Nach Fund in Norwegen:KZ-Tor kehrt zurück nach Dachau

Nach Fund in Norwegen: Das Eingangstor zur KZ-Gedenkstätte Dachau in einer Aufnahme aus dem Jahr 2008. Im November 2014 wurde es gestohlen.

Das Eingangstor zur KZ-Gedenkstätte Dachau in einer Aufnahme aus dem Jahr 2008. Im November 2014 wurde es gestohlen.

(Foto: Toni Heigl)
  • Das Tor der KZ-Gedenkstätte Dachau wurde vor zwei Jahren gestohlen und tauchte vor kurzem in Norwegen wieder auf.
  • Am kommenden Mittwoch soll es wieder in Besitz der Gedenkstätte übergehen.
  • Das Tor wird nach seiner Restaurierung nicht mehr an seinen ursprünglichen Platz zurückkehren, sondern in die Dauerausstellung übernommen.

Von Helmut Zeller

Mehr als zwei Jahre nach dem Diebstahl kommt das KZ-Tor nach Dachau zurück. Am kommenden Mittwoch wird das wichtige Lagerrelikt, das in der Nacht auf den 2. November 2014 von Unbekannten gestohlen wurde, in der KZ-Gedenkstätte in Empfang genommen.

Das schmiedeeiserne Tor mit der zynischen Aufschrift "Arbeit macht frei" wurde Anfang Dezember vergangenen Jahres in Norwegen gefunden. Ein anonymer Hinweis führte die Polizei in Bergen zu einem außerhalb der Stadt gelegenen Parkplatz - das KZ-Tor lag unter einer Plastikplane auf einem Abfallhaufen. Von den Tätern fehlt jede Spur. Die norwegische Polizei hat die Ermittlungen inzwischen eingestellt, in Bayern werden sie allerdings noch weitergeführt. "Die Akte ist offen", sagt der Fürstenfeldbrucker Kripochef Manfred Frei.

Das Tor wird nach seiner Restaurierung in die Dauerausstellung übernommen. Das hat der Stiftungsrat der Gedenkstättenstiftung auf seiner Sitzung am Montag beschlossen. Im Museum, erklärte Stiftungsdirektor Karl Freller (CSU), sei das Tor besser gesichert. Der Öffentlichkeit wird es zur Gedenkfeier zum 72. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers am 29. April 1945 erstmals wieder präsentiert.

Die Reproduktion des Kunstschmieds Michael Poitner aus Biberbach bleibt im historischen Jourhaus. Am Mittwoch, 22. Februar, trifft das 100 Kilogramm schwere KZ-Tor um 12.15 Uhr in Dachau ein. Dies teilte die KZ-Gedenkstätte Dachau am Donnerstag mit. Zum Empfang sprechen auf einer Pressekonferenz Kultusminister Ludwig Spaenle, Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Jean-Michel Thomas, Präsident des Internationalen Dachaukomitees, und Gedenkstättenleiterin Gabriele Hammermann.

Die norwegische Polizei hat inzwischen ihre Ermittlungen abgeschlossen. Weder hat sie verwertbare Spuren gefunden noch die Identität des anonymen Anrufers klären können, der sie zu dem NS-Relikt geführt hatte. Die Tür lag außerhalb der norwegischen Küstenstadt Bergen und befindet sich in einem schlechten Zustand: Griff und einzelne Metallstreben sind verrostet. Das weist darauf hin, dass das KZ-Tor eine lange Zeit im Freien gelegen ist. Durch einen Fotovergleich war rasch klar, dass es sich bei dem Fund um die gestohlene Lagertür aus Dachau handelt.

Kripochef Manfred Frei und seine Fahnder ermitteln weiter. Es gibt noch, wie er der SZ sagte, eine offene DNA-Spur, die ständig abgeglichen werde. Die Beamten sicherten nach dem Diebstahl Hautfetzen an dem Umzäunungstor. Darüber hatten die Täter die schwere schmiedeeiserne KZ-Tür gewuchtet. Frei sagte, dass er froh über die Rückkehr des Lagerrelikts in unversehrtem Zustand sei. Die große mediale Aufmerksamkeit und internationale Solidarität, vermutet er, könnte die Täter dazu veranlasst haben, ihre Beute loszuwerden. Allerdings hätten sie das Tor auch zersägen und als Allmetall entsorgen können. Dann wäre das Lagerrelikt nie mehr aufgetaucht.

Angriff auf die Erinnerung an den Holocaust

Der Diebstahl vor zwei Jahren hatte weltweit Empörung ausgelöst. Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem sprach von einem Angriff auf die Erinnerung an den Holocaust, Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte rasche Aufklärung. Die KZ-Überlebenden waren entsetzt: Das Lagertor ist das zentrale Symbol des Leidensweges der Häftlinge. Gabriele Hammermann erklärte: "Es handelte sich um den ersten und schwersten Angriff auf den historischen Gebäudebestand in der Geschichte der Gedenkstätte."

Die SS zwang Häftlinge im Mai und Juni 1936, das Jourhaus zu errichten. Das Jourhaus war der Ein- und Ausgang des Häftlingslagers und das Dienstgebäude der Lager-SS. Der Durchgang des Gebäudes war durch ein geschmiedetes Tor verschlossen, durch das die Häftlinge nach ihrer Ankunft das Lager betraten und dann täglich zu den Arbeitskommandos marschieren mussten.

Das Tor wurde von Häftlingen in einer der Werkstätten des Lagers geschmiedet. Der politische Häftling Karl Röder musste die Inschrift "Arbeit macht frei" anfertigen, die nach Kriegsende entfernt und nach der Errichtung der Gedenkstätte im Jahre 1965 durch eine Rekonstruktion ersetzt wurde. Im Konzentrationslager Dachau und seinen Außenlagern waren zwischen 1933 und 1945 mehr als 200 000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert. 41 500 wurden ermordet.

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