Mitten in Karlsfeld:Von Hunden und Haubentauchern

Der Grund für Anerkennung und Abwertung ist nicht immer nachvollziehbar

Kolumne von Thomas Radlmaier

Am Karlsfelder See sind echte Haubentaucher gesichtet worden. Es handelt sich aber nicht um unbeholfene Schwimmer, sondern um zwei Wasservögel der Art Haubentaucher. Diese sind ein Paar und haben vor kurzem Nachwuchs bekommen. Seitdem paddeln Mama-Haubentaucher und Papa-Haubentaucher mit ihren kleinen Haubentaucherküken auf dem Rücken über das Wasser. Das sieht so sausüß aus, dass selbst ornithophobe Menschen unter den Badegästen am Karlsfelder See die Vögel mit den bunten Federn auf dem Kopf am liebsten knuddeln würden. Und wenn man sieht, wie elegant die Tiere in die Tiefe tauchen, um Fische zu jagen, findet man es ziemlich unfair, dass der Haubentaucher für ein Schimpfwort herhalten muss. Im Bairischen Sprachgebrauch ist der Haubentaucher nämlich jemand, der eine Sache nur sehr schlecht kann, oder sogar ein Feigling, der sich wegduckt, wenn Gefahr droht.

Doch es gibt noch mehr Tiere, die das Schicksal des Haubentauchers teilen. Der Uhu zum Beispiel. Dem hängt man in Bayern wahlweise die Adjektive "gspinnert" oder "gwampert" an, je nach dem ob einer nicht mehr alle Tassen im Schrank hat oder einen Kessel vor sich herschiebt. Doch man tut dem Uhu Unrecht. Denn die Eulenart jagt sehr schlau und geschickt. Im Flug kann sie sogar Raben und Krähen einholen und diese reißen.

Und nur weil man zu einem Deppen auch Hirsch sagen kann, heißt das nicht, dass der Hirsch an sich ein Depp ist. Gleiches gilt für die Flussratte, der man allgemein unterstellt, sie sei asozial (Bochratz) oder betrunken (bsuffane Bochratz).

Doch es gibt da auch ein Tier, das im Bairischen zumindest teilweise ganz gut weggekommen ist: der Hund. Schon klar. Da sind Beleidigungen wie Sauhund und Hundsgrippe im Sprachgebrauch. Aber man sagt auch: A Hund is' scho. Und in diesem Fall ist Hund ein Ausdruck der Anerkennung. Man meint damit, dass sich jemand ganz schön gewieft verhalten hat. Ein Schlitzohr, der zwar die Regeln nicht so genau nimmt, aber damit durchaus Erfolg hat. Jedenfalls ist es keine herablassende Bemerkung wie Haubentaucher. Dabei ist der Haubentaucher, also der Wasservogel, der so hervorragend tauchen kann, schon auch irgendwie ein Hund.

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