Mitten in Karlsfeld:Wo der Genuss aufhört

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Warum sich die Betreiber des Einkaufszentrums "Karlsfelder Meile" bald einen neuen Werbeslogan überlegen müssen

Von Walter Gierlich

Bisher hörte man als Karlsfelder immer mit kaum verhohlener Häme, wenn Kollegen oder Bekannte, die in der Münchner Innenstadt wohnen, über ihre mühsame Parkplatzsuche berichteten. Eine halbe Stunde lang im Kreis fahren, noch eine Nebenstraße ausprobieren - und dann endlich die ersehnte Lücke erspähen. Nur, um mit einem Blick auf das Schild am Straßenrand festzustellen, dass er bereits im nächsten Stadtviertel gelandet ist und der eigene Parkausweis hier nicht mehr gilt. Die Suche musste also erneut aufgenommen werden.

Noch mehr wuchs die heimliche Belustigung des ansonsten oft belächelten Vorortbewohners über den hochnäsigen Stadtmenschen, wenn dieser bisweilen einräumen musste, dass er morgens nicht mehr genau wusste, wo er sein Auto am Vorabend abgestellt hatte. Von mühseligen Fußmärschen durchs Quartier erzählte der zerstreute Kollege, bis er endlich in einer Sackgasse, die ihm gänzlich unbekannt vorgekommen sei, seinen Wagen entdeckt habe.

Doch die Zeiten der Schadenfreude sind für viele Bewohner der zweitgrößten Landkreiskommune bald vorbei. Plant die Gemeinde doch rund um die "Lebenswert Karlsfeld" genannte neue Ortsmitte eine Parkraumbewirtschaftung nach Münchner Muster mit Parkzonen und -ausweisen für die Anwohner. Schließlich reichen schon heute die Stellplätze in dem zentralen Gemeindebereich nicht aus, so dass die Autos in manchen Straßen derart vogelwild geparkt sind, dass kaum mehr ein Durchkommen möglich ist. Schon gar nicht für die bedauernswerten Busfahrer.

Dabei sind die mehr als 200 Wohnungen in der neuen Mitte noch nicht einmal bezogen und die Geschäfte nicht eröffnet. Wird es dann noch enger auf den Straßen, sollten sich die Betreiber des benachbarten Einkaufszentrums "Karlsfelder Meile", dessen Stellplätze bereits jetzt zu den Hauptgeschäftszeiten bei weitem nicht ausreichen, einen neuen Werbeslogan überlegen. Ihre Kunden könnten sich sonst auf den Arm genommen fühlen. Denn der jetzige Reklamespruch am Haupteingang lautet ausgerechnet: "Parken, shoppen, genießen".

© SZ vom 28.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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