebertshausen und Dachau zu schließen, merkte Hebertshausens Bürgermeister Richard Reischl (CSU) kritisch an. Als vorbildlich lobte auch der stellvertretende Landrat und Bürgermeister von Pfaffenhofen Helmut Zech (CSU) das Projekt. "Wir werden im Landkreis noch mehr dieser Lücken schließen müssen, um sichere Radwegverbindungen zu schaffen." Angesichts des Verkehrsinfarkts, der sich in der Wachstumsregion noch immer mehr verstärke, gehöre dem Radverkehr für kurze Strecken bis zehn Kilometer die Zukunft. "Wir werden umdenken müssen."

Die Kosten von 1,5 Millionen Euro teilen sich Hebertshausen und Haimhausen. Eine sinnvolle Investition, "denn Radfahren ist gesund und entlastet die Umwelt", erklärte Seidenath. Das werde auch der Fahrradclub ADFC noch einsehen, hofft der Landtagsabgeordnete. Der ADFC Kreisverband hat nämlich das Radwegprojekt dem Obersten Rechnungshof gemeldet wegen Verschwendung von Steuergeldern, erklärte Bürgermeister Felbermeier den Festgästen. Nach Ansicht des Interessenverbands hätte kostensparender das Teilstück des Ammer-Amper-Radwegs weiter nördlich der Staatsstraße ertüchtigt werden können. Allerdings, sagt Felbermeier, hätte diese mitten durchs Landschaftsschutzgebiet verlaufende Strecke deutlich massiver und vor allem breiter ausgebaut werden müssen, weil dort auch landwirtschaftliche Fahrzeuge verkehren.

Entstanden wäre ein derart komfortabler Weg, "der den motorisierten Verkehr in die Amperauen gezogen hätte, wo wir ihn wirklich nicht haben wollen". Für den Vorschlag des ADFC gab es bei den Festgästen daher nur Kopfschütteln. Denn entlang der Amper, weit abseits der Staatsstraße, "fährt doch niemand zur Arbeit oder zur Schule", sagte ein Bürger. Die Kritik war dann aber schnell vergessen bei einem Radler in der warmen Herbstsonne.

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