Nach Jahrzehnten:Neue Wege zur Umgehungsstraße

Lesezeit: 3 min

Der Petershausener Bürgermeister Marcel Fath will nun ein Planfeststellungsverfahren initiieren, damit das geplante Projekt irgendwann umgesetzt werden kann. Zudem schwebt ihm ein Ratsbegehren vor, doch dagegen erheben viele Gemeinderäte Einwände

Von Petra Schafflik, Petershausen

Aufgeben ist keine Option. Auch wenn sich die Petershausener Kommunalpolitiker seit vielen Jahren schon die Zähne ausgebissen haben am Projekt Umgehungsstraße, hält der Gemeinderat an dem Vorhaben fest. Denn die Entlastungsfunktion, die eine außerhalb des Orts gelegene Trasse vom Park-und-Ride-Platz zur Jetzendorfer Straße haben würde, steht für alle Fraktionen außer Frage. Allerdings: Trotz vielfacher Bemühungen ist es bisher nicht gelungen, die notwendigen Grundstücke für die etwa einen Kilometer lange Straße zu kaufen, ein vom Rat 2008 beschlossenes Enteignungsverfahren gilt juristisch als stumpfes Schwert. Doch Bürgermeister Marcel Fath (FW) will das Vorhaben jetzt forcieren und setzt auf ein Planfeststellungsverfahren.

Um das einleiten zu können, muss die Regierung von Oberbayern nun von der überörtlichen Bedeutung des Straßenbauprojekts überzeugt werden. Dagegen regt sich im Rat kein Widerspruch. Ganz anders sieht es jedoch mit der Idee des Bürgermeisters aus, die Petershausener per Ratsbegehren zur Umgehung zu befragen. Dagegen regte sich im Gemeinderat heftiger Widerstand. Denn, so FW-Gemeinderat Josef Mittl, "es gibt gültige Beschlüsse".

Die Idee, den Verkehr außerhalb des Ortskerns an Petershausen vorbei zu lenken, ist kein Novum, sondern eine jahrzehntealtes Vorhaben. Allerdings kein Erfolgsprojekt, sondern "eine Leidensgeschichte", sagte Bürgermeister Marcel Fath (FW). Die Etappen, die bis ins Jahr 1954 zurückreichen, hat der Rathauschef jetzt für einen aktuellen Sachstandsbericht akribisch aufgelistet. Schon 1972, als mit dem S-Bahn-Anschluss die Gemeinde einen Entwicklungsschub erlebte, dokumentierte das Straßenbauamt die Notwendigkeit einer Umfahrung. Es gab Verkehrszählungen, Studien, Trassenvarianten und immer wieder die Erkenntnis, dass der innerörtliche Verkehr getrennt werden müsse vom rasant zunehmenden Zustrom zum Pendlerparkplatz am Bahnhof, den täglich weit über 1000 Fahrzeuge ansteuern.

In einer Voruntersuchung wurde 1998 dann die ökologisch am wenigsten schädliche Trasse festgelegt. Ein erstes Teilstück vom P & R Parkplatz ortsauswärts Richtung Obermarbach hat man im Jahr 2000 errichtet, der Anschluss an die Marbacher Straße dort wurde 2008 fertiggestellt. Doch dann war Schluss.

Die wichtige Tangente im Nordwesten, der sogenannte Abschnitt drei, vom Parkplatz am Dorf vorbei zur Jetzendorfer Straße blieb Planung. Denn die Eigentümer der Ackerflächen, über die künftig die Umgehung führen soll, möchten ihren Grund nicht verkaufen. Immer wieder gab es verbesserte Angebote, persönliche Gespräche, alles ergebnislos. Die Gemeinde braucht 45000 Quadratmeter, will 18 Grundstücke von elf Eigentümern erwerben, die jedoch lehnen mehrheitlich das Vorhaben ab. "Die Grundbesitzer bezweifeln Sinn und Notwendigkeit der Umgehung, kritisieren eine Vernichtung von Vermögen", berichtete Bürgermeister Marcel Fath dem Gemeinderat.

Die Gegenargumente der Landeigentümer, die anonym bleiben wollen, seien vielfältig. Kritisiert werde, dass eine Umgehung ortsfremden Pendlern nutze, den Verkehr im Dorf aber kaum entlaste. So entstünden Kosten ohne einen echten Vorteil für Petershausen, referierte Fath. Vermutet werde auch eine "verdeckte Baulandentwicklung zugunsten Dritter."

Ein Unding, findet Wolfgang Stadler (SPD). Der langjährige Gemeinderat und zweite Bürgermeister nannte das Verhalten der Eigentümer "ein Musterbeispiel für Demokratieverhinderung. Ein paar Grundbesitzer wissen es besser als jeder Fachplaner und alle Gemeinderäte seit Jahrzehnten". Die Eigentümer sollten sich wenigstens persönlich der öffentlichen Debatte stellen, forderte Stadler. Dagegen findet Andrea Stang (FW) einige Argumente der Landeigner "einleuchtend", etwa die Sorge um den Eingriff in Natur und Landschaft, wie sie auf Nachfrage von Gerhard Weber (CSU) präzisierte. Auch die Frage, wer Vorteile aus der geplanten Umgehung ziehe, hält Stang für berechtigt. Schließlich werde der Pendlerparkplatz von Auswärtigen angesteuert. Dennoch, so das Stimmungsbild der Diskussion, steht der Gemeinderat weiter hinter dem Vorhaben Umgehungsstraße.

Um mit dem Ewigkeitsprojekt weiter zu kommen, hält Bürgermeister Fath ein Ratsbegehren für sinnvoll. Die Petershausener sollen, so seine Idee, mit ihrem Votum dem Vorhaben Nachdruck verleihen. Dann könnte die Gemeinde mit weiteren Studien fachliche Grundlagen schaffen, um die überörtliche Bedeutung der Trasse zu belegen und ein Planfeststellungsverfahren auf den Weg zu bringen. Geplant werden sollte "die ganze Spange", also die Trasse vom Parkplatz zur Jetzendorfer Straße (Abschnitt 3) und dann weiter nach Westen bis zur Indersdorfer Straße.

"Ein Planfeststellungsverfahren dauert lange, aber ist unerbittlich." Sprich: Sobald die Trasse planfestgestellt ist, müssen die Eigentümer Grund abgeben. Eine Entscheidung wurde im Gemeinderat nicht getroffen. Doch die Diskussion zeigte, dass ein Ratsbegehren im Gremium nicht auf Gegenliebe stößt. "Wo kommen wir hin, wenn wir Beschlüsse in Frage stellen, nur weil die Eigentümer nicht mitmachen", erklärte Josef Mittl (FW). Der Gemeinderat wird sich das Prozedere des Planfeststellungsverfahrens von Experten erläutern lassen und in den Fraktionen über das weitere Vorgehen beraten.

© SZ vom 05.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: