Mitten in Karlsfeld:Unerwünschte Gäste

Gegen die Insektenplage in der Küche helfen die Tipps aus dem Internet wenig. Was man braucht ist - ganz altmodisch - nur etwas Geduld

Kolumne von Walter Gierlich

Der Jahrhundertsommer dieses Jahres schien angesichts des Schneefalls in der Adventszeit nur noch eine blasse Erinnerung für die Jahresrückblickssendung zu sein. Dann lebte er plötzlich in der heimischen Küche wieder auf. Leider von seiner unangenehmen Seite. Trotz der frostigen Temperaturen draußen tummelten sich plötzlich zahllose Fruchtfliegen drinnen. Wo kommen die her? So fragt man sich. Und noch mehr: Wie wird man die wieder los?

Die erste Frage scheint leicht zu beantworten: Die lästigen Viecher kommen entweder aus dem nicht rasch genug ausgeleerten Biomüllbehälter. Oder sie haben in den mittlerweile zusammengeschrumpelten Resten der in diesem Jahr besonders üppigen Apfelernte einen Lebensraum gefunden, der sich offenbar auch zum Heranziehen einer großen Nachkommenschaft eignet. Also wird zum einen der Biomüll umgehend in den Komposter im Garten entleert, zum anderen werden die Äpfel genauestens auf faulige Stellen untersucht und gegebenenfalls entsorgt. Problem gelöst also!

Denkste! Die winzigen Insekten haben die Küche auch ohne Kartoffelschalen und angeschlagenes Obst zu einem lebenswerten Biotop erkoren. Nun muss man selbst als Pazifist und Tierfreund zu härteren Maßnahmen greifen: In den Tiefen des Küchenschranks findet sich eine irgendwann erworbene "giftfreie, spiralförmige Leimfalle". Sie trägt zwar ein Umweltsiegel, verklebt aber schon beim Aufhängen alles, was mit ihr in Berührung kommt. Am wenigsten leider Fruchtfliegen. Im Drogeriemarkt sind andere Fliegenfallen zu finden, die sich problemlos anbringen lassen, ohne Hände und Wände einzusauen. Doch der Erfolg ist überschaubar, die Tierchen schwirren munter drum herum und freuen sich des Lebens.

Also sucht man im Internet nach Abhilfe und findet Tipps für Fallen zum Selberbauen. Einen Becher mit Fruchtsaft und Essig zu füllen, bleibt jedoch so gut wie wirkungslos: Nach zwei Tagen schwimmt eine einsame tote Fliege darin. Neuer Versuch mit einem angeblich todsicheren Rezept: Zuckerwasser. Und tatsächlich: Bald lässt immerhin ein Dutzend aus dem Schwarm der höchst nervigen Tierchen dort sein Leben. Erst allmählich und trotz der geringen Erfolge der Kampfmethoden werden die Schädlinge deutlich weniger. Vielleicht hätte man einfach nur Geduld und gute Nerven gebraucht.

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