Musik-Kabarett:Echte Könner

Musik-Kabarett: Armin Federl (links) und Vitus Fichtl begeistern wie der Rest des Quartetts nicht nur mit Akkordeon und Gitarre, sondern auch stimmlich.

Armin Federl (links) und Vitus Fichtl begeistern wie der Rest des Quartetts nicht nur mit Akkordeon und Gitarre, sondern auch stimmlich.

(Foto: Toni Heigl)

Lustig auf allerhöchstem musikalischen Niveau: So präsentiert sich "Mistcapala" in der Friedenskirche

Von Magdalena Hinterbrandner, Dachau

Das "Europaamt für Kabaretttitel" in Brüssel habe ihnen den Namen des Programms aufgedrückt: "Wurst statt Käse". So erklärt Tom Hake dem Publikum im fast ausverkauften Gemeindesaal der Friedenskirche Dachau. "Essen, das ist mit dieser essensgestörten Sekte ja ein aktuelles Thema", philosophiert er weiter. "Wie heißen die gleich? Veganer!" Mit diesen einführenden Worten holt das Herrenquartett "Mistcapala" das Publikum gleich auf seine Seite. Eines sei noch festzustellen: Es ginge im Programm natürlich nur im übertragenen Sinne um die Wurst. Es ginge um Qualität, nicht um irgendeinen Käse.

"Mistcapala", eine Musik-Kabarettgruppe mit Armin Federl, Tom Hake, Tobias Klug und Vitus Fichtl, schafft es, den gesamten Saal zum Lachen zu bringen. Sie spielen mit so einer Natürlichkeit ihr Programm, dass der Zuschauer sich an manchen Stellen nicht sicher ist, ob alles wirklich so geplant war, wie es auch auf der Bühne passiert. Ihr Programm arbeitet sich nicht an den aktuellen politischen Themen ab. Stattdessen werden Schweizer Zollbeamte, die Fernsehshow "Deutschland sucht den Superstar" oder Kampfsportarten aufs Korn genommen. Mit Witz, Charme und trockenem Humor. Tom Hake beherrscht die verschiedensten Dialekte und Akzente, ob Tschechisch, Schweizerisch oder Österreichisch, Tobias Klug erweitert das Dialekt-Repertoire noch ums Sächsische.

Meisterklasse

Doch was an diesem Freitagabend alles überstrahlt, ist die musikalische Komponente. Jeder der vier Herren liefert exzellente Qualität. Nicht nur instrumental, auch vokal spielt die Gruppe in der Meisterklasse. Dabei covern sie die unterschiedlichsten Musikstücke aus den verschiedensten Genres. Tobias Klug reizt seinen Kontrabass in alle Richtungen aus, er spielt virtuose Passagen mit Leichtigkeit und einer Selbstverständlichkeit, und dabei strahlt er dem Publikum das absolute Glück eines Musikers entgegen, der sein Instrument in der Hand hält. Armin Federl spielt hauptsächlich Akkordeon. Als einziges Akkordinstrument ist es oft gefordert, für Begleitung zum Gesang und auch für die ein oder andere Solopassage. Federl spielt mit seiner Mimik, und am Ende des Abends ist er als verkleideter mittelalterlicher Narr der Star des Abends. Vitus Fichtl wirkt auf den ersten Blick unscheinbar, doch dieser Eindruck legt sich schnell. Er spielt Gitarre, Mandoline, greift zur Blockflöte und beweist dem Publikum, dass auch Männer über die Lagen eines Tenors hinaus singen können.

Die vier Herren toppen jegliche Ansprüche

Während Tom Hake sein melancholisches Lied über Kung-Fu-Kämpfer singt, schafft Fichtl mit seiner Blockflöteneinlage eine fernöstliche Stimmung, passend zum Kampfsport. Am Ende des Liedes wird die Blockflöte durch einen harten Kung-Fu-Schlag von Fichtl in zwei Hälften geteilt - reine Show natürlich. Keiner der vier Männer würde wohl seinem Instrument etwas zuleide tun. Tom Hake ist der Allrounder der Gruppe. Er übernimmt die Schauspielerischen und gesanglichen Passagen. Mit der Persiflage auf das Lied "Mama" der Gruppe Queen zeigt Hake sein brillantes Können im Gesang. Als Zuhörer kann man sich in seiner Stimme verlieren, fast vergisst man, den Witz zu hören. Die vier Herren toppen jegliche Ansprüche: Mit Accessoires wie Schuhspannern werden Rhythmen geklopft, ein Glockenspiel wird eingesetzt und als Höhepunkt des Abends präsentiert das Quartett das "älteste elektronische Instrument", wie Tom Hake erklärt. Das Theremin, so nennt es sich, wurde 1920 erfunden und ist das einzige Musikinstrument, das berührungslos gespielt werden kann. Nichts geringeres als Händels Sarabande spielte Hake darauf. Was Künstler und Könner ausmacht, ist ohne großes Aufsehen Qualität zu zeigen, genauso wie Mistcapala.

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