Moorbad-ParkDachaus exotische Oase

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Stefan Tischer, Leiter der Abteilung Stadtgrün und Umwelt, zeigt bei einem Spaziergang die verschiedenen Pflanzenarten.
Stefan Tischer, Leiter der Abteilung Stadtgrün und Umwelt, zeigt bei einem Spaziergang die verschiedenen Pflanzenarten. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Mit dem Frühling beginnen die Bäume, Blumen und Sträucher, langsam wieder Blüten zu tragen. Ganz besondere Pflanzenarten stehen im Dachauer Moorbad-Park. Ein Spaziergang.

Von Carolin Luttinger, Dachau

Direkt an der Münchner Straße, hinter der Stadtbibliothek und dem Studentenwohnheim am Max-Mannheimer-Platz verdrängt Vogelgezwitscher die Straßengeräusche. Mit dem Frühlingsstart zieht es viele Menschen in den Moorbad-Park. Die Grünfläche ist ein beliebter Rückzugsort und eine grüne Oase inmitten von Dachau, auf der die Dachauer vor mehr als 70 Jahren in Heilbädern schwammen. Heute findet man an deren Stelle viele exotische Pflanzenarten, die ihren Ursprung in China, Japan oder Amerika haben.

Beim Betreten des Parks fällt der Blick schnell auf einen kleineren Baum. Der „Catalpa speciosa“, wie auf seinem Schild zu lesen, ist einer der neueren Zuwächse am ehemaligen Moorbad-Gelände. Der sogenannte Trompetenbaum wurde im Zuge des 30. Jubiläums von „EuroArt“ angesetzt. EuroArt ist eine Vereinigung europäischer Künstlerorte, zu denen auch Dachau zählt, vor allem das Dachauer Moor diente einst als beliebtes Motiv für Malerinnen und Maler.

Der Trompetenbaum ist zum Jubiläum der Organisation EuroArt gepflanzt worden.
Der Trompetenbaum ist zum Jubiläum der Organisation EuroArt gepflanzt worden. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Zu Zeiten der Dachauer Künstlerkolonie nutzten die Heilbäder am Moorbad-Gelände auch einige Kunstschaffende wie Hugo Troendle. Nach 1951 schlossen die renommierten Bäder. An deren Stelle stand jahrzehntelang ein Ausbildungsort für die Deutsche Post. Heute ist im ehemaligen Gebäude der Postschule eine private Wirtschaftsschule untergebracht. Um das Gelände rund um die Schule bemühte sich 2009 die Stadt Dachau und erwarb es anstelle privater Investoren. Drei Jahre darauf entstand die Idee eines Erholungsparks, wodurch man heute am ehemaligen Postschulgelände Pflanzen wie den Trompetenbaum oder einen Fenchelholzbaum findet.

Diese nordamerikanische Art steht nahe der Kneippanlage und wird bald gelbgrüne Blüten tragen. Amerikanische Ureinwohner und Ureinwohnerinnen verwendeten die Blätter zum Kochen von Tee. Davon werde heute allerdings abgeraten, da der Konsum möglicherweise krebserregend sei, erzählt Stefan Tischer bei einem Spaziergang durch den Park. Er ist Leiter der städtischen Abteilung Stadtgrün und Umwelt und kümmert sich mit 60 Mitarbeitern um die öffentlichen Grünflächen in Dachau. Das macht Tischler schon seit 2012. „Weil ich ein Naturfreak bin“, sagt er und lacht. Seine persönliche Lieblingspflanze im Park ist die Magnolie „Cleopatra“, auch wenn es ihm nicht leichtfällt zu wählen.

Der Strauch „Sieben Söhne des Himmels“ blüht bis Oktober

Nicht nur Tischer lässt sich von diesem Ort begeistern. „Ein Lichtblick in der Stadt“, nennt Hildegard Seidl den Park, den sie gerne zum „Spazieren und Sitzen“ in Anspruch nimmt. Auch Tanja ist mit ihrem zweijährigen Sohn oft nach der Kita im Park. Er spielt hier Fußball oder läuft die Treppe zum Park auf und ab. Ein besonders beliebtes Fotomotiv für Besucherinnen und Besucher geben, mit ihren rosaroten Blüten, die Zierkirschen ab. Die zahlreich vertretene Baumart ist ein Frühblüher, trägt seine Blüten also schon zu Beginn des Frühlings. Frühblüher gebe es im Moorbad-Park viele, erzählt Tischer.

Neben den Kirschen findet man unter anderem zehn unterschiedliche Magnolien-Arten. Ein Ziel der Stadt ist es, über einen möglichst großen Zeitraum im Park blühende Pflanzen zu haben. Der Strauch „Sieben Söhne des Himmels“ blüht etwa bis in den Oktober. Das macht den Park attraktiv für Besucherinnen und Besucher und ist gleichzeitig positiv für Insekten, die somit lange Nahrung finden. Bei näherem Beobachten der Zierkirschen fallen schnell zahlreiche Bienen auf, die in den Blüten nach Nektar suchen.

In den Blüten der Zierkirsche suchen Bienen nach Nektar.
In den Blüten der Zierkirsche suchen Bienen nach Nektar. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Einen Raum zu schaffen, der den Anforderungen von Natur und Mensch gleichermaßen gerecht wird, ist nicht einfach. „Die Leute sind anspruchsvoll“, erklärt Tischer. Er hat das Gefühl, dass manche Menschen unsensibel sind für die Schönheit der Natur. Die Grünflächen sollen den Dachauern auch die Natur näherbringen und den Jahreslauf der Pflanzen sichtbar machen.

Bei der Auswahl von Pflanzen im öffentlichen Raum ist allerdings einiges zu beachten: Bäume neben Straßen sollen etwa keine Früchte tragen, die locken Wespen an. Allgemein dürfen Sträucher oder Bäume in Parks nicht zu klein sein, denn das macht sie anfälliger für Vandalismus. Beim Entwickeln neuer Grünflächen achtet Tischer zusätzlich darauf, die heimische Natur bestmöglich zu replizieren. Das heißt, unter anderem Narzissen in ihrer typisch wolkenartigen Form, dicht zur Mitte hin und mit Grünstreifen dazwischen, anzubauen. Der Moorbad-Park ist mit seinen ausgefallenen Arten also eine Ausnahme.

Der Moorbad-Park beherbergt viele exotische Arten, wie diese Magnolie.
Der Moorbad-Park beherbergt viele exotische Arten, wie diese Magnolie. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die exotischen Bäume hier würden sich gut zum Klettern eignen, erzählen zwei Kinder im Grundschulalter, die hier am späten Nachmittag mit ihren Modellflugzeugen spielen. Besonders beliebt zum Klettern sei der Sieben-Söhne-des-Himmels-Strauch wegen seines geteilten Stammes, sagt Stefan Tischler. Der blüht allerdings bislang nicht, anders als die Zierkirschen und die Magnolien. Die nächsten Blüten sprießen bei den Zier-Apfelbäumen, Federbusch-Sträuchen sowie Scheinhaseln.

Neben dem Moorbad-Park wünscht sich Tischer für Dachau einen „Pocket-Park“, das wäre ein grüner Rückzugsort inmitten der Innenstadt. Zurzeit ist allerdings noch nichts dergleichen geplant.

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