Mitten in Karlsfeld:Neue Beliebtheitsskala

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Die Idee von Fußballstickern beim TSV Eintracht Karlsfeld könnte sich auch für die wichtigsten Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sozialem und Kultur eignen

Von Wolfgang Eitler

Rein mathematisch betrachtet, sind die bekannten Panini-Bilder von Fußballern ein lukratives Geschäft. Wer jemals versucht hat, ein komplettes Album voll zu bekommen, weiß: Er braucht sehr viele Bildchen. Außerdem gilt es als fraglich, ob der Hersteller tatsächlich alle Fußballer in jeweils der gleich hohen Auflage drucken lässt. Im günstigsten Fall liegt man bei 255 Euro pro Album. Durchschnittlich sind nach offizieller Wahrscheinlichkeitsberechnung etwa 600 Euro notwendig.

Insofern verfolgt der TSV Eintracht Karlsfeld eine bewährte Geschäftsidee. Denn er will am Wochenende auf einem großen Fußballfest das erste Stickeralbum der Vereinsgeschichte mit allen Frauen-, Jugend- und Herrenteams anstoßen. Alle lassen sich fotografieren. Die einzelnen Bilder sollen dann in Karlsfelder Geschäften zu kaufen sein.

Sobald die Bilder vorliegen, wird die Fußballabteilung definitiv erfahren, wie beliebt ihre Mannschaften tatsächlich sind. Bei prominenten Sportlern wie Thomas Müller oder Philipp Lahm stellt sich diese Frage nicht. Aber es geht um Güngor Cakir, Milan Osmanovic, Tim Göhler, Markus Huber, Kapitän Fabian Schäffer oder Trainer Luigi Marseglia. Der Verein ist zuversichtlich. Er bindet die Fotoaktion in ein Fest ein, das am Sonntag, 25. September, elf Uhr, im Sportpark an der Jahnstraße beginnt.

Die Idee verdient es, genauer verfolgt zu werden. Denn vielleicht eignet sie sich für die Politik. Da Landrat Stefan Löwl (CSU) beispielsweise gerne in der Öffentlichkeit steht, müsste ein Sticker von ihm einen vergleichbar reißenden Absatz finden. Den Erlös könnte er für einen guten Zweck spenden. Ein Sammelalbum mit den wichtigsten Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sozialem und Kultur könnte sogar ein Renner werden. Der Wettstreit um die wahre Beliebtheit wäre auf diese Weise zu klären. Denn teure, repräsentative Umfragen gibt es für Landkreise nicht. Dann hieße es künftig: In der Sticker-Beliebtheitsskala führt klar . . . .

Bei der Europameisterschaft in diesem Jahr ist übrigens ein englisches Ehepaar dem Sammelzwang ausgewichen, indem es Fußballer eigenhändig mit Buntstiften porträtierte. Die Sticker verkauften sie für die Krebshilfe. Die Vorlage aus England ist beeindruckend. Manches gemalte Werk wirkt wesentlich authentischer als die Fotografie.

© SZ vom 23.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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