Mitten in Schwabhausen:Auto gerettet, Karriere ruiniert

Seine Loyalität zum Arbeitgeber erhielt sich ein 23-Jähriger auch noch im Vollrausch. Sturzbetrunken fuhr er einen Firmenwagen auf den sicheren Hof, um ihn vor Beschädigung zu bewahren. Statt Dank erhielt er eine Anzeige

Kolumne von Anika Blatz

Als Zeichen moralischer Bildung wird sie angesehen. Als so etwas wie die Königin unter den Tugenden - die Loyalität. Auf jeden Fall ist sie Grundlage jahrzehntelanger Freundschaften. Fundament einer glücklichen Ehe. Basis einer harmonischen Beziehung des Arbeitnehmers zum Arbeitgeber. Oder etwa doch nicht? Zum Verhängnis wurde einem Schwabhausener die in letzter Konsequenz geübte Sorge um das Eigentum seines Dienstherrn, weshalb er sich nun vor dem Amtsgericht Dachau verantworten musste. Großzügig hatte ihm der Betrieb ein Firmenfahrzeug überlassen, mit dem der 23-Jährige im Februar bei der Geburtstagsfete eines Kumpels vorfuhr. In Erwartung ausgiebigen Alkoholkonsums sah die Planung des da noch nüchtern und verantwortungsvoll agierenden jungen Mannes vor, das Auto über Nacht stehen zu lassen.

Wären diesem Plan mal nicht die allseits bekannten Ängste vor dem Verbrechen dazwischengekommen. Beim zufälligen Blick aus dem Fenster erspähte der Elektriker Heranwachsende, die ihm, da schon nicht mehr nüchtern, zwielichtig erschienen, kurzum verdächtig um das Gefährt schlichen. Für den umsichtigen Angestellten stand sofort fest: Hier darf man kein Risiko eingehen. Solch finstere Zeitgenossen wären glatt in der Lage, dem Vehikel der Firma Schaden zuzufügen. Kurzerhand stieg er in den Wagen und fuhr ihn sturzbetrunken ins heimatliche, sichere Schwabhausen.

Passiert ist dabei zum Glück nichts. Nicht ein Kratzer am Auto. Plan aufgegangen, könnte man meinen. Pustekuchen. Bürger meldeten die Fahrt in Schlangenlinien der Polizei. Ende vom Lied: Ein seine Tat zutiefst bereuender Angeklagter, 2700 Euro Geldstrafe, Führerscheinentzug - und Arbeitslosigkeit. Kein Fünkchen Dankbarkeit der Firma für den Einsatz ihres Mitarbeiters. Oder wenigstens Verständnis. Es leuchtet doch ein, dass die Grenzziehung zwischen Loyalität und Irrsinn schwerfällt mit zwei Promille im Blut. Stattdessen Kündigung. Das hat er nun von seiner Loyalität - inklusive der Erkenntnis: Undank ist der Welten Lohn.

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