Musical:"Die Kinder sind das Herzstück des Musicals"

Das Jugendensemble des ASV-Stadttheaters hat an diesem Samstag Premiere mit "The Sound of Music". Wegen der Pandemie zogen sich die Vorbereitungen über vier Jahre hin. Leiterin Daniela Rothe stellte dies vor ungewöhnliche Herausforderungen

Interview von Jana Rick

Am 2. Mai 2020 hätte es eigentlich soweit sein sollen. An diesem Tag wollte das Junge Ensemble des Theaters am Stadtwald das bekannte Musical "The Sound of Music" über die österreichische Familie Trapp auf die Bühne des ASV bringen. Doch dann kam Corona und damit weitere Hürden für die Theatergruppe. Am kommenden Samstag ist der große Tag nun endlich gekommen: Die mehr als zwanzig Darstellerinnen und Darsteller feiern nach vier Jahren Vorbereitungszeit Premiere. Die 34-jährige Jugendleiterin des ASV-Theaters Daniela Rothe spricht über die Hürden, die das Team in dieser langen Zeit überwinden musste - unter anderem, weil die Kleinsten immer größer wurden.

SZ: Frau Rothe, wie kam es zur Auswahl dieses Stücks?

Daniela Rothe: Seit meiner Jugendzeit mag ich Musicals. Eine meiner Lieblingsdarstellerinnen hat im Juni 2017 auf Instagram gepostet, dass sie in Salzburg in "The Sound of Music" mitspielt. Da bin ich hingefahren, obwohl ich das Stück gar nicht kannte. Es hat mich total fasziniert, ich saß da drin und habe mir gedacht: Okay, das könnte der von uns spielen, diese Rolle könnte die übernehmen... Ich habe dann zu meinem Mann gesagt, wir könnten das eigentlich komplett spielen, wir haben nur keine Maria. Dann meinte er nur: Und was ist mit dir? (Lacht.) Ja und so sind wir dann bei dem Stück gelandet.

Und dann gingen direkt die Proben los?

Erst mal mussten wir das Ganze planen und die Bühnenrechte und Musikrechte einholen. Das hat ziemlich lange gedauert, bei Musicals hängt da immer ein ganzer Rattenschwanz mit dran, das ist sehr aufwendig. Über viele Umwege haben wir es dann letztendlich geschafft, über eine Musikagentur in New York. Und dann ging das Casting los, ab 2019 haben wir dann angefangen zu proben. Bis dann Corona kam.

Musical: Sind mit ihren Rollen gewachsen: die jungen Darsteller des berühmten Musicals "The Sound of Music" in der Fassung des ASV-Stadttheaters.

Sind mit ihren Rollen gewachsen: die jungen Darsteller des berühmten Musicals "The Sound of Music" in der Fassung des ASV-Stadttheaters.

(Foto: Toni Heigl)

Haben Sie während des Lockdowns versucht, mit den Kindern online zu proben?

Nein, online zu proben hätte unseren Rahmen gesprengt. Uns war es als Jugendleiter wichtiger, etwas mit allen Kindern zu machen. Das Musical musste dann erst mal auf der Reservebank bleiben.

Als Sie dann nach dieser erzwungenen Pause wieder mit den Proben loslegten, war das für die Kinder schwer?

Das ist natürlich sehr individuell, aber die Kinder hatten noch erstaunlich viel im Kopf, gerade die Lieder. Wir mussten natürlich viel wiederholen, aber dann war es sofort wieder da.

Vier Jahre Vorbereitungszeit ist ein sehr langer Zeitraum. Wie schafft man es, die Kinder und Jugendlichen über so viele Jahren hinweg für dasselbe Stück zu motivieren?

Das war überhaupt kein Problem. Die Kinder sind wirklich das Herzstück des Musicals, sie funktionieren wie ein Uhrwerk, das ist der Wahnsinn. Ein größeres Problem war dann eher, dass viele in den Jahren einfach unglaublich gewachsen sind. Der Darsteller des Friedrich zum Beispiel ist über die Corona-Pause total in die Höhe geschossen, er ist größer als ich, sodass ich schon fast Angst hatte, er könne seine Kinderrolle nicht mehr spielen. Also jetzt geht es noch, aber wenn wir die Aufführung auf nächstes Jahr hätten verschieben müssen...

Was waren weitere Herausforderungen für Sie?

Einfach dieses In-der-Schwebe-Hängen, immer wieder hoffen müssen, dass Corona es dieses Mal zulässt, dass die Agentur in New York unsere Rechte verlängert. In den vielen Monaten passiert natürlich auch bei uns Darstellerinnen und Darstellern viel. Der eine hatte eine Operation, der andere einen Auslandsaufenthalt, die nächste war Abiturientin und zog zum Studium weg. Das alles zu koordinieren, war wirklich nicht leicht.

Daniela Rothe

Daniela Rothe leitet mit Alexander Langer das Junge Ensemble des ASV-Theaters. Sie selbst spielt im aktuellen Stück "The Sound of Music" auch eine Rolle auf der Bühne - als Maria Rainer, Postulantin im Frauenstift Nonnberg.

(Foto: oh)

Hat sich die Besetzung sehr verändert in den Jahren?

Tatsächlich gab es sehr viele Umbesetzungen. Konstant geblieben sind fast nur die Darsteller der Kinder. Die sind bis auf eine Umbesetzung eigentlich gleich geblieben. Unser Ensemble war hier zum Glück wahnsinnig flexibel, und das ein oder andere Talent hat sich erst später herausgestellt.

Wie jung ist denn das Junge Ensemble?

Der Übergang zwischen den Theatergruppen ist bei uns sehr fließend, aber die ältesten sind zwischen 25 und 30 Jahre alt. Für "The Sound of Music" stehen aber auch Darstellerinnen und Darsteller der "Theaterkäfer", also der ganz Kleinen, und der Erwachsenen mit auf der Bühne. Die Jüngste spielt die Gretl und ist neun Jahre alt, die Ältesten sind über 80.

Mit Blick auf die Premiere am Samstag - worauf freuen Sie sich am meisten?

Ich denke auf diesen Moment, wenn es durch ist und ich weiß, okay, wir haben es geschafft. Nach Corona und allem, was so war, ich glaube, auf den Moment freue ich mich am meisten. Weil ich zwischendurch schon fast gar nicht mehr daran geglaubt habe, dass das klappt. Und ich freue mich natürlich darauf, endlich mit der ganzen Gruppe auf der Bühne stehen zu dürfen, vor Publikum.

Karten für zehn Euro sind telefonisch unter 08131/568 10 zu reservieren in der Geschäftsstelle des ASV Dachau Montag bis Freitag 9 bis 12 Uhr, Montag bis Dienstag 15 bis 17 Uhr. Aufführungen am 25., 26. und 29. September sowie 1. und 2. Oktober. Beginn 19 Uhr, Einlass 18.30 Uhr.

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