Museumsprojekt in Dachau:Der Realismus der CSU

Das Museumsprojekt des Bezirkstagspräsidenten Josef Mederer für das MD-Areal trifft in der eigenen Partei, besonders in der Stadt Dachau, nicht auf vorbehaltlose Zustimmung. Fraktionsvorsitzender Florian Schiller erläutert seine Position

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Dezent abfällig wird in Stadt und Landkreis allenthalben das Museumsprojekt auf dem Areal der MD-Industriebrache als "Mederer-Wunsch" oder "Mederer-Denkmal" abgetan. Tatsächlich gäbe es die Idee eines Museums für Industriekultur in Oberbayern ohne den oberbayerischen Bezirkstagspräsidenten Josef Mederer (CSU) und dessen Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler nicht. Beide leben im Landkreis Dachau. Mederer in seinem Heimatort Altomünster, nachdem er den Posten des Bürgermeisters von Schwabhausen abgab. Göttler in Walpertshofen. Dabei schien es so, als würden beide eine unumstößliche Mehrheit für sich gewonnen haben, als die Kulturausschüsse von Bezirkstag, Kreistag und Stadtrat das Vorhaben auf einer gemeinsamen Sitzung im Dachauer Landratsamt das Vorhaben befürworteten.

Auf der Jahresversammlung der Dachauer CSU stellte Florian Schiller, der Fraktionssprecher im Stadtrat, die Idee unter einen Finanzierungsvorbehalt. Erst wenn die Kosten komplett ermittelt seien und auch klar sei, was der Eigentümer des Geländes, die finnische Unternehmensfamilie Myllykoski, für die historischen MD-Areale verlange, werde seine Fraktion entscheiden, ob sie zustimmen könne. Die Idee eines Museums für die Geschichte der oberbayerischen Industrie- und Arbeiter würde mit einem Umzug der Gemäldegalerie für die Zeit der ehemaligen Dachauer Künstlerkolonie und auch des Bezirksmuseum für lokale und regionale Geschichte einhergehen. Schillers Fraktionskollegin Gertrud Schmidt-Podolsky verstärkte den Eindruck grundlegender Zweifel. Eine realistische Chance habe ein neuer Dachauer Museumskomplex nur unter der Maßgabe, dass sich Eigentümer und Stadt über einen umfassenden Bebauungsplan einigen.

Museumsprojekt in Dachau: Im kleinen MD-Papierfabrik-Museum im Werksgelände steht das Modell einer Papiermaschine von 1891. Papier wird in Dachau nicht mehr hergestellt.

Im kleinen MD-Papierfabrik-Museum im Werksgelände steht das Modell einer Papiermaschine von 1891. Papier wird in Dachau nicht mehr hergestellt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die öffentlich vorgetragenen Vorbehalte klangen so, also ob Mederer die härteste Opposition in der eigenen Partei zu erwarten hätte. Die SPD mit der stellvertretenden Landrätin Marianne Klaffki als maßgeblicher Befürworterin wirkt dagegen regelrecht euphorisiert. Zur Erinnerung: Am 6. Dezember 2016 präsentierte Mederer eine Machbarkeitsstudie, wonach in den denkmalgeschützten Gebäuden der ehemaligen MD-Papierfabrik am Rande der Dachauer Altstadt ein Museumsforum entstehen kann, das die lokale Geschichte von Stadt und Landkreis, die internationale Dimension der Kunstgeschichte der Künstlerkolonien und die oberbayerische Geschichte der Arbeiter- und Industriekultur miteinander verbindet. Gemäldegalerie, Bezirksmuseum sollten umziehen und mit dem Industriekulturmuseum eine Einheit schaffen.

Wie kritisch ist die CSU nun wirklich? Im Gespräch mit der SZ sagt Florian Schiller: "Ich habe mich nicht aus Skepsis zu Wort gemeldet, sondern möchte bekräftigen, dass wir (er meint die CSU-Stadtratsfraktion) das Projekt mit Besonnenheit abwägen müssen." Außerdem habe er dem Eindruck entgegentreten wollen, dass der Museumsbau "bereit beschlossene Sache" sei. Der könnte durch den gemeinsamen Beschluss der Kulturausschüsse von Bezirk, Landkreis und Stadt Dachau entstanden sein, das Vorhaben planerisch voranzutreiben. Deshalb sagt Schiller: "Erst müssen alle Fakten auf den Tisch." So sei der Kaufpreis für die historischen Gebäude noch nicht bekannt und die Infrastruktur (beispielsweise Parkplätze) nicht geklärt.

CSU Bundestagsbewerber

Florian Schiller, Sprecher der CSU im Stadtrat.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Außerdem sind Mitglieder der CSU besorgt über die Entwicklungschancen der Altstadt, wenn Gemäldegalerie und Bezirksmuseum auf das MD-Areal umziehen würden. Somit also in eine Randlage. Allerdings stellt sich die Frage, ob dieser Blick nicht veraltet ist. Müsste die Altstadt nicht längst in eine Diskussion über die Zukunft der Innenstadt eingebunden werden? Dazu würde dann auch das MD-Gelände zählen. Vor einigen Jahren hatte beispielsweise der aktuelle Vorsitzende des Dachauer Architekturforums, Regierungsbaudirektor Emil Kath, einen Vorschlag unterbreitet, wie Untere Stadt und Altstadt miteinander verbunden werden könnten. Er scheiterte, weil sich die Kommunalpolitik nicht vorstellen konnte, die Thomawiese als Gelenkstück zu bebauen und damit den Standort für das Volksfest aufzugeben.

Florian Schiller spricht wie Kath von "Verzahnung". Seiner Ansicht nach müsse erreicht werden, dass MD und Altstadt eng verbunden würden. Es gelte abzuwägen, ob das geplante Museumsprojekt diesem Oberziel für die Innenstadtentwicklung dienen könnte. "Und wir müssen uns im Klaren sein, dass die Neue Galerie, die Gemäldegalerie und das Bezirksmuseum vom Altstadtberg verschwinden würden." Solche Überlegungen seien kein Ausdruck von Skepsis. Schiller sagt: "Sie klingen vielleicht nicht euphorisch sind aber realistisch."

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