Prozess um Maßkrug-Attacke:"Mein Mandant hat Mist gebaut"

Im Prozess um einen Mordversuch auf dem Dachauer Volksfest räumt der Verteidiger die Gewalttat mit einem Maßkrug ein

Von Andreas Salch, München/Dachau

Burak K. hat sich damit abgefunden, dass er für mehrere Jahre ins Gefängnis muss. Darauf hat ihn sein Rechtsanwalt Berthold Braunger bereits vorbereitet. Er hoffe, dass er eine überschaubare Haftstrafe bekomme, sagte der 24-jährige Dachauer an diesem Dienstag vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht München II. Am 9. August vergangenen Jahres soll K. auf dem Volksfest einen Mann mit einem Maßkrug fast totgeschlagen haben. Versuchter Mord lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Seit diesem Dienstag muss sich der 24-Jährige für die Tat vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht München II verantworten.

Burak K. ist wegen Körperverletzung zweifach vorbestraft. Doch viel Eindruck haben die Verurteilungen auf ihn nicht gemacht, sagt sein Verteidiger. Zum Auftakt des Prozesses bekannte sich der Dachauer zu den Vorwürfen aus der Anklage. Er selbst sagte nichts zu der Tat. Dies überließ er seinem Anwalt, Berthold Braunger. "Mein Mandant hat Mist gebaut, das kann man vorab feststellen", erklärte dieser kurz und bündig.

Burak K. ist etwa 1,80 Meter groß, breitschultrig und hat Oberarme wie mittelgroße Baumstämme. Er ist in Dachau geboren. Einen Beruf hat er nie gelernt. Nach der Schule jobbte er mal in einem Dönerladen, dann als Türsteher oder bei einer Sicherheitsfirma. Wenn Burak K. mit Freunden weggehen wollte und kein Geld hatte, gab ihm sein Vater etwas. "Um cool dazustehen" habe er auf Partys so viel Alkohol getrunken, "bis ich kaum mehr gehen konnte." Außerdem habe er Drogen konsumiert. Erst "Gras", dann Amphetamine, Ecstasy und ab 18 Kokain. "Alkohol und Kokain hat mich aggressiv gemacht", sagte Burak K.

Auch an jenem 9. August vergangenen Jahres, will der 24-Jährige vor dem Besuch des Volksfestes Kokain geschnupft und dazu Alkohol getrunken haben, heißt es in der Erklärung, die sein Verteidiger verlas. Einige Stamperl Schnaps, Jacky Cola, Dosen-Bier, sowie einige Gläser Wein sollen es gewesen sein, ehe Burak K. sich mit seiner Verlobten und Freunden am frühen Abend mit einem Taxi zum Volksfest chauffieren ließ. Am Mittwoch vergangener Woche hat Burak K. seine Verlobte in der JVA Stadelheim, wo er seit der Tat in Untersuchungshaft sitzt, geheiratet.

Auf dem Volksfest - es war Samstag - herrschte Hochbetrieb. K. und seine Freunde fanden einen freien Tisch vor dem Zelt. Obwohl er schon reichlich Alkohol getrunken hatte, habe er weitere "drei bis vier Maß Bier" getrunken, ließ der 24-Jährige über seinen Anwalt erklären. Wie es der Zufall wollte, sah K. am Nebentisch einen Bekannten. Er wusste, dass dieser mit einem Unternehmer befreundet ist, der Küchen einrichtet. Burak K. wollte von seinem Bekannten angeblich die Telefonnummer des Mannes. Dabei kam es zum Streit. "Ich gebe Dir die Nummer, wenn ich Lust hab", soll der Tischnachbar geantwortet haben. Allerdings soll sich die Situation schnell wieder beruhigt haben und Burak K.s Bekannter habe schließlich doch den Mann angerufen, den K. sprechen wollte.

Das Gespräch zog sich in die Länge. Die Freunde des Mannes, der Burak K. sein Handy gegeben habe, sollen sich eingemischt haben, darunter das spätere Opfer, Christoph L. Als Burak K. die Unterredung beendet hatte, ging er auf die Toilette. Erst eine halbe Stunde später kam er zurück und habe sich, so sein Anwalt, wieder an den Tisch zu seinen Freunden setzen wollen. In diesem Augenblick habe Christoph L. Burak K. laut angefahren und zurechtgewiesen: Er solle aufpassen, wie er mit seinen Freunden rede, soll der ehemalige Justizbeamte gesagt haben. Daraufhin schlug Burak K. zu:

Fünf bis sechs Schläge an die Schläfe und auf den Kopf von Christoph L. sollen es gewesen sein. Der 42-Jährige, der ebenfalls "zwei bis drei Maß" getrunken hatte, sagte bei seiner Vernehmung, er wisse nicht mehr viel von der Maßkrug-Attacke. Burak K.s Anwalt sagte, sein Mandant sei in "Panik" geraten, habe aber natürlich "überreagiert". Burak K. hat seinem Opfer im Rahmen eines Täter-Opfer-Ausgleichs 3000 Euro Schmerzensgeld gezahlt und sich entschuldigt.

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