Mitten in Hebertshausen:Folgenschwere Fahrt

Ein 36-Jähriger stürzte kürzlich mit dem Fahrrad - samt seiner beiden Kinder auf dem Lenker und auf der Fahrradstange

Kolumne von Gregor Schiegl

Kalifornien war schon vor mehr als hundert Jahren ein Ort innovativer Ideen. Anno 1895 packte ein gewisser Frank E. Booth massenhaft pazifische Sardinen, sardinops sagax, in Blechdosen. Das Produkt war praktisch und billig, es war der Prototyp der Blechkonserve und der Vorläufer der öffentlichen Verkehrsmittel, wo man morgens und abends sprichwörtlich wie die Sardinen eingezwängt wartet, dass man am Ort seiner Bestimmung anlangt, auf dass jemand den befreienden Ring-Pull-Verschluss betätigt. Der Gegenentwurf dazu ist das Automobil, das langsam wohnzimmerähnliche Dimensionen annimmt, während immer weniger Menschen drinsitzen. 1990 waren es nach Erkenntnissen der TU Dresden in Deutschland noch 1,56 Personen pro Pkw, 2008 waren es nur noch 1,5 und wenn wir das autonome Fahren haben, werden es irgendwann vielleicht nur noch 0,8 sein.

Die goldene Mitte findet sich auf dem Sattel des sehr vernünftigen Verkehrsmittels Fahrrad. Mit einem Hintern und eventuell noch einem Einkaufskorb ist es ideal besetzt. Platziert man mehr Leute darauf, kann das fatal enden, wie ein schlimmer Fahrradunfall am Mittwoch in Hebertshausen gezeigt hat.

Ein 36-Jähriger war am Weinberg in Richtung Franz-Schneller-Straße auf dem Radl unterwegs - samt seiner zwei fünf und acht Jahre alten Kinder. Ein Spross saß vorne auf dem Lenker, der andere befand sich auf der Fahrradstange - oder dem Gepäckträger, so genau konnte der Verfasser des Polizeiberichts das selbst nicht sagen. Das vorne sitzende Kind bekam ein Bein in die Speichen, alle drei stürzten und zogen sich schwere Kopfverletzungen zu. Mit dem Rettungsdienst wurden sie in ein Münchner Klinikum gebracht. Geeignete Kindersitze waren nach Angaben der Polizei nicht am Fahrrad angebracht, keiner trug einen Helm. Der Sachschaden in Höhe von etwa 50 Euro ist wohl das geringste Problem. Man kann nur hoffen, dass es den Verunglückten bald wieder gut geht. Mehr muss man dazu eigentlich nicht mehr sagen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: