Mitten in Karlsfeld :Tückisches Eis

Endlich Schluss mit der klirrenden Kälte. Aber das große Tropfen und Schmelzen birgt auch Gefahren

Von Benjamin Emonts

Für Warmduscher und andere Feinde des sibirischen Winters waren die vergangenen Tage geradezu erlösend. Die Sonne wagte sich mal wieder hervor. Unter der Jacke genügte plötzlich ein Pullover statt mehreren Lagen Multifunktionswäsche, Handschuhe wurden überflüssig, die Mütze noch während des Winterspaziergangs abgenommen. Von den Dächern stürzten Schneelawinen, auf die mancherorts mit einem "Vorsicht, Dachlawine"-Schild hingewiesen wurde. Es tropfte und tropfte. Zum ersten Mal in diesem Jahr verbreiteten sich so etwas wie Frühlingsgefühle .

Das große Tropfen und Schmelzen birgt aber auch Gefahren für Schlittschuhfahrer oder Eisstockschützen, wie die Wasserwacht Karlsfeld in einem Video auf Facebook eindrucksvoll nachweist. Schauplatz ist der Karlsfelder See, auf dem vor wenigen Tagen noch Menschen über das gefrorene Wasser liefen. Ein dick eingepackter Mensch schreitet in Zeitlupe über die Eisdecke. Er kommt ein wenig so rüber wie ein Astronaut in einem Raumanzug, der sich auf einem unbekannten Planeten nach vorne tastet. Immer wieder bleibt er stehen, als würde er die lauernde Gefahr bereits spüren. Doch es passiert zunächst nichts. Erst als der Betrachter befürchtet, das Video könnte tatsächlich ohne Höhepunkt enden, bricht der Mensch durch die Eisdecke.

Man kann sich darüber durchaus freuen - wann sieht man schon mal jemanden einbrechen, wissend, dass ihm dabei nichts passieren kann. Der Wasserwachtler war mit einem roten Seil gesichert, an dem er wieder rausgezogen wurde. Was die Wasserwacht mit ihrem Video aber sagen will, ist, dass man die unzulänglich zugefrorenen Gewässer im Landkreis keinesfalls betreten sollte. Auf dem Karlsfelder See könne die Eisdecke mancherorts noch knapp acht Zentimeter dick sein - drei Schritte weiter jedoch nur noch ein bis zwei Zentimeter, was eine akute Einbruchgefahr bedeute. So schön das Schlittschuhfahren gewesen sein mag - es ist jetzt eindeutig zu warm dafür.

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