Modernisierung:Digital statt frontal

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Rektorin Ulrike Schneider-Güll beim Spatenstich für die Erweiterung der Grundschule im November. (Foto: Privat)

Lehrer der Grundschule Petershausen sollen im Unterricht künftig Tablets, Computer und Dokumentenkameras einsetzen

Von Petra Schafflik, Petershausen

Digitale Medien sind für viele Kinder in ihrem privaten Umfeld meist Alltag, doch die Schulen hinken in Sachen moderner Technik oft noch hinterher. Allerdings nicht mehr lange. Auf einen Anstoß des Kultusministeriums hin sollen alle Bildungsstätten rasch ins digitale Zeitalter starten, entsprechende medienpädagogische Konzepte vorlegen und auch mit Geräten ausgestattet werden. Auch die Petershausener Grundschule will deshalb künftig den Unterricht anschaulicher und praxisorientierter gestalten durch den Einsatz von Dokumentenkameras, digitalen Tafeln, Lehrercomputern und Tablets für die Schüler.

Die Gemeinde, die als Sachaufwandsträger diese Ausstattung finanzieren muss, steht hinter dem Konzept. Ein Betrag von 75 000 Euro ist im Etat eingestellt. Sobald klar ist, wie die angekündigten Zuschüsse abzurufen sind, soll die digitale Infrastruktur sofort angeschafft werden. Gegen dieses Konzept, das jetzt im Gemeinderat diskutiert wurde, votierte nur Albert Kirmair (CSU), der fürchtet, die jungen Grundschüler könnten mit digitalen Medien noch überfordert sein.

"Wir haben uns schon gefragt, ob wir diese Ausstattung schon an einer Grundschule brauchen", sagte Schulleiterin Ulrike Schneider-Güll im Gemeinderat. Doch eine praktische Präsentation von Tobias Frischholz, Lehrer an der Mittelschule Markt Indersdorf und Experte für die medienpädagogisch-informationstechnische Beratung aller Schulen im Landkreis, habe das Pädagogenteam rasch überzeugt. Die neuen Medien böten "ungeahnte Möglichkeiten und führen Kinder spielerisch ins digitale Zeitalter", sagte Schneider-Güll. Digitale Bildung in der Schule sei elementar, betonte Experte Tobias Frischholz. "Denn fast alle Kinder haben zu Hause diese Geräte, die aber wie ein Spielzeug gebraucht werden."

Wie Smartphones oder Tablets aktiv und sinnvoll einzusetzen sind, das können nicht alle Familien ihrem Nachwuchs vermitteln. Also sei die Schule gefragt, um eine soziale Spaltung der Gesellschaft vorzubeugen. Dort könnten dann alle Schüler gemeinsam die neue Technik nutzen, um kreativ zu werden, etwa Hörspiele, Trickfilme oder Plakate zu erstellen.

Mit digitaler Technik "sind wir sehr moderat ausgestattet", so Schneider-Güll. Die Pädagogen der Grundschule verfügen gerade einmal über zwei Beamer im Haus. Dokumentenkameras oder digitale Tafeln, an anderen Schulen im Landkreis längst Standard, gibt es in Petershausen nicht. Das soll sich ändern. Die Gemeinde sorgt bereits für einen Glasfaseranschluss und hausinternes Wlan-Netz. Angeschafft werden neuartige Tafeln, die digital und analog genutzt werden können, dazu Lehrercomputer, Beamer, Dokumentenkameras und zwei Tablets in allen Klassen. Zwei Tablet-Koffer mit insgesamt 32 Geräten werden mobil von allen Schülern bei Bedarf eingesetzt. Ein mobiler Beamer soll Präsentationen in der Aula möglich machen.

Damit die Technik nicht rumsteht, sondern genutzt wird, braucht es auch eine "vernünftige Systembetreuung", betont Tobias Frischholz. Die wird von einer externen Firma geleistet werden müssen, da Lehrkräfte diese Aufgabe nicht zusätzlich erledigen können. Vielleicht, so regte Gerhard Weber (CSU) an, können sich ja Gemeinden zusammentun, um gemeinsam den IT-Support zu beauftragen. Einige Gemeinderäte äußerten Zweifel, ob Tablets an einer Grundschule wirklich sinnvoll sind. "Die Kinder hängen sowieso so viel am Computer", sagte Jürgen Junghans (parteilos). Den bekannten Warnungen von Digitalisierungs-Gegnern folgt Albert Kirmair (CSU) der fordert, "die Kinder müssen erst ihre Persönlichkeit ausbilden".

Die Mehrheit des Gemeinderates ist aber überzeugt, dass digitale Schulbildung den Kindern ein wichtiges Rüstzeug für die Zukunft mitgebe. Schneider-Güll sagte: "Die Persönlichkeitsentwicklung ist unser oberstes Ziel, digitale Medien sind nur eine Methode."

© SZ vom 07.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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