Musikkabarett:Vier musikalische Komödianten

Musikkabarett: Kontrabass, Akkordeon, Flöte - das Herrenquartett aus Landsberg hat viele Instrumente mitgebracht.

Kontrabass, Akkordeon, Flöte - das Herrenquartett aus Landsberg hat viele Instrumente mitgebracht.

(Foto: Toni Heigl)

Mistcapala begeistert in Erdweg mit lustiger Unterhaltung

Von Renate Zauscher, Erdweg

Schon der Anblick der Bühne unterm hohen Gebälk des Tafernsaals im Wirthaus am Erdweg ließ Gutes erwarten: Ein mächtiger Kontrabass, mehrere Gitarren, ein großes Akkordeon sowie verschiedene Dudelsäcke, eine Drehleier, Flöten und eine Mandoline warteten auf ihren Einsatz. Mitgebracht hatten das vielseitige Instrumentarium die vier Mitglieder von "Mistcapala", ein Herrenquartett aus Landsberg, das im ausverkauften Saal des Wirthauses zu Gast war.

"Mistcapala": das mittelhochdeutsche Wort lässt ahnen, was in ihm steckt: die "Mistgabel". Mit einer solchen war "Mistcapala" in den Anfangsjahren auf der Suche im musikalischen Erbe des Mittelalters nach spiel- und singbaren Melodien und Texten. So bestimmten mittelalterliche Lieder, untermalt mit Instrumenten wie Drehleier, Brummtopf oder Flöten das Repertoire. Zwei der Gründungsmitglieder, Armin Federl am Akkordeon und Gitarrist Vitus Fichtl, sind auch 30 Jahre später noch mit dabei, während Tobias Klug am Bass und der Multiinstrumentalist Tom Hake mit seinem Faible für Dudelsäcke aller Art erst später zu "Mistcapala" dazustießen.

Über die Jahre haben sich nicht nur die vier musizierenden Herren rein optisch verändert, sondern auch ihre Musik. "Wir legen uns nicht mehr so fest wie früher, sondern sind ganz bunt aufgestellt", sagt Tobias Klug. "Bunt" heißt in diesem Fall: Zwar wird die Drehleier immer noch in einem oder zwei Stücken zur Hand genommen, aber da ist, vor allem dank Hakes Dudelsäcken, auch Irisches oder in anderen Stücken Alpenländisches herauszuhören. Und wenn Hake in einer Parodie von Howard Carpendale davon säuselt, dass er einer Dame im Publikum "ganz Erdweg zu Füßen legen" will, dann kommt die Schlagerwelt der vergangenen Jahrzehnte gefühlvoll mit ins Spiel.

Verändert hat sich "Mistcapala" auch in anderer Hinsicht: Das komödiantische Element dessen, was die vier Herren ihrem Publikum bieten, nimmt neben der Musik noch mehr Raum ein als früher. Maßgeblich ist auch hier Tom Hake: Ob als Tattergreis, der sich über seine auf ihren Instrumenten übenden Nachbarn erregt, als wunderbar schwyzerdütsch parlierender eidgenössischer Grenzpolizist, der nicht glauben mag, dass sich dem behaarten "Tierkadaver" eines Dudelsacks Musik entlocken lässt, oder als nur mit Latexhöschen und Ledergurten bekleideter "Unlustknabe" aus der Sado-Maso-Szene: Hake bringt das Publikum zu Lachstürmen. Ihm und seinen Kollegen geht es dabei nur am Rande darum, kritische Inhalte zu vermitteln: Ihre Sache sind Clownerie und - nicht immer zündende - Späße. Höchstens mal eine kleine Anspielung auf männliches Balzgehabe, das trotz Unschuldsbehauptung schnell in "Me too"- Situationen münden kann, oder auf die Jagdleidenschaft, die Männer (und neuerdings auch Frauen) auch noch auf die letzte Amsel zielen lässt. "Der Mensch bezahlt die Zeche", heißt es dann folgerichtig im Refrain des Jäger-Songs. Der Rest aber ist vor allem das Vergnügen am Gaudimachen, am Spiel mit Sprache und Dialekten und an der in skurrile Komik kippenden Überhöhung menschlicher Schwächen und Seltsamkeiten.

Jeder Scherz, jede komische Szene mündet immer wieder in Musik. Und in was für eine! Die Vier von "Mistcapala" sind hervorragende Instrumentalisten und sie haben schöne, kraftvolle Stimmen. Dazu kommt die ansteckende Spiel- und Musizierfreude der vier Männer. Kein Wunder also, dass das Publikum in Erdweg das Herrenquartett erst nach mehreren Zugaben und immer wieder viel Applaus ins heimatliche Landsberg zurückfahren ließ.

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